Honda Crossrunner – Praktischer Zwitter

Nicht Fisch, nicht Fleisch – und trotzdem lecker. Die neue Honda Crossrunner ab 10.790 Euro ist eine Mischung aus Sportler und Enduro, die dem einen oder anderen Kunden schmecken könnte. Doch selbst Honda weiß nicht, wo sie das Zweirad auf der Speisekarte hinstecken soll. Während im Verkaufsprogramm das Bike in der Kategorie „Enduro“ geführt wird, hört sie werksinternen auf den Code RC60 – das RC steht bei Honda für Straßenmotorräder, Enduros werden hingegen als RD bezeichnet.

Doch aller Haarspalterei zum Trotz ist die Crossrunner deutlich für die Asphaltbenutzung gedacht, auch wenn die  Bodenfreiheit im Gegensatz zur VFR um 1,2 Zentimeter zugelegt hat und die „Nase“ an eine Crossmaschine erinnern soll. Dafür ist die Sitzhöhe endurountypisch mit 81 Zentimetern recht niedrig und die Pirelli Scorpion Trial lieben eher Teer als Schotter. Endurotypisch sind dagegen der weit nach hinten positionierte Lenker und die damit verbundene aufrechte Sitzposition. Nur die zu hoch platzierten Fußrasten [foto id=“351754″ size=“small“ position=“left“]sorgen für Fahrer mit mehr als 1,80 Meter Länge für einen zu kleinen Kniewinkel – auf Dauer wird es auf der rutschigen Sitzbank richtig unbequem. Abhilfe könnte eine Aufpolsterung der Bank schaffen.

Instrumentierung

Praktisch, dass Honda die Instrumentierung aus dem tiefen Keller der Front nach oben befördert hat – so liegen die digitalen Anzeigen weitaus besser im Blick als beim konventionellen Versteckspiel. Auch die Idee mit der nach vorne fallenden Front ist zumindest aus Fahrersicht gelungen – der Blick auf die Straße direkt neben den Rädern bleibt somit frei. Die Designer machten die Front auch etwas schmaler, indem sie den Kühler teilten und seitlich längs platzierten. Die serienmäßige Stummelscheibe bietet auch bei schneller Autobahnfahrt ausreichend Wind- und Wetterschutz. Optional gibt es aber noch eine höhere Tourenfahrerscheibe.

Wenden auf engstem Raum

Für eine 800er ungewöhnlich ist der kleine Wendekreis von 2,80 Meter, mit dem sich nicht nur enge Serpentinen spielend befahren lassen, sondern auch im dichten Stadtverkehr das Wenden auf engstem [foto id=“351755″ size=“small“ position=“right“]Raum zum Spaß wird. Überhaupt kommt einem das rund 240 Kilogramm schwere Motorrad erstaunlich leicht vor.

Ein alter Bekannter

Zwar ist die Hülle neu, das Herz ist jedoch ein alter Bekannter. Der V4-Motor stammt vom Sporttourer VFR 800, der allerdings neu abgestimmt wurde. Statt vormals 80 kW/109 PS leistet der V4 nun 75 kW/101 PS, statt 80 Newtonmeter Drehmoment liegen 73 Nm an. Dabei wurden der Drehmomentverlauf und der Eingriff der variablen Ventilsteuerung Vtec deutlich geändert. Die Kraftentfaltung ist jetzt geschmeidiger und weniger ruppig als bei der VFR und lädt eher zum gemächlichen Gleiten ein. Zumindest bis die Ventilsteuerung bei 7.000 Umdrehungen eingreift und den vier Zylindern ordentlich einheizt. Dann wird aus dem braven Vögelchen ein fauchender Drache, das mehr und mehr nach Drehzahl bettelt.

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Techn. Daten & Preis; Kurzcharakteristik

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Fahreigenschaften

Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 6,1 Liter dürfte deshalb bei beherzter Gangart auch deutlich steigen. Bis 10.000 Touren lässt sich so ein munteres Spiel auf den Straßen Treiben, ohne das der Aluminium-Brückenrahmen, das Fahrwerk mit der Alu-Einarmschwinge und die Bremsen (ABS serienmäßig) überfordert werden. Die Sechsgangbox arbeitet schnell und präzise bis zur Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h, wie man es von Honda gewohnt ist und das Fahrwerk steckt selbst tiefe Bodenwellen dank der langen Federwege problemlos weg. Dabei ist die Abstimmung keineswegs zu weich geraten – schnelle [foto id=“351757″ size=“small“ position=“left“]Kurvenkombinationen mit starkem Anbremsen und anschließendem Beschleunigen sind nicht nur möglich, sondern machen auf Dauer süchtig. Man merkt eben auch bei wilder Kurvenhatz, dass unter dem 21,5 Liter-Tank eine Sportmaschine steckt und keine Enduro.

Mitbewerber

Das ist vielleicht der größte Unterschied zu den Mitbewerbern Triumph 800 Tiger (ab 10.040 Euro), Yamaha TDM 900 (10.850 Euro) und BMW F800 GS (10.150 Euro), die von einem Drei- bzw. Zweizylinder angetrieben werden und nicht nur weniger Laufruhe bieten, sondern auch etwas weniger Leistung. Übrigens stammt der Name Crossrunner vom Comic-Film Road Runner, indem ein flugunfähiger und rasend schnell laufender Vogel von seinem Widersacher Wille E. Coyote gejagt, aber nie zu Strecke gebracht wird.

Technische Daten: Honda Crossrunner

Motor: Wassergekühlter V4-Motor, Hubraum 782 ccm, Leistung 75 kW/100 PS bei 10.000 U/min, max. Drehmoment 72,8 Nm bei 9.500U/min, Sechsgang-Getriebe, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Kette
Fahrwerk: Aluminium-Brückenrahmen, Telegabel mit 43 Millimeter Standrohr-Durchmesser, Hinterradaufhängung mit Einarmschwinge und zentralem Federbein, Doppelscheibenbremse vorn 296 mm, Einscheibenbremse hinten 256 mm, ABS
Maße und Gewichte: Länge: 2,13 Meter, Breite 0,79 Meter, Höhe: 1,2 Meter, Sitzhöhe 0,81 Meter, Leergewicht 240 kg, Zuladung 195 kg, Tankinhalt 21,5 Liter, theoretische Reichweite 350 Kilometer
Messwerte: Vmax 200 km/h, Verbrauch: ca. 6,1 Liter, Reichweite theoretisch 350 km, Preis: 10.790 Euro

Kurzcharakteristik: Honda Crossrunner

Alternative zu: Triumph Tiger 800, BMW F800 GS, Yamaha TDM 900
Passt zu: Heizern, die auch mal gemütlich sitzen wollen
Sieht gut aus: schwarz und sauber – bitte ohne Koffersystem

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