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Honda
„Nuhrmborg Riehng“ – mit fremden Sprachen hat Toshinobu Nonaka seine liebe Mühe. Doch der Name des legendären Rundkurses geht ihm schon fast ohne Knoten in der Zunge über die Lippen. Der Ingenieur ist Chefentwickler für den neuen Honda Civic Type R und deshalb in den letzten Monaten Dauergast in der Eifel. Schließlich wollen die Japaner genau hier beweisen, dass Lust und Leidenschaft bei ihnen noch nicht ganz erloschen sind und noch etwas übrig ist vom Geist, der mal Sportwagen wie den NS-X, den S 2000 oder eben 1997 den ersten Civic Type R mit damals ziemlich imposanten 185 PS hervor gebracht hat.
„Baut mir den schnellsten[foto id=“492153″ size=“small“ position=“right“] frontgetriebenen Pkw auf der Nordschleife“, hat Firmenchef Takanobu Ito seiner Mannschaft ins Lastenheft geschrieben und Toshinobu Nonaka san muss das jetzt bis 2015 umsetzten. Dabei liegt die Messlatte ziemlich hoch, seit ein Renault Mégane RS Trophy die 20,8 Kilometer in 8:07.97 Minuten abgespult hat. Doch Nonaka, der jetzt doch lieber wieder einen Dolmetscher nutzt, ist zuversichtlich, dass er seine Mission erfüllt: „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht eine Siebener-Zeit schaffen würden „, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Was ihn so optimistisch stimmt, ist der schwarze Prototyp, der gerade aus der Eifel zurückgekehrt ist und jetzt auf einem japanischen Prüfgelände in der Provinz Tochigi zur ersten Testfahrt bereit steht. Kaum mehr getarnt, nur mattschwarz lackiert, wartet er darauf, dass ein Gasstoß den Vierzylinder weckt und der Turbo zu pfeifen beginnt. Dann legt sich ein wütendes Brüllen über das Testgelände, nach einem kurzen Quietschen verzahnen sich die breiten Reifen mit dem griffigen Asphalt und der Donnerkeil schießt auf die Teststrecke wie eine Flipperkugel aus dem Spielautomaten.
Besorgte Fans mögen den Abschied vom Hochdrehzahlkonzept beweinen, das einem ebenfalls zwei Liter großen Vierzylinder beim letzten Type R [foto id=“492154″ size=“small“ position=“left“]mit bis zu 7.800 Touren immerhin schon 201 PS entlockt hat. Und auch die Angst um tiefe Turbolöcher macht sich breit. Doch die Sorge ist unbegründet. Der Zweiliter-Motor stürmt so spontan und ungehemmt davon, dass man sich den Blick auf den Drehzahlmesser getrost sparen kann. Und wenn man beim Aufblitzen der erst grünen und dann roten Schaltleuchten im Cockpit doch mal auf die Instrumente schielt, steht die Nadel weit jenseits von 6.000 Touren – niedertourig geht irgendwie anders.
Eindrucksvoll am Type-R, der mit seiner tiefen Frontschürze, den riesig breiten Radläufen und dem mächtigen Spoiler im schwarzen Tarnlack aussieht wie Batmans Stadtwagen, ist aber nicht nur der Drang seines Triebwerks. Zum R-lebnis gehören auch die wunderbar strammen Sitze, das dick aufgepolsterte Lenkrad, ein aus dem vollen Alublock gefräster Schaltknauf in der Form einer Billardkugel und vor allem jene schon erwähnte Schaltanzeige im Cockpit, die einem wie im Rennwagen mit grünen und roten Leuchtpunkten auf der Netzhaut brennt.
Wie heiß der Ritt durch die Grüne Hölle werden soll,[foto id=“492155″ size=“small“ position=“right“] das hat der Fahrer ein Stück weit selbst in der Hand. Denn dort, wo normale Hondas eine Eco-Taste haben, aktiviert man beim Power-Civic den R-Mode: Die Lenkung wird spürbar strammer, der Federweg kürzer, das Gaspedal sensibler – und der Civic wirkt plötzlich si richtig böse. Spätestens dann können Autos wie der Ford Focus RS oder der Golf R endgültig einpacken.
Aber auf seinen potenten Turbo und das stramme Fahrwerk allein wollte Nonaka bei der Mission Nordschleife nicht vertrauen. Zur Kraftkur gibt es deshalb auch einen strengen Diätplan: Anbauteile aus Kunststoff und Kotflügel aus Aluminium sollen das Gewicht drücken. Wie viel der Civic Type R abgespeckt hat, das will der Projektleiter noch nicht verraten. „Aber jedes Kilo zählt.“
Überhaupt ist Nonaka mit konkreten Angaben noch ein bisschen zurückhaltend. Außer den zwei Litern Hubraum für den Vierzylinder gibt es keine offizielle Zahl. Und die Ankündigung von „mehr als 280 PS“ ist eine höfliche Untertreibung. Auf mindestens 320, vielleicht sogar 340 PS taxieren die Tester in Tokio das neue Kraftpaket und schreiben ihm locker 400 Nm zu. Kein [foto id=“492156″ size=“small“ position=“left“]Wunder, dass die improvisierte Handgelenksmessung einen Sprintwert von unter sechs Sekunden ergibt und der Type-R auch weit jenseits von 150 km/h noch giftig am Gas hängt. Wie schnell der Wagen am Ende fahren wird? Auch das will Nonaka noch nicht verraten. Nur auf die üblichen 250 km/h gibt er nicht viel. „Wenn man Rekorde brechen will, sollte man sich nicht freiwillig selbst beschränken“, sagt er und legt wieder sein süffisantes Lächeln auf.
Und man muss viel Reisen. Nonaka jedenfalls packt in Gedanken schon wieder die Koffer und plant den nächsten Trip in die Eifel. Schließlich hat er noch 18 Monate bis zur Markteinführung. Während die Buchhalter so langsam zu Rechnen beginnen und wohl einen Preis um 35 000 Euro ausknobeln werden, will er die Zeit für den Feinschliff an Fahrwerk und Motor nutzen, damit er bei der Rekordrunde kein Risiko eingeht. Und ganz nebenbei bleibt sicher auch ein bisschen Luft fürs Sprachtraining: „Nohortdschlahhhaifffe“ zum Beispiel könnte Nonaka schon noch ein wenig üben.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 02.12.2013 aktualisiert am 02.12.2013
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Gast auto.de
Januar 6, 2014 um 12:15 pm UhrIch freue mich schon riesig auf die Rekord-Fahrt 🙂