Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Goodyear
Winterreifen gelten als die Königsdisziplin der Reifenkonstrukteure. Sie sollen auf nasser Straße möglichst gut haften, aber auch auf Schnee und Eis. Sie sollen Sicherheit gegen Aquaplaning bieten, aber auch auf trockener Straße bei hohem Tempo nicht schwammig wirken. Sie sollen leise laufen und lange leben – alles Forderungen, die sich großenteils gegenüber stehen. Goodyear forscht zusammen mit der Uni Luxemburg sogar an Schneekristallen: Wie sich diese bei unterschiedlichen Temperaturen und unter dem Druck darüber rollender Autos verhalten, hat durchaus Auswirkungen auf die Haftung der Reifen.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Goodyear
Neue Winterreifen zeichnen sich meist durch Profile aus, deren Rillen wie ein Pfeil angeordnet sind. Winterliche Straßen sind häufig nass, an schneebedeckten Rändern und in Spurrillen bilden sich tiefe Pfützen. Das Reifenprofil muss dieses Wasser aufnehmen und seitlich ableiten. Pfeilförmige, nach außen breiter werdende Rillen erleichtern dies. Die Reifen müssen allerdings in der richtigen Richtung montiert sein – was mit entsprechenden Pfeilen auf der Flanke deutlich angezeigt wird. Für sehr sportliche Fahrzeuge gibt es auch asymmetrische Profile.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Nokian
Das Profil wirkt bei vielen modernen Winterreifen schon optisch „griffig“. Der Trick, mit dem sie auf feuchter Fahrbahn und ganz besonders auf Eis für Haftung sorgen, offenbart sich aber erst auf den zweiten Blick: Es sind ihre vielen Lamellen. Auf die Profilblöcke sind rund um den Reifen mehrere hundert meist gewellte Einschnitte verteilt. Beim Darüberrollen verzahnen sich ihre feinen Kanten mit den Rauigkeiten der Fahrbahn. Sie verbessern damit die Haftung auf nasser Straße, auf Schnee und vor allem auf Eis ganz wesentlich. Moderne Assistenzsysteme (ESP, ABS) können auch nur dann ihre segensreiche Wirkung entfalten, denn die Reifen mit ihren etwa postkartengroßen Aufstandsflächen sind die einzige Verbindung des Autos mit der Straße.
Die Lamellen allerdings unterteilen die Profilblöcke. Sie sind dann weniger steif. Nachgiebige Profilblöcke aber lassen die Lenkung träger reagieren. Mit schräger Anordnung, mit kugelförmigen Konturen haben die Reifenentwickler viel Gehirnschmalz in diese „interlockenden“ Lamellen investiert. Unter der Einwirkung von Längs- und Querkräften greifen sie ineinander, sie verzahnen. Die Profilblöcke werden dann ähnlich steif wie ohne Lamellen – deren Wirkung ist dennoch gegeben.
Copyright: Auto-Medienportal.Net
Neue Winterreifen sind in allen wichtigen Disziplinen besser als ihre Vorgänger. „Bekamen im Vorjahrestest noch drei Modelle wegen zu langer Bremswege (auf nasser Straße) das Urteil mangelhaft, bremste dieses Mal keiner schlechter als ausreichend“, bringt es „Test“ auf den Punkt. Auch die Fachzeitschrift „Lenkrad“ des Automobilclubs Europa (ACE) untersuchte zusammen mit der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) und dem großen österreichischen Automobilclub ARBÖ Winterreifen. Und sekundiert: „Auch innerhalb des Testfelds beträgt die Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten Teilnehmer (beim Trockenbremsen aus Tempo 100) gerade einmal zwei Meter. Das beweist, dass die Hersteller dazu gelernt haben.“
Zwei Meter mehr Bremsweg – das klingt nach wenig. Ist es aber nicht: Beim Bremsen aus Tempo 100 bedeuten diese zwei Meter, dass der Wagen mit annährend 20 km/h aufprallt! Kurzer Bremsweg auf Nässe ist in unseren Breiten (mit wenig Schnee, aber viel Nässe) die wichtigste Disziplin für Winterreifen.
Copyright: Kröner/GTÜ/Auto-Medienportal.Net
Es gibt aber auch im wahrsten Sinn des Wortes wasserscheue M+S-Profile. Die Stiftung Warentest und „Lenkrad“ attestierten erneut Billigreifen (sie kommen meist aus China) sehr schlechte Eigenschaften. Auch Allwetter-Reifen, die sich für Winter wie Sommer gleichermaßen eignen sollen, erreichen bei Nässe und Kälte nicht die Werte wirklicher M+S-Reifen. Die Gefahr, dass es mit allen diesen im Ernstfall einmal nicht reicht, ist durchaus vorhanden. Und die Ersparnis durch vier preiswerte Reifen viel kleiner als die Reparatur des verbeulten Autos. Vom Ärger (und der möglicherweise hinterher höheren Versicherungsprämie) ganz abgesehen.
Weniger gut – das gilt für Reifen auch bei nachlassendem Profil. Nicht umsonst verlangt Österreich für M+S-Reifen vier Millimeter als Minimum. Markierungen in der Lauffläche, bei Goodyear z. B. ein kleiner Schneekristall als Indikator, lassen auch ohne Tiefenmesser erkennen, wann diese Grenze erreicht ist. Bis dahin bleiben die Leistungen auf Nässe, Schnee und Eis weitgehend erhalten. Danach nehmen sie rapide ab.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Goodyear
M+S-Reifen sind als solche gekennzeichnet. Für das Gesetz genügen die Buchstaben „M+S“. Es gibt aber Reifen (vor allem für Geländewagen), die trotz dieser Buchstaben für Matsch und Schnee gar nicht taugen. Eine gewisse Garantie für Brauchbarkeit im Winter bildet zusätzlich zur Kennung „M+S“ der Schneekristall: Er darf nur angebracht werden, wenn der Reifen auf Glätte genormte Mindestanforderungen erfüllt.
Wie auch immer: Jetzt beginnt wieder die Saison für Nässe-Kälte-Schnee-Eis-Reifen. Von O bis O, von Oktober bis Ostern, sobald die Temperaturen in den einstelligen Bereich fallen, sind sie angebracht – und Vorschrift, wenn tatsächlich winterliche Verhältnisse herrschen. Neun von zehn Autos rollen dann auch auf ihnen. Verzichten können höchstens Zweitwagen, die bei Wintereinbruch stehen bleiben.
Händler und Werkstätten empfehlen, bald zu kommen: Noch ist die Auswahl groß, noch gibt es günstige Preise. Fällt der erste Schnee, ist der Andrang riesig (und über Rabatte nicht zu reden). In diesem Winter werden Termine voraussichtlich besonders knapp: Neben den Reifen müssen manchmal auch die Geber für die zunehmenden Reifendruck-Kontrollsysteme montiert und justiert werden. Manche Hersteller versüßen baldige Bestellung sogar mit Rückerstattungs-Prämien.
geschrieben von ampnet/fer veröffentlicht am 07.10.2014 aktualisiert am 07.10.2014
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.