Hersteller wie Continental plädieren weiter für Schneeflocken-Symbol auf Winterreifen

Hannover – Europas Winterreifen-Markt wächst. Laut dem Hersteller Continental hat die Industrie zuletzt 90 Millionen Winterreifen für Pkw- und Allradfahrzeuge an Handel und Autohäuser in West- und Zentraleuropa ausgeliefert. „So viel wie nie zuvor“, bilanzieren die Hannoveraner. Wer den Grund dafür ausschließlich im steigenden Sicherheitsbewusstsein vermute, übersehe aber, dass in Europa immer öfter die Pflicht bestehe, auf sicherere Winterreifen umzurüsten.

Immer mehr eine Pflicht

In Skandinavien etwa sei dies außer Dänemark schon lange vorgeschrieben. In den baltischen Staaten bestehe die Verpflichtung ebenfalls. Deutschland und Österreich schrieben es bei „winterlichen Bedingungen“ vor. Frankreich und Luxemburg starteten im kommenden Winter mit einer entsprechenden Regelung. „Und selbst im vom Mittelmeer umspülten Italien haben lokale Regierungen in den nördlichen Regionen Winterreifen zur Pflicht gemacht.“

Fast 90 Prozent rüsten um[foto id=“438569″ size=“small“ position=“right“]

Insgesamt 218 Millionen Pkw- und Allradreifen setzte die Branche 2011 ab. Mit 90 Millionen machen die Winterreifen, die um zehn Millionen zulegten, dabei heute bereits mehr als 40 Prozent aus, rechnen die Hannoveraner vor. Allein in Deutschland habe der Handel zuletzt 35 Millionen Reifen bestellt, 1,5 Millionen mehr als zuvor. Fast 90 Prozent der Autofahrer rüsten nach Continental-Angaben hierzulande um.

„M+S ohne Leistungsnachweis“

Nach wie vor fehle eine feste europaweite oder auch nur nationale Regelung, was ein Winterreifen können muss. Experten sehen als Problem, dass die M+S-Kennung mit keinem Leistungsnachweis verbunden sei. „Und da sie für Reifen mit einem Plus auf Matsch und Schnee steht, können sowohl Winter- wie auch Geländereifen problemlos so gekennzeichnet werden.“ Allradgeländereifen etwa eigneten sich aber nicht fürs Fahren auf winterlichen Straßen, „so dass ein Verbraucher, der sich an diesem Schriftzug orientiert, bei kalten Temperaturen und winterlichen Bedingungen böse überrascht werden kann, da er keine geeigneten Winterreifen am Wagen hat.“ Für Abhilfe würde aus Sicht der Fachleute das aus Kanada stammende Schneeflocken-Symbol sorgen.

In übrigen Ländern nur Mix

Das sieht einen Vergleich mit einem Standard-Referenzreifen vor. Doch in Europa schreibe nur das kleine Bosnien-Herzegowina seinen rund 450 000 Autobesitzern Winterreifen mit M+S- und Schneeflocken-Kennung vor; die übrigen europäischen Länder mit Winterreifen-Pflicht setzten auf einen Mix zwischen M+S-Kennung, „winterlichen Straßenbedingungen“ sowie Zeiträumen, in denen Winterreifen montiert sein müssten.

[foto id=“438570″ size=“small“ position=“left“]Immer unübersichtlicher

„Den sicheren ‚Alleskönner‘, der zumindest Pkw und Vans unter eine Decke bringt, gibt es nicht mehr“, kontern die Hannoveraner den Hinweis auf das zwar differenziertere, für Kunden aber auch immer unübersichtlichere Angebot. Unterschieden werde bereits zwischen Reifen für Pkw, Vans und Lkw, für Kompakt-, Mittel-, Oberklasse-, Sport- und Allradautos. „Zu unterschiedlich sind die Anforderungen an Fahrzeugnutzung, Handling, Antriebsmoment, Gewicht und Antriebsart.“

Neues Label ab November

Das für alle 27 Länder der Europäischen Union verbindlich festgelegte Reifenlabel soll ab November Transparenz bringen. Spätestens dann würden für alle Reifen Informationen über Rollwiderstand, Bremseigenschaften auf nasser Straße und Reifen-/Fahrbahngeräusch ausgewiesen, direkt auf dem Reifen per Labelsticker oder anders. Kritisiert wird aber auch hier, „dass das Reifenlabel keine Informationen über die Wintereigenschaften eines Reifens liefert“.

Trend zur Spezialisierung

Winterreifen stellt Continental seit 60 Jahren her. Die Hannoveraner sehen sich als Marktführer auf diesem Gebiet und als Trend die Spezialisierung auf Regionen und Fahrzeugeinsatz. Für 2013 kündigt Continental den ersten Winterreifen für Elektro- und Hybridautos mit 30 Prozent geringeren Rollwiderstand an.

Vom Kompakt- bis zum Luxuswagen

Die aktuelle Continental-Winterreifen-Palette reicht vom TS 800 für Kleinwagen über den TS 850 mit verbessertem Schneegriff für Kompakt- und Mittelklasse und Reifen mit Freigaben für 190 bis Tempo 240 sowie den ebenfalls Assistenzsysteme unterstützenden TS 830 für die stärkere Mittel- und Oberklasse bis hin zum TS 810 S für schnelle Sportler. Die bis Tempo 240 freigegebenen CrossContact-Allradwinterreifen der Hannoveraner lassen sich den Angaben zufolge von Kompakt-SUV wie Lada Niva oder Toyota RAV4 bis hoch zu großen geländetauglichen Wagen wie Porsche Cayenne oder Range Rover aufziehen. /Fotos: Continental

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