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Wenn Träume Räder bekommen
Wenn Automobile aussehen als kämen sie von einem anderen Stern, dann handelt es sich zumeist um sogenannte Konzeptfahrzeuge. Ein Fahrzeug, das einen kleinen Ausblick auf zukünftige Modelle des Herstellers gibt, aus dessen kreativer Feder es entsprungen ist. Und dann gibt es Automobile, die genauso aussehen, aber in Serie produziert werden.
Dazu gehört selbstverständlich jede Menge Selbstvertrauen, Mut und nicht zuletzt gute Ingenieurskunst. Eberhard Schulz, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, vereint seit jeher all diese Attribute in einer Person. Das Resultat sind rund 50 Fahrzeuge, die trotz ihres Alters einigen aktuellen Sportwagen die Rücklichter zeigen. Ganz davon zu schweigen, dass schon allein ihr Design die Menschen magisch in ihren Bann zieht.
Ingenieurbüros für Styling, Design und Racing
Die Rede ist von Fahrzeugen des Ingenieurbüros für Styling, Design und Racing aus Hildesheim, oder eben in Kurzform beziehungsweise als Akronym: Isdera. Im Leben von Eberhard Schulz spielt das Automobil von Anfang an eine bestimmende Rolle. Sein technisches Geschick, das er während seines Maschinenbaustudiums verfeinert, geht so weit, dass er im heimischen Vorgarten eines seiner ersten Autos entwickelt.
Erst mit einem 54 PS starken VW Motor ausgestattet, ist der erste Prototyp mit Straßenzulassung, der Erator GTE, ein zweisitziges Mittelmotor-Coupe mit Flügeltüren und einem scharfen Design. Der zweistelligen Leistung folgt schnell ein 108 PS starker V6-Fordmotor bis letzten Endes ein fünf Liter großer V8-Rennmotor aus dem Hause Mercedes für die abschließende Leistungsangabe von 420 PS und einer wahnwitzigen Endgeschwindigkeit von 315 Kilometern pro Stunde sorgt. Mit genau diesem Erator GTE fährt er um 1971 bei sowohl Mercedes als auch Porsche vor, um sich dort auf eine Stelle zu bewerben – Porsche wird es. Nach siebeneinhalb Jahren Porsche-Zugehörigkeit kündigt er 1978 seinen Job und heuert beim Fahrzeugveredler B&B Automobiltechnik an.
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Das in dem Film Car Napping eine gewichtige Rolle spielende und 319 Kilometer pro Stunde schnelle Fahrzeug soll eigentlich ein Einzelstück bleiben. So zumindest der Plan. Im Jahr 1982 folgt der Gang in die Selbstständigkeit. In Leonberg feiert Eberhard Schulz die Existenzgründung des Isdera-Ing.-Büros. „Ich fand Schulz als Autonamen nicht sehr besonders, also wurde es Isdera“, verrät er mit einem Lächeln im Gesicht.
Genauer gesagt ist Isdera als neunter deutscher Autohersteller beim Kraftfahrtbundesamt registriert. Schon ein Jahr nach der Gründung feiert sein erstes Serienauto auf dem Genfer Automobilsalon seine Weltpremiere, der Isdera Spyder 036i. Wie es bei Isdera Tradition werden sollte, ist die Anzahl der Zylinder anhand der Konstruktionsnummer abzulesen. Der zehn Jahre lang produzierte Roadster ist bis zu 220 PS stark und bis zu 262 Kilometer pro Stunde schnell. Insgesamt 17 Mal produziert Isdera den Spyder mit seinem Reihensechszylinder-Mercedes-Motor.
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Unter der mindestens 1,50 Meter langen Motorhaube arbeiten zwei V8-Motoren mit insgesamt zehn Litern Hubraum, 600 PS und 900 Newtonmetern Drehmoment. „Ein V8-Aggregat ist ein Würfel mit 75 Zentimeter-Kantenlänge, also musste ein Fahrzeug mit einer langen Motorhaube her, denn ich wollte beide Motoren vorn haben“, erklärt sein Schöpfer. Zum Vorbild nimmt er sich den Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen. Die Kraft der zwei Herzen wird an alle vier angetriebenen 18 Zöller geleitet und ihn auf 242 Kilometer pro Stunde. Breite Reifen-Aufstandsflächen, Servobremse, ABS, Servolenkung, Heizung-Klimaanlage mit automatischer Temperaturregelung, elektrische Fensterheber, elektrische Sitzverstellung und eine Sitzheizung sind mit an Bord. Zum Anlassen werden beide Hände benötigt, die je einen Startknopf zu bedienen haben und die insgesamt 16 Zylinder gut hörbar zum Leben erwecken. Je ein Motor treibt über ein Automatikgetriebe eine Achse an. „Ich wollte in meinem Leben nochmal einen Sechzehnzylinder bauen“, begründet er die Existenz des Einzelstücks. Bleibt abzuwarten, was er noch alles für Träume in die Tat umsetzt. Es bleibt spannend.
geschrieben von Marcel Sommer/mid veröffentlicht am 21.08.2015 aktualisiert am 21.08.2015
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