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Honda
Wer es ein wenig anders liebt, muss sich heutzutage etwas einfallen lassen. Funktionalität und ökonomische Vorgaben prägen das Erscheinungsbild moderner Fahrzeuge. Besonders in der Kompaktklasse. Trotzdem, oder gerade deshalb wünschen sich viele Kunden ein wenig mehr Individualität. Und dafür ist der japanische Autohersteller Honda schon seit Jahren eine zuverlässige Anlaufstelle. Dies ändert sich auch mit der nunmehr neunten Generation des seit 1972 gebauten Bestsellers Civic nicht. Er ist wieder einmal anders als andere Fahrzeuge in seiner Klasse geworden. Ob er trotzdem überzeugen kann, zeigt unser Praxistest mit der 2.2 i-DTEC-Version des Japaners.
Schon auf den ersten Blick präsentiert sich der kompakte Fronttriebler mit seinem futuristischen Design extravagant und individuell. Gestreckte Motorhaube mit leicht grimmig dreinschauenden Scheinwerfern und separatem, tiefer angebrachten Tagfahrlicht, die große, durch den aufgesetzten Heckspoiler quer geteilte Heckscheibe und die versteckten Griffe der hinteren Türen veredeln den 4,3 Meter langen Japaner zu einem modernen Hingucker mit Coupélinie.
Noch ambitionierter sind die Asiaten das Thema der modernen Innenraumgestaltung angegangen. Hier findet der Fahrer quasi zwei Instrumententafeln vor. Ein Instrumententräger besitzt die normalen, gewohnten Rundinstrumente. Sie vermitteln die Informationen über Drehzahl, Tankinhalt und Temperatur. Ein digitales Panel, knapp unterhalb der Windschutzscheibe und schräg über den anderen Anzeigen angebracht, informiert über Geschwindigkeit, beinhaltet Warnhinweise, das Navigationssystem und kann alle wichtigen Daten des Bordcomputers anzeigen.
Grundsätzlich ist diese Anzeigenanordnung sehr sinnvoll, je nach Statur des Fahrers aber unübersichtlich. Abhängig von der Sitzposition verdeckt zum Beispiel der Lenkradkranz die digitale Geschwindigkeitsanzeige. Und während der hochliegende Schalthebel wunderbar positioniert ist, sind die vielen Schalter für Klimatisierung und Programm-Auswahl des Audio-/Navisystems mit großem Farbmonitor zu klein und zu unübersichtlich angeordnet.
Das Platzangebot im Innenraum ist sowohl auf den Vordersitzen als auch in der zweiten Reihe ausreichend. Bein- und Schulterfreiheit lassen in dieser Klasse nur wenig Wünsche offen. Dafür mangelt es an Höhe. Selbst [foto id=“412299″ size=“small“ position=“right“]kleine Fahrer sitzen sehr hoch und spüren kaum Freiheit über dem Scheitel. Auch mit der Übersichtlichkeit steht der moderne Japaner auf Kriegsfuß. Die breite C-Säule und die geteilte Heckscheibe schränken die Sicht nach hinten erheblich ein. Beim Einparken hilft die serienmäßige Rückfahrkamera immens. Die Rücksitze lassen sich vielfältig variieren und dadurch das Ladevolumen von 470 Litern bis auf 1 380 Liter vergrößern. Platz für Gepäck und auch sperrige Gegenstände gibt es also genügend.
Auch im Fahrbetrieb erweist sich der Civic als Partner mit unterschiedlichen Gesichtern. Trotz eines straff abgestimmten Fahrwerks vermittelt der Neuling ein ausgesprochenes Komfortfeeling. Nur kurze Fugen und Wellen vermag die Dämpfung nicht optimal auszubügeln. Besonders kurz hintereinander folgende Bodenwellen lassen den Civic etwas stuckerig und steif daherkommen. Dafür fühlt er sich auf kurvigen Landstraßen wohl. In Verbindung mit der direkt agierenden Lenkung meistert der Vierzylinder Diesel alle Richtungsänderungen unproblematisch und zielgenau. Eine zu ambitionierte Fahrweise wird durch das ESP und eine deutliche Tendenz zum Untersteuern, das Fahrzeug schiebt dann über die Vorderräder, eingebremst.
