Einzylinder-Viertakt-Motor
Den nötigen Druck liefert ein flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor mit Vierventiltechnik, einer obenliegenden Nockenwelle und Doppelzündung, der aus dem KTM-Regal kommt: Aus kurzhubigen 690 ccm Hubraum holt der Husky-Einspritzer 49 kW/67 PS und 68 Newtonmeter maximales Drehmoment heraus und transferiert sie per Sechsganggetriebe an das Hinterrad. Eine Ausgleichswelle besänftigt die Vibrationen und dank des elektronischen Ride-by-Wire können umständlich über einen unter der Sitzbank angebrachten Drehschalter drei Motormappings (Komfort, Street, Sport) eingestellt werden. Dazu steht ein "Bad Fuel" Mapping für niederoktanigen Kraftstoff in entlegenen Regionen dieser Welt zur Verfügung. Wem das zu umständlich ist, kann den Zubehör-Wahlschalter ordern, der am Lenker verschraubt wird und den Wechsel der Mappings auch während der Fahrt ermöglicht.
Auch beim Fahrwerk haben die Entwickler ins KTM-Teileregal gegriffen: Der Stahl-Gitterrohrrahmen und auch die WP-Federelemente sind aus der KTM 690 SMC R bekannt, hier allerdings mit neuem Innenleben versehen. Der mittragende und einteilige Kunststoff-Heckrahmen fungiert gleichzeitig als 13-Liter-Tank und Aufnahme für Zubehör wie Kofferausleger oder Sozius-Haltegriffe. Werkseitig tritt die 701 als Einsitzer an. So ausgestattet bringt es die im traditionellen Weiss-Blau-Gelb angetretene Maschine auf ein Trockengewicht von 145 Kilogramm, was durchaus wettbewerbsfähig ist. Gegenüber den Stiefschwestern von KTM zeigen die neuen Straßen-Husqvarnas jedoch eine sanftere Philosophie: "Die neuen Modelle sind bewusst weniger sportlich, dafür komfortabler ausgelegt und sprechen damit ein breiteres Publikum an", erklärt Projekt-Manager Justin Maxwell. "Motor-Mappings, Fahrwerks-Setup und die Geometrie sind prinzipiell sanfter, weniger aggressiv."
Im Fahrbetrieb spürt man das sofort: Sanft geht der Motor im Standard-Modus ans Gas, etwas unwillig unterhalb 2.500 Touren, doch darüber wird er lebendig und drückt mit erquickender Drehfreude und vorbildlich linear voran, bevor er es oben herum langsamer angehen lässt. Spontan setzt die Einspritzanlage mit 46er Drosselklappe Gasgriffbefehle um, der Schub lässt sich über das Gas gut regulieren. Mit dieser Charakteristik lässt sich die Husqvarna gut kontrollierbar und mühelos aufs Hinterrad stellen und knackige Drifts aus engen Ecken gelingen auch weniger versierten Gasgebern. Dabei spürt der Pilot relativ wenig von den Anstrengungen des Singles, denn Motorvibrationen bleiben in der neuen Gabelbrücke mit Gummilagerung des Lenkers hängen. Unkompliziert funktioniert das Sechsgang-Getriebe dank einer extrem leichtgängigen, gut dosierbaren Zweifinger-Rutschkupplung, die ihren Job ausgezeichnet erledigt. Lebendiger agiert die Husky im Riding-Mode "Advanced", der dem Single eine spürbar spritzigere Ansprache entlockt. Auf der Landstraße zeigt die 701 ihr breites Einsatzspektrum, das auch weniger makellose Untergründe toleriert. Das voll einstellbare WP-Fahrwerk mit den Schlauchlos-Speichenrädern im 17-Zoll-Format bietet eine spielerische Handlichkeit bei sehr guter Stabilität, die auch bei Highspeed-Passagen jenseits der 160-km/h-Marke tadellos bleibt. Im kurvigen Areal zeigt sich eine scharfe Präzision mit lobenswertem Feedback der aufgezogenen Continental-Attack-Reifen. Das Fahrwerks-Paket komplett machen eine effektive Brembo Doppelkolben-Bremsanlage vorn samt Einkolben-Schwimmsattelzange hinten, die von einem Bosch-ABS mit Überschlagvermeidung abgesichert sind. Per Dongle ist ein Supermoto-Modus anwählbar, der das ABS am Hinterrad ausschaltet, am Vorderrad aber die gleiche Regelaktivität wie beim Normalmodus zulässt. Wer es mag, kann das ABS aber auch komplett ausschalten.
Insgesamt zeigt die neue Husqvarna 701 für eine Supermoto ein erstaunlich großes Einsatzspektrum, das vom morgendlichen Ritt zum Bäcker über anspruchsloses mitschwimmen in der Rushhour und komfortable Autobahntransfers bis zur engagierten Hatz über die Hausstrecke reicht. Hinzu kommt eine hochwertige Ausstattung in Form von LED-Blinkern und -Rücklicht sowie eine insgesamt tadellose Verarbeitung, die zusammen mit einem gewissen Exklusivitäts-Anspruch die verlangten 9.295 Euro legitimieren.
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