Glosse: Sentimentale Abwracker

Die Abwrackprämie hat in Deutschland vieles verändert. Neben einem florierenden Neuwagenmarkt und geschäftigen Autohausangestellten hat sie vor allem den Verwertern viel zusätzliche Arbeit beschert. Der Weg zum Schrottplatz fällt jedoch nicht allen Abwrackwilligen leicht, sind doch die meisten Autos noch fahrtüchtig und haben ihrem Halter Jahre lang treu gedient.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele der Prämienberechtigten ein Andenken an das alte Auto wünschen und sei es nur das Stofftier, das stets am Innenspiegel baumelte, der Wackeldackel von der Hutablage oder die Schaltknaufkugel des alten Golfs. Zudem könnten sich Altautobesitzerinnen zur Erinnerung aus Sitzbezügen oder Radkappen Handtaschen fertigen lassen, der Mercedes-Stern könnte als Kettenanhänger dienen und die Fußmatten als Türvorleger. Nostalgikern ist dies jedoch etwas zu wenig. Sie wünschen sich, dass noch mehr von ihrem geliebten Auto bleibt als nur Kleinkram.

Doch Vorsicht, nicht jeder Lebensgefährte, Mitbewohner oder Familienangehörige empfindet einen Scheinwerfer als Nachttischlampe, einen Vierzylinder als Blumenvase, ein Lenkrad als Kerzenständer oder eine Autotür als Wandschmuck als besonders schön. Hinzu kommt, dass laut den Abwrackregeln seitens der Regierung ein mehr oder weniger vollständiges Auto in die Presse wandern muss und nicht nach belieben ausgeschlachtet werden darf. Diese Vorschrift soll Verschrottungsbetrügern die Hände binden und freut gleichzeitig alle Mitbewohner eines äußerst sentimentalen Abwrackers.

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