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Honda Trackdays
Mit dem Civic Type R und dem NSX auf der Rennstrecke – die Honda Trackdays machen es möglich. Und als Höhepunkt des sportlichen Ausflugs gibt es sogar noch eine Mitfahrt im scharfen NSX GT 3.
Und rumms! Mit brachialer Gewalt wird mein Kopf nach vorne geschleudert, zusätzlich beschleunigt durch den Sturzhelm. Dabei hat Rennfahrer Tiago Monteiro, der knapp einen halben Meter neben mir am Cockpit des Honda NSX GT3 sitzt, gerade mal sanft die Bremse angetippt. Und schon diese Verzögerung fühlt sich an, als würde einen ein ICE von hinten rammen. Der Ausflug mit dem früheren Formel 1-Piloten auf dem Tazio Nuvolari-Rennkurs in der Nähe von Mailand - Höhepunkt eines Parforce-Rittes durch das Motorsport-Angebot des japanischen Herstellers.
Der Startpunkt der Erkundungstour liegt ein paar Kilometer entfernt bei JAS Motorsport. Die Italiener bauen in Kooperation mit Honda Performance Development (HPD) und Honda Motor Sports die schnellen Flitzer für die Rennstrecken auf. Und dabei blicken sie auf jahrzehntelange Erfahrung und reichlich Erfolge zurück. Hier landet der künftige NSX für die GT3-Serie, dem Betätigungsfeld für den ambitionierten und talentierten Gentleman-Driver, in Form einer nackten Karosse und in vielen Einzelteilen.
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400 Stunden dauert es allein, bis der Überrollkäfig und sonstige Renn-Zutaten verschweißt sind. Dann bauen zwei Spezialisten mit mindestens noch mal so viel Zeitaufwand den Rest ein. Statt der Batterien des Serien-NSX, eines Sport-Hybrids, wird ein 114-Liter-Tank mit Druckbefüllungs-Vorrichtung montiert. Karosse und Türen aus Karbon, eine Fülle von Sicherheits-Zutaten und letztlich noch Motor und Getriebe - das Paket NSX GT3 ist komplex. Und teuer. Rund 420.000 Euro muss man für ein Exemplar einplanen. Aber ohne Motor, so JAS-CEO Alessandro Mariani. Der wird dazu gemietet oder geleast.
Das Resultat ist ziemlich beeindruckend. Die rund 520 PS des 3,5-Liter-V6-Doppelturbomotors haben es mit gerade mal knapp 1.300 Kilo zu tun, das Rennfahrwerk wartet mit einstellbaren Stoßdämpfern auf, Traktionskontrolle und Pit-Speed-Limiter sind ebenso verbaut wie eine beheizbare Markrolon-Windschutzscheibe - um nur einige wenige Features zu nennen. Viel wichtiger ist ja die Frage: Wie geht das Gerät?
Copyright: Honda
Kurz gesagt: heftig. Der Vollgasstart katapultiert die beiden Passagiere in eine neue Raum-Zeit-Dimension, die Recaro-Sitze und der Sechspunkt-Gurt sind wirklich dringend nötig, um die gebotene Dynamik einigermaßen zu überstehen. Das Auto krallt sich während der Mitfahrt trotz der wegen leichter Nässe montierten Regenreifen in den Asphalt, als wäre es festgeklebt. Anfallende Querbeschleunigung neutralisiert Tiago Monteiro mit leichten Lenkbewegungen, leichtere Kurven durchlenkt er, so der Eindruck auf dem Beifahrersitz, mit dem Gasfuß. Auch die Geräuschkulisse ist beeindruckend, vor allem die Schaltvorgänge des sequentiellen 6-Gang-Getriebes veranlassen den Twin-Pipe-Auspuff zu deutlichen Lebenszeichen. Nach mehreren Runden auf dem italienischen Rennkurs ist für den Reporter klar: Rennfahrer haben einen faszinierenden Job. Aber auch einen extrem anstrengenden. Kein Wunder, dass sich Tiago mit den Fitness-Programmen von Box-Profis in Form hält.
