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Eisenstadt – Sie zählt rund 13 000 Einwohner, strahlt den liebevollen Charme eines kleinen Landstädtchens aus – und passt deshalb genau zum natürlichen, eher ruhig-stillen Charakter der gesamten Region. Eisenstadt, nicht weit von Ungarn und der Slowakei entfernt, ist die Hauptstadt von Österreichs östlichstem Bundesland, dem Burgenland.
Wir kommen aus der Ebene hinauf. Vom Neusiedler See, Europas westlichstem und mit 320 Quadratkilometern (nach dem Plattensee) zweitgrößten Steppensee. Ganz allmählich steigt die Landschaft am südlichen Fuß des Leithagebirges an. Wie auf einer Terrasse liegt Eisenstadt da. Waltraud Kumer erwartet uns schon – zu einem Streifzug durch ungarisch-österreichische Adels- und klassische Musikgeschichte. Barockes Schloss ist Wahrzeichen im Burgenland „Das Burgenland“, sagt unsere Begleiterin, „ist Esterhazy-Land.“ Was sich im Zentrum von Eisenstadt, zumal im Schein der Sonne an diesem Vormittag, nicht übersehen lässt. Gleich hinter uns strahlt Schloss Esterhazy im vollen ockergelben Glanz. Die barocke Residenz ist eines der Wahrzeichen im Burgenland, gibt Einblick ins ehemals höfische Leben dort. „Die Esterhazys“, erzählt Kumer, „sind ein altes, bedeutendes ungarisches Aristokratengeschlecht, [foto id=“514530″ size=“small“ position=“right“]deren Ursprung sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.“ Vom ungarischen Kleinadels- zum führenden Herrscherhaus Das erste Mal urkundlich als Familie Zerhaz de Zerhashaz erwähnt wird der Name 1527. Als Stammväter der bis heute blühenden Hauptlinien gelten die Brüder Nikolaus, Paul und Daniel. Vor allem Nikolaus sei es gewesen, betont Kumer, der den Grundstein zum Aufstieg des ungarischen Kleinadels- zum führenden Herrscherhaus gelegt und den Weg der späteren Erhebung in den Grafen- und Fürstenstand „vor allem durch sein strategisches und diplomatisches Geschick“ geebnet habe.
Im Treppenportal des Schlosses prangt das mächtige Wappen der Esterhazys. Die Tür zum eigentlichen Prunkstück bleibt diesmal leider verschlossen: Der festliche Saal, der wegen seiner außergewöhnlichen Akustik zu den besten in Europa gehört, was Konzerte betrifft, ist nach dem Mann benannt, der von der auch kulturell engagierten Familie, die genauso das Talent von Franz Liszt entdeckte und Franz Schubert als Klavierlehrer für die jungen Gräfinnen beschäftigte, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an ihren Hof geholt worden ist, nach (Franz) Joseph Haydn. Der 1732 geborene Niederösterreicher, Komponist und führender Vertreter der Wiener Klassik, hat nach den Worten Kumers den größten Teil seines beruflichen Lebens auf dem Landsitz der Esterhazys verbracht, leitete deren Orchester und Oper.
Eine Gedenktafel bei seinem Sarkophag in Eisenstadts Bergkirche, wohin uns Waltraud Kumer anschließend führt, bezeichnet ihn als den Musiker seiner Zeit, einen frommen, rechtschaffenen, milden und besonders wohltätigen „weltberühmten Kapellmeister des erlauchten Fürsten Nikolaus Esterhazy de Galantha“, der die „Sieben Worte“ des Erlösers, die „Schöpfung“ der Welt und die „Vier Jahreszeiten“ erhaben in der Musik dargestellt und sich unsterblichen Ruhm erworben habe. Er sei zudem unter den Künstlern, „die unsere Sorgen vertreiben und das Gemüt beruhigen“, der erste gewesen, der von der „hochangesehenen Universität der Wissenschaften Oxford zum Doktor der musischen Kunst ernannt worden ist“. Haydn („Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt“) habe während der fast 30 Esterhazy-Jahre eine Flut von Kompositionen geschrieben, sei mit Mozart eng befreundet gewesen, erzählt Kumer. Nach dem Tod von Fürst Nikolaus entlässt der offenbar „völlig unmusikalischer Nachfolger“ die gesamte Hofmusik, [foto id=“514531″ size=“small“ position=“left“]schickt auch den späteren Beethoven-Lehrer, bekannt für seine Oratorien, Messen und Streichquartette, in Pension. Haydn geht daraufhin nach England. Dann doch Überführung in die Residenzstadt Eine sich weiter verschlimmernde Krankheit sorgt zuletzt dafür, dass er nicht mehr komponieren und öffentlich auftreten kann. Haydn stirbt schließlich 1809 in Wien, wird im heutigen Haydn-Park in Meidling bei Wien beigesetzt. Die Esterhazys, die den Schilderungen nach zunächst kein Interesse daran zeigten, ihren ehemaligen Bediensteten und dessen Genie angemessen zu würdigen, ließen den Leichnam 1820 dann aber doch exhumieren, um ihn nach Eisenstadt zu überführen. „Was beim Öffnen des Sargs freilich fehlte“, betont Kumer, „war der Schädel.“
Nachforschungen ergaben, dass ein Esterhazy-Sekretär, Anhänger der Schädellehre, Totengräber, Gefängnisverwalter und Beamte bestochen hatte, das Grab wenige Tage nach der Beisetzung noch einmal zu öffnen und den Kopf zu stehlen. Erst 1954, so Kumer, sei der mit Hadyns Totenmaske verglichene richtige Schädel nach Eisenstadt gekommen.
