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Navigation im Auto – das ist eine tolle Sache, wenn sie einen nicht in die Sackgasse führt, weil sie vom Stau in der Innenstadt nichts weiß oder einem eine Umleitung um einen Stau empfiehlt, weil die Polizei vergessen hat, dessen Auflösung zu melden. Dabei könnte es doch so einfach sein, in die Routenberechnung alle Hinder- und Fährnisse einzuplanen. Viele wissen Vieles, doch leider behalten sie es für sich. Mit diesem Problem befassten sich jetzt in Ludwigsburg die Experten beim 13. Internationalen Fachkongress „Fortschritte in der Automobilelektronik“ der Fachzeitschrift „Automobil Elektronik“.
Das eigene Auto erkennt, ob es regnet, weiß die Temperaturen, kennt die eigene Position und die eigene Geschwindigkeit, weiß um seinen Kraftstoffvorrat, erkennt Notbremsungen und Ausweichmanöver. Wenn andere auf derselben Strecke wüssten, was unserem Auto gerade geschieht, könnten viele Unfälle vermieden werden – durch die sogenannte Car-to-Car-Kommunikation, weil das eigene Auto anderen per Mobiltelefon mitteilt, was sie erwartet.
Das ist bekannt, daran wird gearbeitet. Dr. Thomas M. Müller, bei der BMW Group zuständig für Navigation und vernetzte Fahrzeuge, geht weiter. Er sagt eine fast fehlerfreie Navigation und eine Verbesserung der Unfallzahlen voraus, wenn es gelingt, das gesamte Wissen über die Verkehrslage zu sammeln, auszuwerten und in die Navigationssysteme aktuell einzuspielen.
Tausende von Kameras sammeln in Deutschland Informationen über den Verkehr und enden in lokalen Lagezentren. Dasselbe geschieht mit den Daten, die Zehntausende von Schleifen in den Fahrbahnen und die Mauterfassung ermitteln. Die Ampelphasen sind ebenfalls bekannt, ebenfalls die Stoßzeiten. Man müsste alles nur zusammenfassen, zentral auswerten und den Anbietern von Navigations-Dienstleistung zur Verfügung stellen. Müller ist sich sicher, dass bereits heute – ohne den Aufbau irgendeiner teuren Infrastruktur – alle Daten vorhanden sind, die man für eine perfekte Routenführung benötigt.
Den Nutzen für den Einzelnen beschreibt er am Beispiel des Fahrers eines Plug-in-Hybridfahrzeugs, das nach langer, schneller Autobahnfahrt auf einen Stau auffährt. Seine Batterie ist nahezu leer. Hätte sein Auto von dem Stau gewusst, hätte die Elektronik dafür sorgen können, dass die Batterie aufgeladen wird. Die anschließende Stadtdurchfahrt hätte er batterieelektrisch bewältigen können.
Die Experten in Ludwigsburg waren sich einig: Die Daten sind da, man muss sich nur auf eine Schnittstelle einigen, damit sie zentral ausgewertet werden können. Die Schwierigkeiten sehen sie weniger bei den Fahrzeugen, bei denen Car-to-Car heute längst in der Erprobung ist. Probleme machen die Experten bei den Daten aus, über die die öffentliche Hand verfügt. Dort fehlt das Geld und zur Zeit wohl auch die Bereitschaft, ein europaweit arbeitendes System zu installieren. Dabei wäre es ein großer Schritt hin zur Vision Zero, der Hoffnung der Europäer, in absehbarer Zeit den Verkehr ohne Unfälle abwickeln zu können.
Schon bei der Diskussion über die Maut für Personenwagen und die Car-to-Car-Kommunikation wurde in Deutschland noch ein weiteres Hindernis offenbar: der Datenschutz. Groß ist die Sorge, dass die Daten, die vom Auto in den Äther gesandt werden, auch für andere Zwecke genutzt werden könnten. Dafür wird man ebenso einen akzeptablen Weg finden müssen wie für die Frage der Finanzierung. Erste Versuche, über Mobiltelefon aktuelle Daten für die Navigation ins Auto zu senden, sind an den Telefonkosten gescheitert. Doch die sinken ständig. Der Einzelne könnte jetzt mehr als früher ein Interesse daran haben, mit weniger Kraftstoff ans Ziel zu kommen. Das würde nicht nur die Betriebskosten fürs eigene Auto senken, sondern auch unserer Volkswirtschaft und der Umwelt zugute kommen. Heute noch werden Jahr für Jahr Milliarden Liter Kraftstoff in Staus verschwendet.
geschrieben von (ar/Sm) veröffentlicht am 16.07.2009 aktualisiert am 16.07.2009
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