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Als Thema des Autofrühlings am Genfer See benannte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die voranschreitende Effizienz der Antriebe. Gleichzeitig nehme die Modellvielfalt weiter zu, beschrieb er anlässlich einer Pressekonferenz am Vorabend des ersten Pressetags des Internationalen Genfer Automobilsalons den Trend. Als dritten Trend nannte Wissmann die Vernetzung mit dem Internet und Geräten wie iPhone und iPad.
Die Fächerstrategie, die die deutsche Automobilindustrie seit Jahren verfolgt – also das gleichzeitige Vorantreiben verschiedener Antriebsarten von Wissmann als Fächerstrategie beschrieben – werde umgesetzt. Als Beispiele, die in Genf zu sehen sind nannte er den Audi A3 E-Tron als ersten Plug-in-Hybrid von Audi und den Audi A3 G-Tron mit einem Gasantrieb, der sowohl mit Erdgas als auch mit dem neuen CO2-neutralen Kraftstoff Audi-E-Gas (CH4) betrieben werden kann. Der kommende BMW i3 sei nicht nur besonders effizient, sondern während der Fahrt emissionsfrei.
Bei Ford erwähnte Wissmann die neuen Modelle mit Ecoboost-Motoren, nach dem Downsizing-Prinzip entwickelte Turbo-Benzindirekteinspritzer wie den besonders effektiv arbeitenden 1,0-Liter-Dreizylinder. Der Mercedes-Benz CLA 220 CDI komme – so Wissmann – auf einen CO2-Wert von lediglich 109 Gramm (4,2 l/100 km), die neue E-Klasse Bluetec Hybrid weise als Diesel-Hybrid einen CO2-Wert von 107 Gramm auf (4,1 l/100 km). Opel zeige den Zafira Tourer, dessen Clean-Diesel-Motor lediglich 4,1 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer benötigt (109 Gramm CO2/km).
Einen besonderen Platz unter den Effizienten fordert in diesem Jahr Volkswagen für sich. Die Wolfsburger kommen mit dem Ein-Liter-Auto, dem XL-1, einem Plug-in-Diesel-Hybrid mit extrem niedrigem CO2-Wert (21 Gramm/Kilometer), sowie dem Jetta Hybrid, der in Genf seine Europa-Premiere feiert (4,1 l/100 km).
Als zweites prägendes Element bei den deutschen Herstellern bezeichnete Wissmann die sportlich-elegante Komponente der Modelle in Genf. Wieder dem Alphabet folgend, nannte er als Beispiele den Audi RS 6 Avant, den BMW 3er GT und das M6 Gran Coupé, den Mercedes-Benz C 63 AMG und die Top-Version der neuen A-Klasse (A 45 AMG) sowie die neue E-Klasse und den CLA. Ford zeigt erstmals die Europa-Version des kompakten SUV Ecosport. Opel stellt das neue viersitzige Cabriolet Cascada vor. Porsche präsentiert – im Jubiläumsjahr (50 Jahre Porsche 911) – den Porsche 911 GT3, und Volkswagen bringt zum einen die siebte Generation des Golf GTI und zum anderen den Golf GTD.
Als dritten Trend zählte Wissmann das vernetzte Fahren auf und nannte das Ergebnis als Kernkompetenz der deutschen Hersteller. Die Innovationsgeschwindigkeit gerade in diesem Technologiefeld sei faszinierend.
Wie stets zu strategischen Messen äußerte sich der VDA-Präsident auch jetzt in Genf sich wieder zu den Entwicklungen in den Märkten. Natürlich schaue derzeit jeder auf die Entwicklung in Westeuropa. Doch die deutsche Automobilindustrie ist global aufgestellt, betont Wissmann auch in Genf. Global gesehen sei die Perspektive durchaus positiv: Der Welt-Pkw-Markt wird 2013 um zwei Prozent auf 70,7 Mio. Einheiten wachsen. Für den chinesischen Markt erwartet der VDA ein Plus von sechs Prozent auf 14 Millionen Einheiten, die USA werden um fünf Prozent auf knapp 15,2 Millionen Light Vehicles zulegen. Indien und Russland sind ebenfalls im Plus mit einem Volumen von jeweils rund drei Millionen Pkw.
Sorgen bereitet den deutschen Herstellern vor allem der westeuropäische Pkw-Markt, der 2012 um acht Prozent auf knapp 11,8 Millionen Neufahrzeuge zurückging. Unter der Schwäche Westeuropas – insbesondere in Spanien, Italien und Frankreich – leiden vor allem Hersteller und deren Zulieferer, die ihre Hauptabsatzmärkte in Europa haben und in den Wachstumsregionen USA oder China kaum oder gar nicht präsent sind. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist der westeuropäische Pkw-Markt um drei Millionen. Einheiten zurückgegangen.
Wissman hält es für fatal, diese Tendenz linear fortzuschreiben. Westeuropa bleibe Autoland. Wie rasch sich Märkte erholen können, haben die USA gezeigt. Der Prozess in Westeuropa werde mehr Zeit benötigen. Doch mittelfristig sei durchaus wieder mit einem deutlich höheren Marktvolumen zu rechnen. Gerade in den besonders betroffenen europäischen Ländern staue sich derzeit ein potenzieller Nachholbedarf an, der auch qualitativ zu sehen ist.
Für das Gesamtjahr 2013 rechnet der VDA für Westeuropa mit einem Rückgang um drei Prozent auf knapp 11,5 Millionen Neuwagen. Ein erster Indikator dafür, dass die von der Krise besonders betroffenen Länder wieder Tritt fassen könnten, sei die Tatsache, dass in Italien und Spanien seit einiger Zeit die realen Lohnstückkosten sinken. Auch in Frankreich ist dies in den letzten Monaten zu beobachten. Dennoch sei der VDA über die derzeit schwierige Lage in unseren europäischen Nachbarländern alles andere als glücklich. „Wir Deutsche brauchen auch für die Automobilmärkte in Europa unsere französischen und italienischen Nachbarn“, sagte der VDA-Präsident.
Die deutschen Hersteller erwarten von den europäischen Mitgliedsstaaten Reformen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit, damit es wieder aufwärts gehen kann. Das allein genügt jedoch nicht. Auch die europäischen Institutionen sind gefordert. Notwendig sei eine Politik, die in der EU die Industrie wieder in den Mittelpunkt rückt, anstatt sie zu überfordern. Entscheidend sei, dass die EU die notwendige Balance zwischen Klimaschutz- und Industriepolitik findet.
In der Branche gehe es in Zuklunft auch um das 95-Gramm-Ziel, das nach den Plänen der EU-Kommission bis zum Jahr 2020 erreicht werden soll. Das entspricht einer Reduktion von rund einem Drittel gegenüber dem Basiswert von 141 Gramm CO2 pro Kilometer in 2010. Die Automobilindustrie – so Wissmann – stehe zu diesem Ziel. Das werde für den Autofahrer nicht kostenneutral erreichbar sein – höchstens über einen langen Nutzungszeitraum. Wer die Pkw-Märkte kenne, der wisse, wie preissensibel der Kunde reagiere. Die EU-Kommission solle daher alle Möglichkeiten ausschöpfen, um neue Technologieentwicklungen zu beschleunigen und um Anreize für fortschrittliche Innovationen zu setzen.
geschrieben von auto.de/(ampnet/Sm) veröffentlicht am 05.03.2013 aktualisiert am 05.03.2013
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