Die Esterhazys sind (nicht nur) im Burgenland fast allgegenwärtig. Torten, Gemüse, Rollbraten, Steaks, Gulasch, in Frankreich sogar ein Husarenregiment hat man nach dem ungarischen Adelsgeschlecht benannt. Das Eigentum der Familie in Österreich ist auf Wunsch von Melinda Esterhazy, Witwe des 1989 verstorbenen Fürsten Paul V, in Stiftungen eingebracht. In den einstigen Schlossstallungen in Eisenstadt wird im „Henrici“ (www.henrici.at) heute die hohe Kunst der mit mediterranem Touch versehenen burgenländischen Küche zelenbriert. In Trausdorf vor den Toren Eisenstadts in Sichtweit der Residenz setzt das Esterhazy-Weingut (www.esterhazywein.at) ein architektonisch überaus modernes Zeichen in der pannonischen Ebene, Motto „Vom Fürstenhaus zur Marke“, „Alte Herrscher als neue Macher“ oder einfach nur „Tradition verpflichtet“. Schließlich ist 1758 schon Order gegeben worden, Reben aus dem Burgund im Burgenland anzupflanzen. Die Weisung kam von Gräfin Maria Lunati-Visconti, Gemahlin Fürst Pauls II. Anton Esterhazy.
Das fast 4000 Quadratkilometer große Burgenland ist mit seinen rund 284 000 Einwohnern das kleinste Bundesland Österreichs. Und zugleich das östlichste. Die Slowakei, Ungarn, Slowenien, die Steiermark und Niederösterreich grenzen an. Einst gehörte die Region zum Königreich Ungarn, das „Deutsch-Westungarn“ allerdings 1921 an Österreich abtreten musste. [foto id=“514532″ size=“small“ position=“right“]Der Name „Burgenland“ erinnert laut Fremdenführerin Waltraud Kumer daran, dass das Land aus Teilen altungarischer Komitate zusammengesetzt ist, nämlich Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron), Eisenburg (Vas) und Preßburg (Bratislava). Die Ausläufer der Alpen prägen den hügeligeren Süden, der Neusiedler See den flachen Norden, der zur pannonischen Ebene, abgeleitet von der römischen Provinz Pannonia und den dort lebenden Pannoniern, gehört.
Das ganze Jahr über herrscht im Burgenland eher mildes Klima vor, das den Wein- und Obstanbau begünstigt. Wir waren in Frauenkirchen in der St. Martins Lodge & Therme (Vier-Sterne-Superior-Resort, 150 Zimmer/Suiten, Naturelemente aus der Umgebung in Gestaltung der Anlage einbezogen, unmittelbar am Nationalpark Neusiedler See gelegen, www.stmartins.at) untergebracht Information: Burgenland Tourismus, Johann Permayer-Straße 13, Telefon 0043-(0)-2682-633840, www.burgendland.info.
Mit dem Auto reist man von Deutschland aus am besten über Passau an. Bis nach Eisenstadt sind es dann noch gut 330 Kilometer. Die Strecke führt über die Europastraße E60 an Wels, Linz, Amstetten, Melk und St. Pölten vorbei Richtung Wien, biegt kurz vorher bei Mödling nach Süden zum Neusiedler See ab. Die Verkehrsregeln in Österreich sind mehr oder weniger identisch mit denen in Deutschland. Als Durchreisender sollte man vor allem die scharf überwachten Tempolimits im Land beachten: Innerorts sind 50 Stundenkilometer erlaubt, außerorts 100 und auf Autobahnen 130. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Wer mit dem Flieger kommen will: Der Wiener Flughafen Schwechat ist nur eine gute halbe Stunde vom Neusiedler See entfernt. /Fotos: Koch
geschrieben von auto.de/Reise/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 04.06.2014 aktualisiert am 04.06.2014
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