GTÜ testet Kindersitze

Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) hat sich mit den Kindersitzen im Auto und deren Befestigung beschäftigt. Durch fehlerhaftes Anbringen von Kindersitzen sind nach Expertenschätzungen rund ein Drittel der Kinder im Auto falsch oder unzureichend gesichert. Die neue Generation von Befestigungssystemen, das sogenannte Isofix, löst dieses Problem und sorgt bei einem Unfall für mehr Stabilität und Sicherheit im Kindersitz.

Isofix-Befestigungen gibt es nicht in jedem Auto. Mit Baujahr 2008 verfügen fast alle Neuwagen zwischen Rückenlehne und Sitzpolster über eine Metallschlaufe, an der der Kindersitz sicher einrasten kann. Herkömmliche Kindersitze werden dagegen lediglich mit dem Drei-Punkt-Gurt auf dem Sitz oder der Rückbank festgeschnallt.

Für die Sicherheit der Kinder im Auto ist vor allem die Befestigung der Sitze wichtig. Deshalb hat die GTÜ 17 verschiedene Kindersitze und Babyschalen einem praxisnahen Crash-Test unterzogen.

Bei Babyschalen für Säuglinge (Gruppe 0 Kinder bis 13 kg, also Babys bis knapp neun Monate), die nur mit dem Gurt festgeschnallt sind, scheinen das Baby nach einem Unfall zwischen Schale und Rückenlehne fast zerquetscht zu werden. Ursache hierfür ist der Drei-Punkt-Gurt, der einen relativ großen ewegungsspielraum lässt. Um für das Baby einen möglichst großen „Überlebensraum“ nach einem Crash zu schaffen, ist hier dringend darauf zu achten, dass sich der Tragegriff der Babyschale bei herkömmlicher Befestigung mit dem Drei-Punkt-Gurt stets in Tragestellung befindet.[foto id=“55462″ size=“small“ position=“right“]

Die starre Befestigung der Isofix-Schalen führt zwar dazu, dass die Belastungswerte besonders für die Babybrust in den ersten Millisekunden nach dem Aufprall relativ hoch sind. Auf Grund der Endlage raten die Experten der GTÜ aber dazu, Babyschalen mit Isofix-Befestigung der herkömmlichen Gurtbefestigung vorzuziehen. Ähnlich gut wie Isofix sind auch Babyschalen mit Drei-Punkt-Gurtbefestigung und einem so genannten Grundkörper, in dem die Schale einrastet und der sich im Fußraum des Autos abstützt.

Kindersitze für Kleinkinder (Gruppe I 9 bis 18 kg) haben bei Crash-Tests mit dem Isofix-System wesentlich geringere Belastungswerte als bei herkömmlichen Befestigungssysteme ergeben. Zudem bewegen sich die Sitze weit weniger nach vorn als bei Gurtbefestigungen. Je geringer der Weg des Sicherungssystems ist, desto unwahrscheinlicher ist auch ein Aufprall des Kinderkopfes auf die Rücklehne des Vordersitzes. Lediglich ein Sitz eines deutschen Herstellers versagt bei dem Aufpralltest komplett: Der Schrittgurt reißt und im Ernstfall wäre das Kind gegen die Rückenlehne geprallt und höchstwahrscheinlich schwer verletzt worden.

Bei Kindersitzen für Drei- bis Elfjährigen (Gruppe II/III, 15 bis 36 kg) werden allgemeine Schwächen bei der Gurtführung deutlich. Hier wird das Kind auch bei Isofix-Sitzen mit dem „Erwachsengurt“ gesichert. Durch spezielle Führung am Sitz wird der Gurtverlauf an die Größe des Kindes angepasst. Dabei springt der Schultergurt aus der Führung oder die Gurtführung versagt komplett. In diesem Moment beschleunigt der Körper wieder stark und der Gurt schlägt gegen den Hals des Kindes. Die GTÜ appelliert deshalb an alle Hersteller, die Gurtführungen entsprechend zu verstärken.[foto id=“55463″ size=“small“ position=“left“]

Insgesamt sind Kinder in den Isofix-Sitzen schneller abgebremst als in unbefestigten Sitzen. Kind und Sitz werden bei einem Unfall somit deutlich weniger nach vorne geschleudert. Ein Aufschlagen des Kinderkopfes auf der Rücklehne des Vordersitzes ist unwahrscheinlicher. Gleichzeitig sinken die gemessenen Belastungswerte für Kopf und Brust des Kindes.

Der größte Nachteil bei der Sitzbefestigung mit dem Drei-Punkt Gurt ist die Gefahr von Bedienungsfehlern. Wenn es im Alltag schnell gehen muss und die nötige Ruhe fehlt, sitzt der Gurt häufig nicht richtig, ist verdreht oder nicht ausreichend angezogen. Deshalb rät die GTÜ, genau darauf zu achten, dass die Gurte entsprechend der Bedienungsanleitung verlaufen. Beim Isofix-System dagegen kann man durch das Einrasten des Sitzes in der Metallschlaufe weniger falsch machen.

Grundsätzlich sollten Kindersitze nach einem Unfall unbedingt ausgetauscht und nicht wieder verwendet werden.

Getestet wurden bei dem unabhängigen Testinstitut ACTS in Sailauf bei Aschaffenburg in Anlehnung an den Euro-NCAP-Test, der europäischen Testnorm für Fahrzeuge und Insassen. Ausgewählt wurden Kindersitze der Hersteller Concord, Cybex, Maxi-Cosi, Recaro, Römer und Teutonia, die bei den Tests der Stiftung Warentest mindestes mit der Note „befriedigend“ abschnitten. Die Aufprallgeschwindigkeit betrug bei allen Befestigungssystemen einheitlich 64 km/h. Bei den ECE-Zulassungstests für Kindersitze beträgt die Geschwindigkeit lediglich 50 km/h. Auch sind dort die Grenzwerte für die Kopf- und Brustbelastung höher als beim EURO-NCAP-Test.

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