Hörbücher für die Autofahrt – Goodbye Dudelfunk und Benjamin Blümchen

Sie kommen nicht zum Lesen? Und auch das Hörbuch als moderne Alternative ist nicht das richtige, weil Sie beim Joggen lieber Musik hören? Dann ist vielleicht die Urlaubsreise die richtige Zeit, literarische Lücken aufzufüllen. Zumindest wenn Sie mit dem Auto fahren, denn beim Staustehen in der Blechlawine lässt sich leicht und locker jeder Prosa-Kanon via CD- oder MP3-Spieler abarbeiten. Hier einige Anregungen.

Wer „Lesen bildet“ zu seinem literarischen Mantra gemacht hat, ist mit „Bildung. Alles, was Sie wissen müssen. Das Hörbuch“ (Eichborn Audio Verlag, mehrere verschiedene Ausgaben mit unterschiedlichem Umfang und Preis) von Dietrich Schwanitz ideal bedient. Auf bis zu 12 CDs führt der mittlerweile verstorbene Professor und Bestseller-Romancier durch die europäische Geistesgeschichte von Literatur über Musik zu Philosophie. So wird schon die Urlaubsfahrt zur Bildungsreise. Auch wenn die Fastfood-Version der Kulturhistorie nicht wirklich sättigt: Die Häppchen reichen zumindest zum Beeindrucken von Kollegen, Freunden und Pool-Nachbarn.

Weniger universell, dafür gründlicher ist das Studium der Primärquelle über die Auto-Audioanlage. Vor allem längere Reisen eignen sich perfekt, alles, was man „immer schon mal lesen“ wollte in den CD-Spieler zu schieben. Die Auswahl an sperriger Hochliteratur ist groß: Auch Atheisten können etwa aus „Die Bibel. Das Hörbuch“ (diverse Ausgaben, teilweise kostenlos) einiges lernen. Besonders geeignet sind außerdem dicke Schinken, die man sonst höchstens im Sabbatjahr durchackern könnte, etwa „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi (DAV, 199 Euro, mit 54 CDs das wohl längste Hörbuch Deutschlands) oder „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust (unter anderem DHV, zirka 190 Euro).

Besser zur aufziehenden Urlaubsstimmung dürfte jedoch die leichte Muse passen. Hoch im Kurs steht zurzeit Lustiges und Regionales, wie der Blick in die Bestsellerlisten verrät. Individualurlauber können sich etwa mit „Hummeldumm. Der Hörbuch“ von Tommy Jaud (Argon, zirka 20 Euro) am humoristisch aufbereitete Nerv-Potential organisierter Gruppenreisen erfreuen. Wer in Richtung Bayern unterwegs ist lässt sich vielleicht von einem der zahlreichen Alpen-Krimis in Stimmung bringen (beispielsweise „Dampfnudelblues“ von Rita Falk, „Niedertracht“ von Jörg Maurer oder die vielbändige Kluftinger-Reihe von Volker Klüpfel und Michael Kobr). Die meist eher einfach konstruierten Geschichten verlangen keine pausenlose Konzentration, so dass zwischendurch Zeit für Gespräche oder den ersten kleinen Urlaubsstreit bleibt.

Am schwierigsten dürfte die Hörbuchwahl aber bei der Reise mit Kindern fallen. Wer nicht stundenlang „Benjamin Blümchen“ oder die „Drei Fragezeichen“ hören will, sollte sich Alternativen zurechtlegen. Erträglich oder sogar spannend für Groß und Klein sind etwa die Bücher aus der „Harry Potter“-Reihe (DHV, alle Bände auf 124 CDs, zirka 250 Euro), die mittlerweile wohl zum popkulturellen Kanon zu zählen sind. Auch Jeff Kinneys Serie um „Gregs Tagebuch“ (Bastei Lübbe, mehrere Bände, jeweils zirka 10 Euro) kann aufgrund der erhellenden, von keinem erhobenen Zeigefinger verschandelten Käsehochperspektive des jungen Erzählers auch ältere Hörer unterhalten. Wer sich wohlig an die eigene Kindheit erinnern lassen will, findet zahlreiche Jugendbuch-Klassiker wie etwa „Karlsson vom Dach“ von Astrid Lindgren (Oetinger Audio, zirka 14 Euro) oder „Tom Sawyer“ von Mark Twain (diverse Anbieter). So wie letztgenanntes sind viele Werke von lange verstorbenen Autoren mittlerweile für kleines Geld zu haben.

Vorbereitung

Ganz gleich auf welches Hörbuch die Wahl fällt, entscheidend ist die Vorbereitung. So sollte vor dem Start klar sein, welche Art Tonträger das eigene Auto akzeptiert. Am praktischsten sind MP3-Dateien, etwa auf CD, Smartphone oder Speicherkarte. Stündliches Wechseln und anschließendes Verstauen der gehörten Episode verlangt die klassische Audio-CD. Da herrscht schnell Chaos in der Cockpit-Ablage. Wer einen alten Wagen fährt, kann auch noch Kassetten nutzen – längere Hörbücher nehmen dann aber extrem viel Platz weg. Generell empfiehlt sich der Hörbuchgenuss nur, wenn keine komplizierten Navigationen, etwa in Innenstädten oder an Autobahnkreuzen, anstehen. Denn sonst hat man schnell viel mehr Hörzeit als gewollt, wenn nämlich verzweifelt nach einem (Aus-)Weg gesucht wird.

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