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Wenn sich eine Raupe auf ihr nächstes Leben als Schmetterling vorbereitet, legt sie eine schützende Hülle um sich. Einen Kokon, in dem sie sich geborgen und sicher fühlt. „Die Natur ist unser Vorbild“, erklärt Béatrice Daillant-Vasselin. „Sie macht uns vor, was Wohlbefinden bedeuten kann“. Die Pariserin ist keine Zoologin, sondern arbeitet für den Autokonzern PSA, der Mutterfirma von Peugeot und Citroën. Dort ist sie die Chefin eines Projekts, bei dem es ausschließlich um den Innenraum künftiger Modelle der beiden Marken geht. „Es wird in Zukunft immer wichtiger, dass sich die Menschen im Auto wohler fühlen als bisher, sich entspannen können und von Geräuschen ebenso verschont bleiben wie von schädlichen Umwelteinflüssen und Gerüchen“.
So wie die Raupe in ihrem Kokon.[foto id=“506805″ size=“small“ position=“right“] „Chrysalide“ nennt PSA sein Projekt, laut Duden die Bezeichnung für eine mit goldglänzenden Flecken bedeckte Puppe mancher Schmetterlinge. „Wer sich mit Mensch und Auto befasst, muss sich um alle Sinne kümmern. Das Fühlen, Hören, Riechen und Sehen“, holt Madame Daillant aus und zeigt auf einen kleinen Kasten, der zwischen den Vordersitzen eines Peugeot als Deckel für ein Staufach dient. Zwei Luftschlitze, in einem wird Luft angesaugt, im anderen wieder ausgepustet. Auf ihrem kurzen Weg passiert die Luft einen neuartigen Filter mit Katalysatorfunktion, der alle Schad- und Geruchsstoffe beseitigt. „Ob Pollen, Russpartikel, Smog oder Tabakrauch, der neue Filter reinigt zu 99,9 Prozent“, berichtet Emmanuel Boudard, der PSA-Fachmann für frische Luft im Auto. Gleichzeitig werden speziell entwickelte „gesunde“ Duftstoffe über die Klimaanlage im Innenraum verteilt. „Die wurden für uns von Profis in Grasse entwickelt“. Die provanzalische Stadt ist bekannt als Schauplatz des Bestsellers „Das Parfüm“. Das alles ist keine Zukunftsmusik, sondern ist bereits serienmäßig in den im smoggeplagten China verkauften Peugeot- und Citroën-Modellen an Bord. Per Smartphone-App kann die Luftwäsche schon vor Fahrtbeginn gestartet werden.
Die „Kokon“-Chefin zeigt weitere Beispiele, wie das Auto in eine Wellness-Oase verwandelt werden kann. Da registriert eine winzige, auf den Fahrer gerichtete Kamera, ob dessen Augen immer wieder vor Müdigkeit zufallen. Ein System springt an, das bei Nachtfahrten durch eingebaute Leuchten für eine wachmachende Atmosphäre sorgt und ermunternde Musik erklingen lässt. Gleichzeitig wird eine Pause angemahnt. Per Smartphone-App werden nach dem Anhalten die Sitze in eine Liegestellung bewegt und beginnen mit Hilfe eingebauter Elemente eine intensive Massage von Rücken, Po und Rückseite der Oberschenkel. Entspannung oder Ermunterung, per Knopfdruck bieten die Sitze beides. [foto id=“506806″ size=“small“ position=“left“]Dazu tönt die passende Musik aus der Audio-Anlage. Sanfte Geigen zum Relaxen, fordernder Rhythmus zum Wachwerden.
„Apropos Töne“, lächelt Béatrice Dailliant-Vasselin und stellt ihren Kollegen Vincent Roussarie vor. Auf dessen Visitenkarte steht „Psycho-Akustik-Experte. Er demonstriert sein Arbeitsfeld in der Praxis. Wenn zum Beispiel das Navigationssystem „rechts abbiegen“ anordnet, kommt die Stimme der elektronischen Beifahrerin auch aus dem rechten Lautsprecher. Wird links geblinkt, ist das typische Knack-Geräusch natürlich auch von links zu hören. „Test haben ergeben, dass das Gehirn Geräusche intuitiv der Richtung zuordnet, aus der sie kommen. Das erhöht ganz automatisch die Sicherheit, weil die Wahrnehmung schneller abläuft und Signale einfacher verstanden werden“, erklärt Roussarie. So ganz nebenbei kann auch das Hörerlebnis der Lieblingsmusik gesteigert werden. „Wir können elektronisch die Geräusche im Innenraum dahin lenken, wo wir es wollen. Die Insassen sitzen dann quasi mitten im Orchester“.
Viele der Ideen der PSA-Wohlfühlforscher werden schon ab 2016 für die Kunden bereitstehen. Spezielle Lichtstimmungen für den Innenraum, besondere Materialien für Sitze und Türverkleidungen oder eine Verbesserung der Temperaturkontrolle sind serienreif. „Der Aufenthalt hinter dem Lenkrad wird wieder mehr zu einem Vergnügen, weil man dabei Komfort und Wohlbefinden genießen kann“, fasst die Projektleiterin zusammen und präsentiert stolz das erste neue Modell, dass schon in ein paar Wochen auf den Markt kommt und bereits Teile der Wellness-Strategie enthält. Der Citroën Cactus,[foto id=“506807″ size=“small“ position=“right“] einer der Stars des Genfer Automobilsalons, glänzt durch seine frischen Farben und pfiffigen Ideen. Wie zum Beispiel bei den Vordersitzen, auf denen die beiden Insassen nicht mehr durch die Cockpitgestaltung „eingemauert“ und voneinander getrennt sind, sondern wie auf einer Bank auf Fühlweite nebeneinander sitzen. Auch wurde der Beifahrerairbag ins Dach verlegt, was mehr Platz und Ablagefläche für den Co-Piloten schafft.
„Auch die Schonung des Geldbeutels kann für gute Laune sorgen“, lacht Designerin Anne Ruthmann und drückt mit dem Daumen auf die Seitenbeplankung des Cactus. „Diese mit Luft gefüllten Elemente bieten zusätzlichen Schutz an den Flanken und verhindern teure Beschädigungen des Lacks beim Einparken oder Aussteigen“. Wohl besonders wichtig in Paris, der gefühlten Hauptstadt leicht verbeulter Autos.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 10.04.2014 aktualisiert am 10.04.2014
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