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Ioannina – Athen, die Hauptstadt des Landes rund 450 Kilometer unten an der Küste im Süden, ist weit. Thessaloniki im Osten liegt da schon deutlich näher. Wir sind auf dem kleinen Regionalflughafen von Ioannina gelandet. Die olivfarbene Militärmaschine, die nach uns auf der Betonpiste aufsetzt, deutet an, wo wir uns in Griechenlands befinden. Oben im Nordwesten. In der Region Epirus. Ganz nah an der albanischen Grenze, wo die Euro-Krise doch noch etwas weiter weg zu liegen scheint als in den Zentren.
Das Land ist hügelig. Granitgraue Felsen wechseln sich mit zartgrünen Wiesen und blauschimmernden Seen ab. Atemberaubend stürzen sich dort die Wände von Schluchten in die Tiefe. Es ist die Einsamkeit der Bergwelt, in die wir uns begeben und die den Kontrast bildet zum quirligen Ioannina am Westufer des Pamvotis-Sees, aus dem die Klosterinsel Nisi herausragt.
Enge Straßen und viele alte Gebäude aus osmanischer Zeit [foto id=“504920″ size=“small“ position=“right“]prägen das Zentrum von „Janina“, das unter diesem Namen sogar im Buch „Der Graf von Monte Christo“ erwähnt wird. Bis zum Fährhafen Igoumenítsa gleich gegenüber der Insel Korfu an der Küste sind es etwa 100 Kilometer. Das Stadtgebiet selbst ist noch eben, aber Ausläufer des Pindos rahmen es bereits ein. Etwas nördlich befindet sich die Tropfsteinhöhle von Perama, südlich Dodoni; glaubt man Homer ging Odysseus dahin, um vom ältesten Orakel des Landes zu erfahren, wie er zurück nach Ithaka kommt.
Ioannina bietet Bilder orientalischen Lebens mit winzigen Basargassen und schlanken Minaretten aus den Tagen, als die Türken dieser Region noch ihren Stempel aufgedrückt haben. Es war 1807, als Ali Pascha, der „Löwe von Janina“, begann, von dort aus große Teile Griechenlands und Albaniens zu beherrschen. Bis 1913 blieb die Stadt türkisch. Besonders sehenswert sind die Aslan-Moschee und das Panteleimon-Inselkloster.
„Hinter den Bergen“, in der Sprache slawischer Einwanderer Zagori, liegt gleich eine ganze Reihe von Dörfern, um 1400 gegründet, die sich ihr traditionelles Ortsbild noch bewahrt haben. Die Häuser aus hellem Kalkstein sind farblich vollkommen der Landschaft angepasst. Zunächst war es den Bewohnern noch möglich, Reichtum durch Viehzucht und Handel zu erwirtschaften. Als die Industrialisierung begann, stagnierte jedoch die Entwicklung. „Die Bevölkerung verarmte“, schreiben die Autoren Claudia Christoffel-Crispin und Gerhard Crispin in einem in Erstauflage schon 1997 erschienenen Polyglott-Reiseführer über die Region. Ein großer Teil habe daraufhin die Gegend verlassen müssen. Zwischenzeitlich seien einige Auswanderer wieder zurückgekehrt, denn im bescheidenen Tourismus sei ein neuer Wirtschaftszweig erwachsen.[foto id=“504921″ size=“small“ position=“left“]
Monodendri ist so ein typisches Zagoria-Dorf. Wie Vitsa, Tsepelovo, Kipi oder Vradeto. Die Wege mit groben Steinen gepflastert. Häuser, die aussehen, als würden die Wände nur aus lose aufgestapelten unregelmäßigen Platten bestehen. Von diesem Ort aus kann man gut in den Nationalpark Vikos-Aoos wandern, wo der Fluß Voidomatis eine Schlucht in das Gestein gegraben hat, um die zehn Kilometer lang und bis zu 1000 Meter tief. Eine Piste führt nach Oxia, wo man einen herrlichen Blick über das grandiose Naturschauspiel genießen kann. Hinter Monodendri, noch am Weg zum Canyon, liegen auf einem Felsvorsprung die Mauern des Klosters Agia Paraskevi. Und schon fast am Ende der Schlucht windet sich ein Weg in steile Serpentinen hinauf. Nach Papingo, einem weiteren Zagoria-Dorf, dem Ziel unserer Reise.
