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Honda Crossrunner
Als Honda die erste Crossrunner 2011 vorstellte, hagelte es Kritik – nicht am grundsätzlichen Konzept, das die Dynamik eines charakterstarken V4-Triebwerks mit dem robusten Auftritt einer Reiseenduro verknüpft, sondern an der Ausführung. Für die Neuauflage 2015 haben sich die Japaner diese Kritik zu Herzen genommen und präsentieren eine mehr als überarbeitete VFR800X Crossrunner – ohne am grundsätzlichen Konzept zu rütteln.
Optisch dokumentiert die Crossrunner ihren nonkonformistischen Status mit einem angedeuteten Schnabel und luftigen Radaufhängungen, die den Endurostatus vertreten, während der Leichtmetall-Brückenrahmen und die Einarmschwinge den Straßensport in den Fokus rücken. Auffällig sind die progressiver und minimalistischer gehaltenen Verkleidungsteile. Die Verlegung der Kühler von der Seite an die Front hat den Designern den Spielraum verschafft, um die Silhouette der Crossrunner leichtfüßiger und attraktiver zu gestalten. Der neue Frontscheinwerfer aus der VFR 800, Rücklicht sowie die Blinker leuchten nun mit moderner LED-Technik, das ganze Motorrad wirkt deutlich dynamischer, fahraktiver und eigenständig.
Individualität spiegelt auch das Herzstück der Maschine wider. Hier werkelt nämlich das Triebwerk der aktuellen VFR800F, ein flüssigkeitsgekühlter 90 Grad-V4-Motor mit 782 ccm Hubraum, der mit einer VTEC-Ventilsteuerung ausgerüstet ist. Im unteren und mittleren Drehzahlbereich atmet der Einspritz-Vau über zwei Ventile ein und aus, bevor bei 6 500 Touren die beiden anderen Ventile hydropneumatisch zugeschaltet werden. Das sorgt nicht nur für eine gute Zylinderfüllung bei hohen Drehzahlen, sondern auch für eine neue, richtig angriffslustige Tonlage. Geänderte Ansaugluftführungen, eine neue Auspuffanlage und modifizierte Kennfelder bringen eine um vier PS höhere Spitzenleistung von 78 kw/106 PS bei 10 250 Touren und 75 Newtonmeter maximales Drehmoment.
Copyright: Honda
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Gleichzeitig fühlt sich der Pilot prima integriert mit inniger Verbindung zum Motorrad. Das zahlt sich auf den mal eng, mal weitläufig gekrümmten Straßen im Hinterland der Costa del Sol aus. Auf Anhieb fühlt man sich auf der Crossrunner wohl und sicher, sie macht den Kurvenswing leicht und easy: Ohne viel Aufwand geht sie in Schräglage, lässt sich mühelos durch Wechselkurven umlegen und durch Kehren zirkeln. Komfortabel agierende Federelemente bieten einen ausgezeichneten Fahrkomfort auch auf üblen Fahrbahnbelägen. Wer’s etwas zackiger mag, dreht die Zugstufendämpfung vorn wie hinten ein wenig zu und erhöht die Federvorspannung. Am hinteren Federbein funktioniert das nun hydraulisch. Dann kommt weder bei flottem Kurvenspeed noch engagierter Geradeausfahrt Unruhe auf.
Den Fahrgenuss komplettiert der charakterstarke Antrieb. Vor allem, wenn das ebenfalls überarbeitete VTEC-System unter deutlicher Geräuschzunahme des markanten Motorsounds alle vier Ventile öffnet, und mit Nachdruck ans Werk geht. Den Übergang haben die Techniker übrigens besänftigt, so dass kein Ruck mehr durchs Fahrwerk geht. Anders als beim plötzlichen Schließen des Gasgriffs oder dem Anlegen aus dem Schiebebetrieb. Dann stört ein kleiner Lastwechselschlag die ansonsten ausgezeichnete Stabilität. Zum herzhaften Herauspfeffern aus der Kurve sollte der digitale Drehzahlmesser zudem mindestens 4 000 Touren anzeigen, dann zieht die Honda machtvoll an. Mitunter zu enthusiastisches Gasgeben wird von der in zwei Stufen einstellbaren Traktionskontrolle wirkungsvoll abgemildert, erkennbar an einer gelb flackernden Leuchte im Cockpit.
Dem sportlichen Anspruch genügt auch die neue Bremsanlage mit größeren 310-mm-Doppelscheiben und Radial-Vierkolbenzangen im Vorderrad, nun nicht mehr als Combined-ABS ausgeführt. Das bringt einen gut tastbaren Druckpunkt samt recht spät regelndem ABS, was Spätbremsern vor der Kurve zugute kommt. Das Aufstellmoment der Pirelli Scorpion Trail-Reifen beim Bremsen in Schräglage bleibt minimal.
Copyright: Honda
Die neue Honda VFR800X Crossrunner vereint dynamischen Fahrspaß mit Komfort, faszinierender Technik und einem guten Schuss Eigenständigkeit, der ihr anders als bei der Vorgängerin zum Vorteil gereicht. Beim Preis der Neuauflage hüllt sich Honda noch in Schweigen; doch angesichts der gestiegenen Konkurrenz durch Triumph Tiger 800 und die neue Yamaha MT-09 Tracer dürfte die Neue kaum teurer werden als die Alte, die 10 790 Euro kostete.
Motor | flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, dohc, VTEC-Ventilsteuerung |
Hubraum | 782 ccm |
Bohrung x Hub | 72 x 48 mm |
max. Leistung | 78 kW/106 PS bei 10 250 U/min |
max. Drehmoment | 75 Nm bei 8 500 U/min |
Reifen vorn | 120/70-17 |
Reifen hinten | 180/55-17 |
Sitzhöhe | 815/835 mm |
Tankinhalt | 20,8 l |
Gewicht vollgetankt | 242 kg |
zul. Gesamtgewicht | 434 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 209 km/h |
Preis | keine Angabe |
geschrieben von Thilo Kozik/mid veröffentlicht am 17.11.2014 aktualisiert am 17.11.2014
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