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Mit 30 Jahren schon ein altes Eisen: Was im normalen Leben kaum vorstellbar scheint, ist bei den Automobil-Klassikern in Stein gemeißelt. In Deutschland können Fahserzeuge nämlich ab einem Alter von 30 Jahren den offiziellen Oldtimer-Status erhalten. Und das geht so: Im einigermaßen gepflegten Originalzustand muss ein Gutachter eine Bewertung des Autos vornehmen. Ist das alte Eisen nicht völlig abgerissen, kann der Wagen mit einem H-Kennzeichen versehen werden. Das heißt, für rund 191 Euro Steuer im Jahr darf der stolze Besitzer sein gutes Stück dann auch ohne Umweltplakette durch alle Innenstädte chauffieren.
Schöner sind freilich Ausfahrten über malerische Landstraßen, die in gemäßigtem Tempo unter die Räder genommen werden. Während es davon in Deutschland wirklich eine tolle Auswahl gibt, ist die Zahl der gut erhaltenen Autos im Alter von 30 Jahren beschränkt. Nun rückt ein nächster Jahrgang in den Blickpunkt von Sammlern und Liebhabern: 1984.
Während George Orwells unter dem Titel „1984“ in Worte gefasste Vision in Teilen längst in der Realität weit übertroffen wurde, sind schon viele Neuheiten des Jahres 1984 in den Hintergrund gedrängt, vergessen, abgewrackt oder verrostet. Vielfach gibt es bei den Modellen dieses Jahrgangs noch Motoren, die mit Vergasern ausgerüstet sind, doch die Einspritzung ist schon auf dem Vormarsch wie auch Katalysatortechnik.
Die wichtige Neuheit von vor 30 Jahren ist fast noch alltäglich: Der Mercedes W 124 gehört noch immer in die Reihe praktisch jeden Taxistands. Puristen waren entsetzt, denn im Vergleich zum Vorgänger traten bald ungewöhnlich viele Qualitätsmängel auf und Chromglanz war Mangelware. Doch der Mercedes 200D oder 300E wurden zum Erfolg. Kombi, Coupé und Cabrio erweitern mit den Jahren das Angebot. Der im Vorjahr präsentierte 190E 2.3-16 kommt 1984 für rund 50 000 Mark auf den Markt.
Nach dem Golf II erneuerte Volkswagen 1984 auch den Jetta zum Jetta II. Er bleibt eine eher schlichte, biedere Stufenhecklimousine mit viel Platz im Kofferraum, solider Technik und endlich ordentlicher Rostvorsorge. Die Wolfsburger statten das Coupé Scirocco mit einem 139 PS starken 16-Ventilmotor aus und ertüchtigen den Passat Variant im Oktober zum allradgetriebenen Syncro.
Opel hielt Golf und Jetta den frontgetriebenen Kadett E entgegen. Als Brot- und Butter-Wagen mit 1,2 Litern und 55 PS rostet er genauso wie das Topmodell GSi mit 1,8 Litern und 120 PS. Das Mittelklassemodell Rekord erhält einen Turbodieselmotor.
Weitere Neuheiten aus Deutschland sind östlicher Provenienz: Wartburg gibt dem 353 ein neues Mittelteil in der Front. Der Trabbi erhält endlich eine Elektrik mit 12 Volt. Hinter dem eisernen Vorhang gibt Tatra dem Modell 613 ein Facelift, und Lada zeigt das Modell 2108 mit 1,3 Liter großem Vierzylinder, der 64 PS leistet.
Vor 30 Jahren mühten sich noch englische Hersteller um massenhaften Erfolg. So lancierte Austin den Montego als Limousine und Estate. 1,3 Liter Hubraum und 69 PS hat das Basismodell, wer es klangvoller mochte, konnte die Ableitung davon als MG Montego EFI mit zwei Litern und 117 PS bekommen. Wie diese Modelle blieb auf dem europäischen Kontinent auch der Reliant Scimitar, der zunächst mit 1,3 und 1,6 Liter großen und 69 bis 96 PS starken Motoren bestückt war, wenig gefragt.
Als Repräsentationsfahrzeug erneuert Daimler die Limousine Executive. Im Gedächtnis wirklich haften geblieben ist ebenso wenig die 1984 erfolgte Reprivatisierung von Jaguar mit Daimler. Der sportliche TVR 390 SE mit 3,9 Liter großem V8-Motor und strammen 279 PS war zudem nie für die Masse gedacht. Zu den begehrtesten Raritäten zählt sicher der Ford RS200, ein mit Blick auf die Rallye-Weltmeisterschaft hin entwickelter Sportler.
Mit Neuheiten hielten sich die französischen Hersteller noch mehr zurück. Renault erneuerte den kleinen Freund mit der Kennziffer „5“; der R5 ist ab September zu sehen. Bereits im November des Vorjahres hatte Renault den R25 lanciert und schob 1984 den V6-Turbomotor nach. Die Begeisterung deutscher Käufer für das Schrägheckmodell blieb aus. Auch der innovative Renault Espace wusste nicht auf Anhieb zu begeistern. Als Raumriese mit bis zu sieben Plätzen oder bei Bedarf großer ebener Ladefläche mit garantiert rostfreier Kunststoff-Karosserie ist er ein Meilenstein mit allerdings französisch-nonchalanter Verarbeitung. Peugeot erweitert das Angebot des erfolgreichen 205 um die rund 105 PS starke GTI-Version.
