Legenden von Pininfarina
Damit hat er sich in der Tat ein Design-Juwel gesichert, das es mit einer seiner Arbeiten, dem Sportwagen Cisitalia 202 Coupé von 1951 sogar bis ins New Yorker Museum of Modern Art schaffte. Hervorgegangen war das italienische Traditionsunternehmen aus einer Karosserie-Schmiede, die der Piemonteser Batista Farina 1930 gegründet hatte. Als zehntes von elf Kindern und von kleiner Statur trug er zeitlebens den Spitznamen „der Kleine“, italienisch „pinin“. 1961, fünf Jahre vor seinem Tod, erhielt Batista vom italienischen Staatspräsidenten die Erlaubnis, seinen Nachnamen in "Pininfarina" wie schon sein Unternehmen hieß, zu ändern. Sein Sohn Sergio Pininfarina baute das Unternehmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem global Player im Automobildesign aus.
Die Zahl der von ihm und seiner Belegschaft entworfenen Prototypen ist gewaltig und umfasst so ziemlich alle Marken, die in der Welt des Automobilbaus Rang und Namen haben. Darüber hinaus gestalteten sie über 100 Fahrzeuge, die später in Produktion gingen, darunter alleine über 40 Ferrari-Modelle. Die berühmtesten davon sind wohl der Ferrari 410 Superamerica von 1955, der Ferrari Dino 206 von 1965, der Ferrari Testarossa von 1984 oder der Ferrari 360 Modena von 1999. Für Fiat entwarf Pininfarina unter anderem 1961 den Fiat 2300, für Rolls-Royce 1975 den Camargue, für Peugeot 1985 den 405 , für General Motors 1987 den Cadillac Atlanté und für Ford 2003 den Street Ka, um nur einige zu nennen. Dinge, die ein ansehnliches Design vertragen können wie Eisenbahnen, Wintersportgeräte oder Espressomaschinen gehörten zu ihren Arbeiten abseits des Automobils.
Dann wagte sich Pininfarina selbst an den Bau von Sportwagen in kleiner Serie sowie Karosserieteilen und übernahm sich dabei finanziell. Zur gleichen Zeit verabschiedeten sich die meisten Autokonzerne Zug um Zug bei der Gestaltung ihrer Karossen vom Outsourcing und verließen sich lieber auf eigene Designabteilungen. Als schließlich Sergios Sohn und Battistas Enkel, Andrea Pininfarina, inzwischen Firmenchef, 2010 auf einer Vespa tödlich verunglückte, ging es steil bergab. Vier Jahre später starb auch Sergio. Seitdem gab es für Pininfarina kein Halten mehr.
Mahindra ist nun für das Unternehmen mehr als ein Strohhalm, wenn auch jetzt - bitter für die Italiener - Nutzfahrzeuge statt schnittiger Sportwagen im Focus stehen werden. Doch es gibt auch gute Nachrichten für sie: Pininfarina wird ein eigenständiges Unternehmen bleiben. Die Familie Pininfarina behält 1,2 Prozent der Anteile während Mahindra die Schulden von 110 Millionen Euro übernimmt. Und Paolo Pininfarina, Bruder von Sergio und damit ebenfalls Enkel des Firmengründers Battista, wird Präsident bleiben.
Zurück zur Übersicht