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Opel
Opels neuer Chef, Nick Reilly, macht es sich nicht leicht auf dem Genfer Automobilsalon. Er kämpft mit einer Journalistenrunde nach der anderen, um das Bild des neuen Unternehmens aus Opel und Vauxhall an eine neue Wirklichkeit anzupassen.
Erst heute Morgen überraschte er die automobile Welt und wohl auch die betroffenen europäischen Regierungen mit der Ankündigung, dass die Opel-Mutter General Motors (GM) nun nicht nur 600 Millionen Euro, sondern 1,9 Milliarden Euro in die Hand nehmen will, um die beiden Marken über die Runden zu bringen und in die Gewinnzone zu führen.
Reilly nennt die Phase der Insolvenz der Mutter GM . „Aber anschließend wussten wir, was wir falsch gemacht hatten.“ Außerdem habe das neue Board, das überwiegend nicht aus Autoexperten besteht, die richtigen Fragen gestellt. Das aus der Insolvenz hervorgegangene neue GM-Unternehmen habe deswegen seine Organisation dezentral und lokaler aufgezogen, aber auch die Verantwortung nach unten verlagert.
Wie sehr die alte, komplett auf Detroit ausgerichtete Struktur der Vergangenheit angehört, erläuterte an einem Bespiel. Als er im November 2009 nach Rüsselsheim gekommen sei, habe er die Meinung vertreten, für den neuen Kleinwagen unterhalb des Opel Corsa solle eine Plattform aus dem Konzern verwendet werden. Aber die Techniker und Designer hätten ihn überzeugt. Man habe die Entscheidung getroffen, eine eigene Plattform zu entwickeln, in Rüsselsheim und nicht in Detroit.
Rüsselsheim sei – so Reilly – zu 100 Prozent für das Design der Autos zuständig, die als Opel und Vauxhall angeboten werden. Wenn Plattformen aus dem weltweiten Konzernregal zum Einsatz kommen, wird die Entwicklung dennoch in Rüsselsheim abgeschlossen. Die Plattform für den neuen Astra (In der Konzernsprache Delta-Plattform) wird ebenfalls in Rüsselsheim entwickelt. Die neue Organisation habe Opel also eine viel größere Unabhängigkeit bei den Produkten gebracht und das nicht nur so lange, wie sich die Mutter intensiv um das eigene Geschäft kümmern müsse.
Die Unabhängigkeit bezieht sich laut Reilly aber nicht nur auf die Produkte, sondern auch auf die Märkte. Es liege an Opel und Vauxhall, in welchen Märkten sie sich engagieren wollten. Opel habe zum Beispiel in China trotz eines kleinen Angebots ein gutes Image. „Ich glaube, wir könnten unser Geschäft in China in kurzer Zeit verdreifachen und dabei Geld verdienen.“ Auch für Indien sieht Reilly gute Chancen.
Reilly hatte auch eine Erklärung bereit, warum GM nun bereit ist, mehr Geld in die Sanierung des Europageschäfts zu stecken. General Motors brauche eine starke Position in Europa als wesentliches Standbein. Zu dem Betrag von 1,9 Milliarden Euro („Das war eine große Entscheidung“) habe man sich aus verschiedenen Gründen entschlossen. Damit verstummten die Befürchtungen, Opel könne schon in kurzer Zeit insolvent oder durch ausbleibende Erfolge im Markt bereits in kurzer Frist in Probleme geraten.
Nick Reilly hatte in seinem Sanierungskonzept einen Betrag von 3,3 Milliarden Euro genannt. Die Regierungen – so Reilly – hätten aber in der Summe lieber noch einen zusätzlichen „Puffer“ gesehen. Deswegen gehe man bei den Gesprächen heute von 3,75 Milliarden Euro Finanzbedarf aus. Reilly hofft nun auf rasche Verhandlungen mit den Regierungen, in den Opel- oder Vauxhall-Standorte bestehen. Entscheidungen lägen bisher von keiner Regierung vor, aber positive Reaktionen. Reilly geht davon aus, dass es im Laufe der kommenden drei Wochen auch mit der Bundesregierung zu einer Einigung kommen werde. Er wies noch einmal darauf hin, dass es nicht mehr um Zuschüsse oder Kredite, sondern um die Übernahme von Bürgschaften gehe. Das Geld werde sich GM bei der Europäischen Investment Bank und bei Geschäftsbanken beschaffen.
geschrieben von auto.de/(ampnet/Sm) veröffentlicht am 02.03.2010 aktualisiert am 02.03.2010
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