Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Geschichte wiederholt sich, sagt man. Wenn das stimmt, wäre vorstellbar, dass die beiden traditionellen europäischen Automarken Opel und Saab ein ähnliches Schicksal erleiden wie die Bremer Automarke Borgward Anfang der Sechzigerjahre.
Der eine oder andere kann sich noch gut an Borgwards Ende erinnern. Vor fast 50 Jahren folgte der finanziellen Pleite des Unternehmens die ultimative Aufforderung des Bremer Senats an Carl F. W. Borgward, seine GmbH dem Land Bremen zur Weiterführung als Borgward-Werke AG zu übereignen- oder Insolvenz anzumelden. Bekanntlich kam es zur Übernahme, die wenige Jahre danach mit dem Konkurs der Borgward-Gruppe endete. Zu ihr gehörten auch Lloyd und Goliath.
Damals – man schrieb den 23. Dezember 1960 – hatte die Bremer Landesbank interessanterweise in einem Vermerk festgehalten: „Der bei der Borgward-Gruppe eingetretene Finanzengpass beruht allein auf dem augenblicklichen Mangel an flüssigen Mitteln, hervorgerufen durch das im Inlandsgeschäft bestehende Saisontief bei gleichzeitiger Rückläufigkeit der Auslandsumsätze, die früher eine Brücke für das stillere Inlandsgeschäft im Winter bildeten … Der Liquiditätsengpass ist also eine Folge von zurzeit zu geringem Erlöszufluss, er ist keine Überschuldungserscheinung.“
Dennoch, der Bremer Senat zog die Bürgschaft über eine Kreditzusage wieder zurück. Es ging um zehn Millionen D-Mark. Ein geradezu lächerlicher Betrag aus heutiger Sicht. In aktuellen Rettungsplänen für kriselnde Automobilhersteller ist inzwischen von Stützungen in Milliardenhöhe die Rede. Wie sich die Zeiten ändern! Oder lässt sich vom Umfang erwarteter Hilfen die Größe der Schwierigkeiten ableiten, in der ein Unternehmen steckt?
Zurück zu Borgward: Die ins Gespräch gebrachte Geldspitze bliebt dem Unternehmen versagt. Damit war das Todesurteil gefällt. Im Februar 1961 wurden alle Werke der Borgward-Gruppe verstaatlicht. Nachdem alle anschließenden Versuche scheiterten, die Werke zu verkaufen, folgte einem eingeleiteten Vergleichsverfahren schon im Herbst 1961 das Konkursverfahren. Überliefert ist, dass die Konkursverwalter binnen einiger Jahre alle Verbindlichkeiten haben begleichen können, was schon damals den Schluss nahelegte, dass der Konkurs offenbar voreilig betrieben worden war.
1962, kurz vor Weihnachten, wurden die letzten 19 Exemplare von Borgwards Isabella gebaut. Begreifen wollten das viele nicht. Für damalige Begriffe war der Mittelklassewagen ein automobiles Schmuckstück, eine ausgesprochen elegante Erscheinung mit selbsttragender Ponton-Karosserie. Für das Auto warb 1959 ein Anzeigentext, indem er „erhöhte Sicherheit und letzte modische Akzente“ hervorhob.
Die Liste erwähnter Ausstattungsdetails war lang: Sicherheitslenkrad, vollsynchronisiertes Vierganggetriebe, Ein-Schlüssel-System, schlauchlose Reifen, selbsttätige Blinker-Rückstellung, asymmetrisches Abblendlicht, eine Klimaanlage mit Stufenregelung und auf Wunsch sogar – zum Mehrpreis – eine Standheizung.
Motorisierungsstandard war ein 44 kW / 60 PS leistender 1,5-Liter-Vierzylinder. Die anspruchvollere TS-Limousine, die Isabella de Luxe und das Coupé profitierten von einer auf 75 PS angehobenen Leistung. Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h, Verbrauch: 9,2 Liter. Und – heute durchaus nicht uninteressant – die Isabella-Preise bewegten sich zwischen 7165 D-Mark (Basismodell) und 11 725 D-Mark (Coupé).
Borgwards Mittelklasseentwurf zollte man angesichts des harmonischen Designs und der vorbildlichen Ausstattung allgemeine Anerkennung. Das Auto hatte das gewisse Etwas. Überraschen musste nicht, dass die Isabella ab 1967 in Mexiko nachgebaut wurde. Immerhin drei Jahre lang. Pfiffige Investoren hatten die Fertigungsrechte und auch Maschinen erworben.
Die Situation, in der sich derzeit Saab und Opel sehen, erinnert an das Kapitel Borgward, auch wenn die Zeiten andere geworden sind. Was kommt für Trollhättan und Rüsselsheim? – Vieles ist denkbar, und jede Voraussage kann falsch sein. Für wahrscheinlich hält mancher, dass ein Investor die Chance nutzt, eine erfolgreiche namhafte Marke zu erwerben und die Produktion weiterzuführen – gegebenenfalls an einem anderen Ort. In China?
Ein unwiderrufliches Ende einer namhaften ideenreichen Marke wie Saab oder Opel ist eigentlich überhaupt nicht vorstellbar. Im Fall Borgward war das aber nicht anders. Und doch schlossen sich die Werkstore in Bremen für immer. Überliefert wird, dass sich das Bedauern der Konkurrenz in Grenzen hielt.
geschrieben von (ar/PS-Automobilreport/Wolfram Riedel) veröffentlicht am 16.03.2009 aktualisiert am 16.03.2009
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.