Dort kann man in traditionellen Natursteinhäusern wohnen, einfach und innen mit Materialien wie Holz und Webwaren ausgestattet. Wo man sich noch immer Geschichten aus nordgriechischen Bergdörfern erzählt. Wie die von Eleni. Sie spielt in einem Epirus-Dorf wie Papingo. In Lia weiter südwestlich in der Morgana. Auch Claudia Christoffel-Crispin und Gerhard Crispin, die Polyglott-Autoren, haben sie aufgeschrieben:[foto id=“504922″ size=“small“ position=“right“]
Als Bäuerin lebt Eleni Gatzoyiannis in diesem Ort, in dem die Männer alles Handeln bestimmen. Vom eigenen Mann, der in Amerika lieber sein Glück versucht, allein gelassen, flieht sie mit ihren Kindern vor den Schrecken des Bürgerkriegs. Es gelingt ihr, ihre vier Töchter und den einzigen Sohn in Sicherheit zu bringen. Doch sie selbst bezahlt mit dem Leben dafür. Ihr Sohn Nikolaos, 1939 in Lia geboren und 1949 nach dem Tod seiner Mutter in die USA ausgewandert, hat in seinem Roman „Eleni“ das bewegende Leben der Bäuerin nachvollzogen, die „starb, damit ich leben konnte“.
Griechenland breitet sich im Südosten Europas auf einer Fläche von über 131 000 Quadratkilometern aus, zählt über elf Millionen Einwohner. Um bequem in den Norden des Landes zu gelangen, reist man am besten mit dem Flugzeug über die Hauptstadt Athen oder über Thessaloniki an und von dort weiter Richtung albanischer Grenze. Der Unterschied zur Mitteleuropäischen Sommerzeit beträgt plus eine Stunde. Mit Englisch kommt man zumindest in touristischen Zentren weiter. Im Land selbst herrscht überwiegend mediterranes Klima; im gebirgigen Inneren ist es vor allem im Winter deutlich kühler, es gibt häufig Nachtfrost, manchmal auch starke Schneefälle. Als beste Reisezeiten empfehlen sich daher Frühling oder Spätsommer/Herbst.[foto id=“504923″ size=“small“ position=“left“]
Wir waren in Papingo untergebracht, in einem Bergdorf der Zagoria wie aus dem Bilderbuch. Mediterran geht es meist auch kulinarisch in dem Mittelmeer-Anrainerstaat zu, vor allem an den Küsten, in anderen Landesteilen freilich auch deftiger; statt der oft süßen Weine früher werden inzwischen zunehmend trockene getrunken. Information: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt/Main, Telefon 069-2578270, www.visitgreece.gr.
Wer mit dem (Miet-)Wagen von Athen nach Ioannina im Nordwesten Griechenlands will, muss sich auf eine längere Fahrt über fast 460 Kilometer einstellen. Die Route führt über Marousi nordwestlich an Chalkida vorbei auf der E75 und E65 später weiter nach Lamia, Karditsa, Palamas, Trikala, Kalampaka und Metsovo. Die gut 260 Kilometer lange Strecke von Thessaloniki verläuft über die E90 südwestlich an Veria, Kozani und Grevena vorbei. Wie oft in südlichen Ländern sind auch die Griechen nicht selten temperamentvoll unterwegs. Die Promillegrenze für Alkohol liegt bei 0,5. Innerhalb geschlossener Ortschaften gilt Tempo 50 als Limit, außerhalb Tempo 90, auf Schnellstraßen und Autobahnen darf maximal 110 beziehungsweise 120 gefahren werden.
geschrieben von auto.de/Reise/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 25.03.2014 aktualisiert am 25.03.2014
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