Ihre persönliche Autoberatung
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Liebes Tagebuch,
ungefähr die Hälfte meiner
Zeit als Putzmeister habe ich rum gekriegt. Teilweise eher schlecht
als recht, aber wiee soll man sich für solch einen Job
motivieren? Für die Beuscher ist man das letzte Glied in der
Kette – naja, für alle, die auf der Messe arbeiten, eigentlich
auch. Der Standleiter ist meiner Meinung nach ein penibler
Selbstdarsteller, der endlich mal irgendwas zu sagen hat und damit
anscheinend nur ungenügend umgehen kann. Ich meine, wenn gerade
ein Menschenauflauf an einem Wagen ist und man dort eben nicht mit
seinem roten Lappen dazwischen wuseln kann, soll ich innerhalb von
zwei Minuten (die Menschen könnten ja auf einmal verschwinden
bzw. tot umfallen) Staub auf einer drei Meter hohen Wand wischen, die
eh keine Sau aus diesem Blickwinkel betrachtet. Und das zu allem
Überfluss mit einer Leiter, die anscheinend beide Weltkriege
schon miterlebt hat! Warum? Gute Frage!
Bis jetzt hab ich aber gelernt,
wirklich nur die roten
Lappen für die Autos zu benutzen! Nimmt man nämlich
die blauen – auch wenn sie noch vollkommen unbenutzt sind –
mutiert der liebe Herr Standleiter zum Hulk; nur der Farbton und die
muskulöse Figur lassen zu wünschen übrig! Weil mir das
ständige freundlich Lächeln, während ich mit einem
Schlafhemd von Pullover penibel genau Fingerabdrücke von Autos
entferne und mir der ständige Smalltalk langsam aber sicher
richtig auf den Sack geht, hatte ich schon daran gedacht, den ganzen
Bockmist hier hin zu schmeißen. Aber dann muss ich an mein
spärlich beseeltes Konto denken – und dass ich wegen so einem
Blödsinn doch nicht aufgebe! Durchbeißen ist angesagt –
und wenn man es positiv betrachtet, ist das Glas eben halb voll,
statt halb leer!
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Wenigstens kann ich meine Pausen mit
zwei, drei Hostessen verbringen. Manchmal sind auch mehrere dabei,
aber – bei allem Respekt – die Weisheit haben die meisten davon
auch nicht mit Löffeln gefressen. Zwar sind viele von ihnen
unter der geschätzten 500g schweren Make-Up-Schicht nicht
schlecht anzuschauen, aber das macht ja auch nicht glücklich.
Obwohl die meisten von ihnen auch studieren (wie sie das geschafft
haben?!?), scheinen sie sich allen Reinigungskräften gegenüber
sehr erhaben zu fühlen. Ob das an deren tollen bzw. meinem
unpassenden Outfit liegt? Wenigstens sind ein paar normale unter
ihnen, die mich vor dem kompletten Wahsinn bewahren. Die Pause ist zu
Ende – grinsen und penibel putzen ist erneut angesagt. Ich merke,
wie ich schon wieder einen dicken Hals bekomme, deshalb check ich
jetzt einfach aus, bevor ich später vor meinen Worten selbst
erschrecke!
geschrieben von Roman T. veröffentlicht am 02.04.2009 aktualisiert am 02.04.2009
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