Das 110 kW/150 PS starke 2.2 Liter Diesel-Triebwerk hängt dafür in allen Lebenslagen am Gaspedal, dass es nur so eine Freude ist. Aber Motoren konnten die Honda-Techniker ja schon immer bauen und dieses Turbo-Aggregat ist wieder einmal ein echtes Sahneteil. Und wenn der Fahrer nicht wüsste, dass er mit einem Selbstzünder unterwegs ist, würde er dies dank der Drehfreude des Triebwerks nicht für möglich halten. In Verbindung mit der direkten und knackigen Schaltung des manuellen Sechsgang-Getriebes ermöglicht der Turbo-Diesel eine Beschleunigung auf 100 km/h in ganzen 8,3 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h. Und selbst im oberen Geschwindigkeitsbereich bleiben die Insassen von störenden Motor- oder Windgeräuschen verschont. Als unangenehm erweist sich allerdings der unruhige Geradeauslauf des Fronttrieblers bei hohem Tempo. Hier muss der Fahrer permanent am Lenkrad korrigieren.
Wenig zu mäkeln gibt es beim Stopp an der Dieselzapfsäule. Zwar schaffen wir nicht den von Honda angegebenen EU-Durchschnittsverbrauch von 4,2 Liter je 100 Kilometer, die von uns benötigten 5,5 Liter Diesel je [foto id=“412300″ size=“small“ position=“left“]100 Kilometer bei gemischter Fahrweise sind aber nicht zu verachten. Wer noch sparsamer unterwegs sein will, kann dies bei entsprechender Fahrweise sicherlich auch bewerkstelligen. Schalthinweise und Start-Stopp-Automatik sowie Tempomat mit Abstandradar samt Bremsassistent unterstützen diese Ansinnen hilfreich.
Mit seiner kompletten Ausstattung und einem Basispreis von nicht wirklich günstigen 25 800 Euro ist der Honda Civic 2.2 i-DTEC ein Angebot, das für so manch einen Kunden, der sich von der Masse abheben will, eine lohnenswerte und attraktive Alternative zum normalen Einheitsbrei darstellt. Vorausgesetzt, er schätzt ein futuristisches Design, speziell im Innenraum. Ein durchschnittlicher Golf-Fahrer wird sicherlich nicht zum Civic-Typ mutieren, dazu ist er wohl zu bieder und zu sehr Perfektionist.
Plus: Modernes, individuelles Design, agiler und trotzdem sparsamer Dieselmotor, sportliche, aber trotzdem komfortable Abstimmung und gute Variabilität
Minus: Schlechte Übersicht, wenig Kopffreiheit, schlechter Geradeauslauf bei hohem Tempo, gewöhnungsbedürftige Instrumente.
Datenblatt Honda Civic 2.2 i-DTEC:
Viertürige, fünfsitzige Kompakt-Limousine,
Länge 4,30 Meter/Breite 1,77 Meter/ Höhe 1,44 Meter/
Radstand: 2,29 Meter,
Kofferraumvolumen: 475 bis 1 380 Liter,
Wendekreis: 11,0 Meter,
Leergewicht: 1 425 kg,
max. Zuladung: 485 kg,
max. Anhängelast (gebremst bei 12 Prozent): 1,5 Tonnen,
Tankinhalt: 50 Liter;
Motor: 2.2 Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader mit 110 kW/150 PS und manueller Sechsgangschaltung,
max. Drehmoment: 350 Nm bei 2 000 – 2 750 U/min,
Beschleunigung: 8,3 Sek.,
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h,
Verbrauch: 5,5 l Diesel auf 100 km,
CO2-Emission: 119 g/km,
Preis: ab 25 800 Euro.
geschrieben von auto.de/(js/mid) veröffentlicht am 30.03.2012 aktualisiert am 30.03.2012
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