Hinsichtlich der Neuheiten waren die Italiener 1984 weitaus aktiver. Ferrari zeigt in Paris den neuen Testarossa mit 4,9 Litern Hubraum, zwölf Zylindern und 390 PS, lässt in Genf den 288 GTO debütieren und schiebt auch noch das Mondial QV Cabriolet ins Rampenlicht. Unweit des GTO präsentiert Alfa Romeo im Frühjahr 1984 am Lac Leman das Modell 33 Giardinetta auch als allradgetriebene Variante und als 105 PS starken Quadrifoglio Verde. Auch der Alfa 90 kommt neu auf den Markt. Der gemeinsam mit Nissan entwickelte Arna debütierte bereits auf der IAA in Frankfurt 1983, im Folgejahr kommt die leistungsstärkere TI-Ausführung, was aber nichts am Misserfolg ändert.
Bei Fiat glänzt der neue Argenta Volumex, den Regatta gibt es jetzt als Station Wagon. Lancia entwickelt gemeinsam mit Fiat und Saab die Mittelklasse-Limousine Thema. Neben dem Zweiliter-Vierzylindermotor mit 120 PS ist auch ein V6 und später auch ein Achtzylinder von Ferrari zu bekommen. Gegen Ende des Jahres zeigt zudem Maserati noch ein neues Modell: den 228 Biturbo Spyder mit zwei Liter großem V6-Motor, der zwischen 180 und 205 PS leistet.
Nach vielen Jahren, in denen Seat mit Fiat-Lizenzbauten im Geschäft war, bringen die Spanier im Sommer 1984 den neuen Ibiza samt Stufenheckableger Ronda auf den Markt. Der 1,2 Liter große Vierzylindermotor mit 63 PS hat Entwicklungsschützenhilfe von Porsche erhalten. Das gefällige Karosseriedesign stammt aus der Feder des Könners Giugaro.
Die skandinavischen Hersteller erweitern ihr Modellangebot: Volvo bringt im Januar den 740 als Ergänzung zum 1982 eingeführten 760, und die 300er-Baureihe gibt´s nun auch mit einem Dieselmotor. Der holt aus 1,6 Litern Hubraum 54 PS. Saab bestückt den 9000 mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbomotor mit 4-Ventiltechnik und 175 PS. Aus den Modellen 99 und 900 stricken die Schweden zudem das neue Basismodell Saab 90 mit 100 PS starkem Vergasertriebwerk.
Auf den Markt sickern 1984 auch Neuheiten japanischer Hersteller, die zumeist aber bereits 1983 in Europa vorgestellt wurden: der Mazda 626, der Nissan 300 ZX, der Toyota Carina II, Toyota Celica, der Mitsubishi Starion 4WD Rally und der Mitsubishi Colt sowie dessen Stufenheckversion Lancer. Echte 84er-Neuheiten sind der Toyota Starlet mit einem Liter Hubraum und 54 PS oder auch 1,3 Litern und 75 PS. Dazu kommt der zweisitzige MR2 mit 83 PS bis 130 PS aus 1,3 Litern bis 1,6 Litern Hubraum und nicht zuletzt der Land Cruiser J7.
Suzuki stellt den robusten Swift mit 50 PS bis 73 PS ins Angebot, Subaru zeigt den Allrad-Boxer Leone mit neuer Karosserie. Isuzu und Chevrolet kooperieren beim Modell Spectrum mit 71 PS starkem 1,5 Liter-Triebwerk. Zu den Neuheiten gehört auch der Daihatsu Rocky 4WD mit zwei Litern Hubraum und 88 PS, ein Vorreiter der heute so beliebten Kompakt-SUVs.
Die aufstrebenden Japaner treffen auf irgendwie matte US-Konstrukteure. Neu sind der Buick Somerset Regal und Buick Electra: 110 PS schöpft der Dreiliter-V6 an Leistung. Cadillac erneuert 1984 den De Ville Fleetwood und bringt den Eldorado als Cabriolet. Ein V8-Motor mit 4,1 Litern Hubraum und 135 PS besorgt den Vortrieb. Oldsmobile zeigt das Modell Calais mit 2,5 Litern Zylinderinhalt und 99 PS sowie das Modell Ninety Eight mit Dreiliter-V6 und 110 PS. Ebensowenig reißt der Plymouth Caravelle mit 99 PS aus 2,2 Litern Hubraum Löcher in den Asphalt. Angesichts des eher mager wirkenden 1984er-Jahrgangs muss also niemand eine Oldtimer-Schwemme in Deutschland befürchten.
geschrieben von auto.de/(ld/mid) veröffentlicht am 07.01.2014 aktualisiert am 07.01.2014
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