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Der Blick dauert nur wenige Sekunden, es passiert im Rückspiegel, beim Entgegenkommen, auf dem Parkplatz. War der Ausdruck freundlich oder zurückhaltend? Augenzwinkernd oder aggressiv?
Oder gar – Super-Gau – nichtssagend? Nur wenige Sekunden vergehen, bis wir uns eine subjektive Meinung gebildet haben. Das gilt nicht nur für die Begegnung von Mensch und Mensch, sondern auch von Mensch und Auto. In Zukunft wird dieser erste Eindruck noch viel wichtiger. Dank einer neuen Technik ist in der Gestaltung des Auto-Gesichts künftig fast alles möglich – vielleicht sogar Punkt, Punkt, Komma, Strich.
„Wir sehen in Zukunft völlig neue Fahrzeugfronten“, sagt einer, der es wissen muss: Steffen Pietzonka vom Automobilzulieferer Hella. Hier bestellen die Konzerne Lichtsysteme für künftige Fahrzeuge – also heute für die Neuheiten der nächsten Jahre. Über konkrete Bestellungen darf Pietzonka natürlich nichts sagen, aber über einen Trend: „LED-Scheinwerfer werden konventionelle Systeme ersetzen.“ Sogar das günstige Halogenlicht wird es künftig nicht mehr geben. Und künftig heißt: in einem Zeitraum von maximal 15 Jahren.
Zum Beispiel beim neuen Audi A8, der Matrix-LED-Scheinwerfer hat – heutiger Maßstab der Technik. Mit je 25 einzeln zuschaltbaren LEDs sind sie bestückt. Fünf Segmente pro Scheinwerfer mit jeweils fünf Leuchtdioden, die einzeln angesteuert werden können, ergeben exakt 966.105.422 theoretische Lichtszenarien – in Worten: über 966 Millionen. Kombiniert mit Kamera und Bildererkennungssoftware werden beispielsweise einzelne LED deaktiviert oder gedimmt und dadurch andere Fahrzeuge präzise ausgeblendet – drumherum leuchtet dann noch das Fernlicht. Auch Mercedes S-Klasse und 7er BMW finden ihren Weg per Leuchtdioden.
Die Oberklasse ist wie üblich auch bei den Voll-LED-Scheinwerfern Vorreiter. „Aber wir sehen an unseren Produktanfragen, dass diese Systeme sich jetzt auch für die Mittelklasse verbreiten“, sagt Pietzonka. Zeithorizont: In den nächsten zwei bis drei Jahren. Zwar nicht serienmäßig, sondern nur in den höchsten Ausstattungsstufen gibt es sie sogar schon in der Kompaktklasse. Beispiel IAA: In Halle 8 leuchtet der neue Peugeot 308 richtungsweisend in die Zukunft. Die beiden auf der Messe neu vorgestellten Elektroautos BMW i3 und VW E-Golf haben ebenfalls serienmäßig LED-Scheinwerfer. Hier können die kleinen Leuchtdioden einen weiteren ihrer vielen Vorteile ausspielen: Sie verbrauchen deutlich weniger Strom als konventionelle Halogen- oder Xenon-Scheinwerfer, was den Herausforderungen eines Elektroauto besonders entgegenkommt.
Von den erwähnten neuen Fahrzeugfronten sieht man bei diesen Beispielen noch wenig. Spannender wird es da schon bei den Konzepten, die auf der Messe stehen: Beidseitig je zwei LED-Quadrate beim Audi Sport Quattro Concept, schmale horizontale Schlitze beim Volvo Concept Coupé und dem futuristischen SUV Lexus LF NX, bumerangförmige Lichter im Nissan Friend-Me längliche vertikale Streifen beim Cadillac Elmiraj oder ein nachgezeichnetes Auge im Infiniti Q30. Jedes dieser Designs wäre mit herkömmlicher Technik so kaum möglich gewesen, braucht es doch für konventionelle Scheinwerfer einen bestimmten Bauraum. Für die Designer eröffnet das ganz neue Möglichkeiten, Punkte, Striche – theoretisch. „Die Marken werden es als Gestaltungsmerkmal zur Differenzierung nutzen“, weiß Pietzonka. Einen ersten Eindruck davon gewinnt man bereits bei den heutigen Autos: Mit LED-Tagfahrlicht schaffen viele Herstellern ein Markengesicht.
Jede neue Technik hat ihren Preis. Xenon-Licht gibt es seit rund 20 Jahren im Markt und bis heute hauptsächlich in Premium-Fahrzeugen, stehen doch um die 1.000 Euro Aufpreis in keinem Verhältnis zum Preis eines Kleinwagens. Doch bei den LEDs ist es anders: „Da es sich um eine skalierbare Lichtquelle handelt, kann man sie verschieden zusammensetzen“, sagt Pietzonka. Orientiert sich der Hersteller hauptsächlich an den Kosten, sucht er eine günstige Zusammensetzung. Bis sich das System bis in die Kleinwagenklasse durchgesetzt hat, dürften nach Einschätzung des Hella-Experten trotzdem noch etwa 15 Jahre vergehen, „einfach weil Halogen so unschlagbar günstig ist.“
Treiber ist der Markt Europa, „weil er sehr technikaffin ist“, so Pietzonka. Die Europäer sind Trendsetter für die ganze Welt: „Jetzt fragen auch die Amerikaner und Chinesen nach LED“, sagt der Hella-Experte, Xenon beispielsweise sei in den USA nie so gefragt gewesen. LED ist aus seiner Sicht die erste globale Lichttechnologie – und trägt dabei mit Punkt, Punkt, Komma Strich vielleicht sogar ein bisschen zur Völkerverständigung bei.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 13.09.2013 aktualisiert am 13.09.2013
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