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Man mag die Zahlen kaum glauben: Auf der einen Seite hohe zweistellige Zuwächse mit rund 40 Prozent bei den Verkäufen von Neuwagen, auf der anderen Seite ein dramatischer Anstieg der Insolvenzen um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr im Automobilhandel. Knapp 300 Insolvenzverfahren in den ersten fünf Monaten – so die aktuellen Zahlen vom Statistischen Bundesamt – schütteln das Geschäft mit Neuwagen durcheinander. Der Prämienglanz verblasst.
Experten befürchten derzeit, dass die gegenläufigen Entwicklungen – hier die Hausse der Prämienzahlen, dort die Baisse bei der Rendite des Autogeschäfts – erst am Anfang stehen könnten. Während nach dem Plus der Neuzulassungen von rund 40 Prozent im Juni der staatlich geförderte Autoboom bereits an Dynamik verloren hat, geht die Kurve der Insolvenzen nach oben.
Die Branche indes hüllt sich in Schweigen und relativiert frühere Aussagen nach einem möglichen Zusammenhang zwischen kaufmännischen Problemen und der in den Medien bereits diskutierten Vorfinanzierung der Prämien. Realistischer und solider als verschiedene Mutmaßungen scheinen indes die Erkenntnisse, dass es Herstellern und Handel nicht gelungen ist, trotz der Euphorie durch die staatlich gewährte Umweltprämie die Rendite „an der Null-Linie“ spürbar zu verbessern.
Ist die gewonnene Liquidität so schnell verronnen, weil das betriebswirtschaftliche Einmaleins dem vermeintlichen Marketingerfolg geopfert wurde? Pyrrhussieg statt solider Strategie? Kleingeld durch den Strukturwandel in der Nachfrage nach kleinen und kleinsten Autos? Kann das Plus der Umweltprämie beispielsweise das aktuelle Minus in der Mittelklasse mit 23 Prozent im Erlös ausgleichen? Wie heftig hauen die Leasing-Restwerte („PS Automobil Report“ berichtete online am 30. Juli 2009) in die Bilanzen des Handels?
Die Fragen häufen sich, die Sorgen werden größer. Die Konsolidierungswelle durch die strukturellen Veränderungen im Automobilgeschäft entfaltet zusätzlichen Druck, denn auch in der Branche war schon vor Monaten klar, dass die Umweltprämie lediglich zu einer zeitlich befristeten Sonderkonjunktur führen wird.
Ein Szenario indes hat sich nicht bewahrheitet: Das Werkstattsterben durch die Verschrottung der rund zwei Millionen alten Fahrzeuge findet vorerst nicht statt, denn der Blick in die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zeigt bei den Insolvenzen der Werkstätten Stillstand. 161 Verfahren, das gleiche Niveau wie in den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Und damals dachte noch keiner an eine Subvention aus der Staatskasse für das Pkw-Geschäft.
geschrieben von (automobilreport.com/Hans-U. Wiersch) veröffentlicht am 13.08.2009 aktualisiert am 13.08.2009
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