Aber zurück zu JAS Motorsport. In einem eigenen Gebäude haben die Italiener die Montage der TCR-Racer von Honda untergebracht. 42 Exemplare der extrascharfen Versionen des fünftürigen Civic Type R haben sie inzwischen gebaut. "Er ist mehr Rennauto als die Fahrzeuge der Konkurrenz", sagt Entwickler Mads Fischer zu den "Budget-Racern" aus Mailand. 340 PS und 410 Nm entwickelt der weitgehend serienmäßige Zweiliter-Benziner, lediglich Zylinderkopf und Turbolader unterscheiden sich vom 320 PS starken Serienmodell. Etwa eine Million Euro hat JAS in die Entwicklung der TCR-Renner investiert, verkauft werden sie für rund 130.000 Euro pro Stück. Der Erfolg gibt den Profis recht, so hat etwa das deutsche Honda-Team in der 2018er-Saison, Honda ADAC Sachsen, bei der ADAC TCR Germany den zweiten Platz eingefahren.
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Schnell, krass, giftig - so der erste Eindruck vom per sequenzieller Schaltung in Schwung gebrachten Civic TCR. Der Racer ist verdammt schnell, er fordert aber auch ein hohes Maß an Fahrkönnen. Eben mal vom Serien-Type R umsteigen und gleich eine saubere Linie auf die Rennstrecke legen - das ist nicht. Der engagierte Laie hinterm Lenkrad ist in der Straßenversion eindeutig besser aufgehoben. Auf dem 2.804 Meter langen Nuvolari-Rennkurs mit seinen elf Kurven und der langen Zielgeraden lassen sich sie Stärken des Type R sehr zügig erfahren. Klares Fazit nach fünf engagiert absolvierten Runden: Der Golf R-Gegner ist ein echt faszinierender Untersatz. Er ist sehr fix und dabei auch noch sehr berechenbar, jede Heimtücke ist ihm fremd. Etwa, wenn der Rennstrecken-Rookie doch ein bisschen zu großzügig Gas gegeben hat. Der Fronttriebler lässt sich extrem leicht wieder auf Kurs bringen und animiert auf der Rennstrecke dazu, immer wieder auszutesten, ob es nicht noch ein bisschen flinker und vor allem geschmeidiger geht.
Zum krönenden Abschluss kommt bei der Tour mit Honda Motor Sports auch noch der "normale" NSX dran. Der Hybrid-Sportler gehört zu den viel beachteten Ausnahmeerscheinungen auf unseren Straßen. Sein 3,5 Liter-Doppelturbo-V6 leistet zusammen mit drei Elektromotoren 427 kW/581 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 646 Nm von bei 2.000 U/min. 3,2 Sekunden dauert der Standard-Sprint, erst bei 308 km/h ist Schluss beim ab 191.000 Euro angebotenen Supersportler, der übrigens fürs Modelljahr 2019 eine kräftige technische Auffrischung erfahren hat.
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Seine Kraft stellt der NSX auf eine Art und Weise zur Verfügung, mit der auch ein Nicht-Rennprofi mit etwas Bedacht und ohne auf Rekord-Rundenzeiten zu schielen auf Anhieb gut umgehen kann. Den DM-Knopf (für Drive-Mode) gedrückt, Fuß aufs Gas - und die Show kann beginnen. Seine vier Motoren katapultieren den gut 1.700 Kilo schweren Zweisitzer auf Wunsch sehr zügig in Richtung Horizont. Wer es mit dem Tempo übertreibt, kann diesen Fauxpas mit kurzem Bremsen und dezenten Lenkkorrekuren wieder reparieren - und schon stimmt der Kurs wieder.
Wer den NSX auf öffentlichen Straßen einsetzt, kann trotz seiner sehr sportlichen Auslegung mit einer ordentlichen Portion Komfort und Langstreckentauglichkeit rechnen. Und mit einem Realverbrauch von rund zehn Litern. Schließlich sind die drei E-Motoren nicht in erster Linie für maximale Effizienz gedacht, sie sollen für zusätzliche Dynamik sorgen. Und das tun sie ziemlich überzeugend.
Copyright: Rudolf Huber / mid
geschrieben von MID veröffentlicht am 22.10.2018 aktualisiert am 22.10.2018
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