Bitte beachte Sie unsere Community-Richtlinien.
Der Konkursvewalter im auftrage Bremer Senats war Johann Semler, der auch im Aufsichtsrat vom BMW war. Johan Semler hat absichtlich im wohlwollen BMW und der Konkurrenz, Borgward in die Pleite gebracht obwohl Borgward gar nicht Pleite war. Viele Ingeneure von Borgward wanderten von Bremen zur Münchner Konkurrenz BMW. Das damals vorgestellte BMW 1500 war nichts anderes als ein Borgward nachfolgemodell für die Isabella.
Herbert Quandt muss sich sehr gefreut haben über den gut gewickelten Borgward pleite.
Mein erstes Auto war ein Borgward, der mich als Gebauchter 5 Jahre ohne irgendwelche Probleme begleitete. Als seinerzeit Bogward Pleite gehen mußte, konnte ich und viele meiner Kollegen dies nicht verstehen. Eben Borgward mußte in Konkurs gehen, weil das die anderen wollten.
Heute habe ich einen alten Opel 1,7 ltr. Diesel in Gebrauch, der mit 180 000 km nur den üblichen Service und 1 Satz Reifen und Auspuff gekostet hat. Noch immer ist kaum ein Rostfleck zu sehen und trotz Abwrackprämie denke ich nicht daran ein solches betriebsicheres Auto zugunsten etwas einzutauschen, von dem ich u.U. nicht die gleiche Betriebssicherheit erwarten kann. Es ist eben kein Rennauto, aber bislang bin ich noch immer dort angekommen, wo manch andere Fahrzeuge auf der Strecke bleiben. Den Mercedes lasse ich in der Garage, wenn ich eine Reise ohne Pannen haben möchte. Warum muß und soll eine alte Deutsche Marke wie seinerzeit Borgward wieder sterben, weil es die Lobby so will ?
Saab konnte bis 92, nach Übernahme von opel zu Recht ihre Fahrzeuge der Premiumklasse zuordnen. Habe selbst 3 Saab gefahren und wenn man einen heutigen 900 von Bj. 85 !!!! sieht, weiß man warum. Einzig Marketingprobleme "made by Trolls in TRollhättan" konnte Saab gegenüber Volvo nich nach vorne bringen. Der kluge und kühle Rechner kauft Saab, auch wenn er kein Pilot ist.
Ja, der angebliche Konkurs von Borgward war damals lächerlich.Daran hat ein Gewerkschaftsfunktionär Boljahn maßgeblich mitgewirkt.
Man kann es kaum glauben, was die Amerikaner aus OPEL gemacht haben. Nur Kapital abziehen kann keine Fa. ab. Verwunderlich ist für mich, daß die Fa. Schaefler mit ihrer Gier nach großen Namen wie Conti vermutlich auf ihrem gehorteten Vermögen sitzen bleiben können und in diesem Fall der Staat (evtl. durch Mithilfe der CSU) die Zeche bezahlen muß. Hat OPEL keine entsprechenden Rückhalt bei einer Landesregierung?
Damals hat man Borgward gewollt sterben lassen. Der Borgward war damals eine echte Konkurenz zu den etablierten deutschen Autofirmen.
Es gab gute Fahrzeuge, die in der Technik, im Styling und Verarbeitung einen richtungsweisenden Trend hatten. Hier waren noch keine asiatischen Autokonkurenten auf dem deutschen Automarkt.
Heute ist es anders. Die Autoschwemme auf dem deutschen Automarkt macht jedem das Überleben schwer. So das es für OPEL und SAAB möglich ist auf dem Markt unterzugehen. Bei OPEL kommt noch hinzu, das die "Mutter" in Amerika ihr "Kind" förmlich kaputtgemacht hat und ausgesaugt hat. mgwe
Der finanzielle Aspekt der Borgward-Pleite ist stimmig dargestellt. Die Isabella-Reihe war auch noch im 6. Produktionsjahr top. Nicht erwähnt wurde die sehr schwierige Situation mit der neuen wunderschönen Lloyd Arabella, mit ähnlich hohem Potential , leider nicht fertig entwickelt, aber schon am Markt: Deswegen entstanden Halden mit Nachbesser-Verlusten /Auto,. Das war auf Dauer schwer zu kompensieren. Jedoch hatte Borgward auch Erfahrung mit ähnlichen Problemen fertig zu werden.
Die heutige Krise ist nicht vergleichbar. Die Konkurrenten haben gegeneinander gnadenlos erhebliche Überkapazitäten aufgebaut. Dazu in D mit Schwergewicht auf CO2 Dinos–( alle die mit >190 g CO2) Kleinwagen kommen zudem nicht aus D. Opel hat noch mit das beste CO2 Angebot und verdiete deswegen und wegen Qualitätsfortschritten zu überleben. Aber wen trifft es dann als nächst schwächeren?.Die Marktbereinigung wird der überstehen, der finanzielle Reserven hat. Die CO2 Dino-Anbieter in der Premium-Klasse habe
Comments are closed.
Gast auto.de
März 28, 2009 um 10:46 am UhrIch erinnere mich noch sehr gut an eine Artikel-Überschrift, ich glaube es war im SPIEGEL, "Isabella musste sterben". Trotz meiner damaligen 10 Jahre ist mir dies stets im Gedächtnis haften geblieben.