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Ford
Hertfordshire – England, Linksverkehr, dazu ein Ford Anglia 105E, Baujahr 1966, Lenkrad auf der rechten Seite: „Don’t worry“, sagt der Ford-Mann, der uns zu dem kleinen Wagen begleitet. „It’s easy.“ Keine Sorge. Alles ganz einfach. Der Rundkurs nur eine kleine Landstraße ohne viel Gegenverkehr. Dass die kurvig, unübersichtlich, links und rechts mit Mai-grünen Bäumen und Büschen auf hohen Feldrainen bestanden und so eng ist, dass zwei Pkw nebeneinander fast auf Tuchfühlung gehen, erfahren wir erst hinterher. Trotzdem: Los geht’s – in Harry’s car!
Der Anglia, ein 1940 bis 1967 von Ford ausschließlich für den englischen Markt produzierter Kleinwagen, ist Jüngeren wohl eher aus „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ bekannt. Dort tritt nämlich ein verhexter Anglia 105E in Erscheinung. Mit dem magisch frisierten Ford sind Harrys und Hermines bester Freund Ron und dessen Zwillingsbrüder in die Sommerferien unterwegs. Der Anglia kann nicht nur fahren, sondern auch fliegen, sogar über den Wolken. Sein Antrieb erlaubt es, das Auto samt Insassen unsichtbar zu machen, Knopfdruck genügt.[foto id=“468211″ size=“small“ position=“left“]
Doch Mängel hat der Wagen auch, bleibt mitten in der Luft einfach stehen, macht sich selbständig, entledigt sich seiner Fahrgäste samt Gepäck und verschwindet im Verbotenen Wald, um Ron, Harry und Hund Fang später doch noch vor einer tödlicher Bedrohung zu retten …
Hotel „The Grove“, Grafschaft Hertfordshire im Norden vor den Toren Londons. Es ist der Samstag des deutsch-deutschen Endspiels in der Fußball-Champions-League. Bayern gegen Borussia. München gegen Dortmund. Die Dortmunder tanken auf dem früheren Landsitz des Earl of Clarendon vor dem Finale in Wembley noch einmal auf, Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“. In der, scheint es, möchte sich auch der gegenüber vom „Grove“-Hauptgebäude geparkte Anglia 105E eigentlich nur ungern stören lassen, zumal es Zeit zum Lunch ist. Der erste Versuch, ihn zu starten, schlägt jedenfalls fehl. „Sometimes he doesn’t want“, empfiehlt der Ford-Mann, es „more gentle“ zu versuchen. Manchmal will der Anglia eben nicht. Vielleicht hilft ein sanfteres Vorgehen auf die Sprünge.
Beim zweiten Mal klappt’s durch mehr Unterstützung in Form eines etwas kräftigeren Tritts aufs Gaspedal. Es ruckelt – und der kleine Ford mit der auffälligen Karosserieform, den überhängenden Heckfenstern und dem trotz Deluxe puristischen Inneren – dünnes Lenkrad, großer Quertacho, ein paar Hebel, Knöpfe, Schalter – springt an. Die beiden Außenspiegel, die ganz weit vorn fast über den Scheinwerfern sitzen, vibrieren. Jetzt nur noch [foto id=“468212″ size=“small“ position=“right“]den ersten Gang einlegen, die etwas schwerer zu tretende Kupplung langsam kommen lassen, die Handbremse lösen und gleichzeitig Gas geben. Geschafft! „Yes, you still have to work inside cars like this“, ruft der Ford-Mann „In Autos wie diesen muss man noch arbeiten“ durchs offene Fenster hinterher. „And keep left!“ Links bleiben!
Langsam kommen wir in Fahrt. Den fast 130 Stundenkilometer schnellen Anglia, erst in Dagenham, dann in Halewood gebaut, später gesellen sich noch die Varianten als Kombi und als Lieferwagen dazu, hat Ford mit Motoren bestückt, die deutlich weniger aufregend als sein Aussehen sind. Dabei handelt es sich um kleine 1,0- oder 1,2-Liter-Kent-Vierzylinder mit je nach Kompression und Hubraum 35 bis 45 PS.
Es gibt Standard- und Deluxe-Versionen, die einen eher karg ohne Handschuhfach, Teppich und Kühlwasserthermometer ausgestattet, die anderen immerhin schon mit mehr Zierrat und Zweifarb-Lackierung, die extra kostet. Das erstmals bei Ford damals in England eingesetzte Viergang-Getriebe ist jedoch Serie. Am besten betätigt man es, indem man mit leichtem Zwischengas fährt. Und selbst kurz vor dem Stehen nie versuchen, nochmal in den ersten Gang zu schalten! „Das mag er wirklich nicht“, hat der Ford-Mann vorher sicherheitshalber gesagt. „He really doesn’t like that!“
Joanne K(athleen) Rowling hat dem kleinen Ford ein literarisches Denkmal gesetzt. Nicht ganz ohne Grund: Denn es sei ein blauer Anglia gewesen, heißt es, der einem Schulfreund der „Harry Potter“-Autorin gehört und ihr dazu verholfen haben soll, als Jugendliche aus ihrer ländlichen Heimat in [foto id=“468213″ size=“small“ position=“left“]Yate in South Gloucestershire im Südwesten Englands wegzukommen. Ein Anglia bewegt, so oder so. Vielleicht war es sogar – wer weiß? – „Echte Liebe“. Wie es auch auf dem Bus der Dortmunder Champions-League-Finalisten steht.
Die Marke mit dem blauen Oval hat auch in dieser Champions-League-Saison wieder Ford und Fußball zusammengebracht. Am Endspiel-Wochenende in London standen neben dem „Harry Potter“-Anglia diesmal noch die aktuellen Fiesta ST und Kuga im Mittelpunkt. Mit mehr als 900 Kuga hat Ford Europa, seit 21 Jahren offizieller Partner des früheren Landesmeister-Wettbewerbs der UEFA, zu einem nach eigenen Angaben „reibungslosen Ablauf der Champions League“ beigetragen.
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 28.05.2013 aktualisiert am 28.05.2013
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