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Beim Thema Gesundheit im Pkw denken wohl die meisten Autofahrer an aktive und passive Schutzsysteme zur Unfallvermeidung oder zur Verringerung der Verletzungsgefahr. Doch auch der unfallfreie Betrieb eines Automobils bietet zahlreiche Möglichkeiten, seine Gesundheit in Mitleidenschaft zu ziehen – was beim Kauf eines Fahrzeugs häufig vergessen wird. Die unmittelbare und zugleich wichtigste Kontaktstelle zwischen Mensch und Kraftfahrzeug ist der Autositz.
Für den potentiellen Käufer gilt: Auf den ersten Eindruck vertrauen. Sitzt der Sitz „wie angegossen“ oder muss man nach zusätzlichen Verstellmöglichkeiten suchen? Ein kundenorientierter Händler wird dem Interessenten eine längere Probefahrt ermöglichen. Dabei kann geprüft werden, ob der Sitz genug Halt gibt, ohne die Hüfte zu quetschen und die Wirbelsäule zu strapazieren. Der Fahrersitz sollte zusätzlich zur Längs- und Lehnenverstellung über eine Lendenwirbelsäulenabstützung verfügen.
Einige Hersteller bieten Komfortsitze an, bei denen auch der Schulterbereich, die Wangen und Seitenpolster der Sitzfläche sowie die Auflage der Oberschenkel variierbar sind. Allen Systemen gemein ist ein ordentlicher Aufpreis, aber sie sind ihr Geld wert, da sie den unterschiedlichsten Bedürfnisse anzupassen sind. Als orthopädisch vorbildlich gelten die Sitze, die ein Zertifikat der „Aktion gesunder Rücken“ (AGR) tragen. Opel bietet sie als Sonderausstattung an.
Die zweite wichtige Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ist das, was mit den Augen erfasst wird. Auf der einen Seite betrifft das Instrumente, Displays und Innenbeleuchtung, auf der anderen die Lichtmenge, die durch die Scheiben ins Fahrzeug dringt. Bei der Probefahrt sollte man auf Blendfreiheit und lästige Spiegelungen achten, die vor allem bei hellen Innenverkleidungen in Front- oder Seitenscheiben auftreten können.
Was die Beleuchtung der Instrumente angeht, folgen die Hersteller bislang eher ästhetischen als medizinisch nachprüfbaren Kriterien. Rot ist in verschiedenen Abstufungen eine häufig anzutreffende Farbe in den Displays. „Doch für die Wahrnehmbarkeit ist ein starker Kontrast, also schwarz und weiß, immer noch am besten“, meint Professor Christian Ohrloff vom Zentrum für Augenheilkunde der Universität Frankfurt.
Einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Gesundheit von Autofahrern hat zudem die Lüftung. Ihr kommen zwei wesentliche Aufgaben zu: Sie soll die im Fahrgastraum vorhandenen zwei bis drei Kubikmeter Luft umwälzen, erneuern und – falls eine Klimaanlage vorhanden ist – auf einem verträglichen Temperaturniveau halten. Wichtig ist, dass die Insassen die Lüftungsdüsen nach ihren Bedürfnissen regeln können, und zwar nach der Ausströmmenge und nach der Richtung des Luftstroms. Nicht nur ein permanent geöffnetes Fenster, sondern auch eine falsch eingestellte Klimaanlage kann für einen steifen Hals sorgen. Deswegen sind die Lüftungsdüsen so einzustellen, dass der Luftstrahl nicht direkt auf den Körper trifft. Um Erkältungen zu vermeiden, darf der Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innentemperatur nicht mehr als sechs Grad Celsius betragen.
Erst seit wenigen Jahren wird bei der Konstruktion solcher Anlagen der Luftfeuchtigkeit erhöhte Bedeutung beigemessen. Die Kühlung der Luft bringt physikalisch bedingt eine starke Entfeuchtung mit sich. Zu trockene Luft kann eine Reizung der Atemwege mit sich bringen. Die meisten deutschen Hersteller verwenden inzwischen regelbare Kompressoren, die sich auf einen Wert von 30 bis 50 Prozent einstellen lassen. Sie können von der Fachwerkstatt auch nachreguliert werden, was bei den überwiegend herkömmlichen Verdampfern nicht der Fall ist.
Der Nutzen eines zusätzlichen Pollenfilters wird häufig in der Werbung betont. Doch dabei wird gern die Tatsache verschwiegen, dass die üblicherweise in Lüftungssystemen verwenden Filter so feinmaschig sind, dass sie wesentlich kleinere Partikel als Pollen zurückhalten.
Verstärkte achten die Hersteller inzwischen auch auf die im Fahrzeuginnenraum verwendeten Materialien und ihre Wirkung auf das Wohlbefinden der Insassen. Denn Polster oder Verkleidungen könnten bei der Herstellung verwendete Substanzen ausdünsten. Ford hat sich dieser Thematik vor einigen Jahren angenommen und bietet mittlerweile eine Reihe von Modellen mit dem TÜV Rheinland-Zertifikat „Allergie getesteter Innenraum“ an. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECRAF) an der Berliner Charité hat eine dieser Modell zusätzlich als allergikerfreundlich ausgezeichnet.
Dem Komfort einer Sitzheizung ist übrigens der Schaden bei Fortpflanzungsfähigkeit der Männer gegenüberzustellen. Denn zu viel Wärme von unten kann die Spermienproduktion gefährden, wie Forscher der Universität Gießen nachgewiesen haben. Die ideale Temperatur für die Spermienproduktion liege bei einem oder zwei Grad unter der normalen Körpertemperatur. Doch bereits nach einer Stunde auf einem beheizten Autositz liegt die Hodentemperatur bei durchschnittlich 37,3 Grad Celsius. Bei Männern, die die Heizspirale ausgeschaltet lassen, sind die Hoden im Durchschnitt nur 36,7 Grad warm. Der Temperaturunterschied ist zwar gering, aber unter Umständen groß genug, um zu schaden. Wer seine Familienplanung noch nicht abgeschlossen hat, sollte eventuell auf eine Sitzheizung verzichten. Mit den gesparten Kosten könnte man ja das Kindergeld aufstocken.
geschrieben von (afb/mid) veröffentlicht am 08.09.2009 aktualisiert am 08.09.2009
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