Italo-Zwillinge mit Bayern-Genen

Die BMW-Tochter Husqvarna bringt auf der Basis der BMW G 650 GS zwei neue Modelle für die Straße und den leichten Geländeeinsatz. TR 650 Strada und TR 650 Terra sind Einzylindermodelle mit Allroundqualitäten.

Mit frischem Elan und seit 2007 mit technischer wie finanzieller Hilfe aus München hat sich der mittlerweile im norditalienischen Varese ansässige Hersteller in Richtung Straßenmotorradbau orientiert. Die 1903 in Schweden gegründete Marke Husqvarna war zuvor durch ihre Offroad-Modelle bekannt geworden. Das Konzept der TR 650-Modelle: Husqvarna nutzt die BMW-Vorlage in Form der Einzylinder-Enduro G 650 und modifiziert Motor und Fahrwerk. Italienisches Design soll [foto id=“435232″ size=“small“ position=“left“]die Husqvarna-Modelle mit einem gehörigen Schuss Eigenständigkeit von der bayerischen Weiß-Blaupause unterscheidbar machen.

Die Unterscheidung beginnt beim flüssigkeitsgekühlten Einzylinder-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 652 ccm Hubraum. Umfangreiche Modifikationen vom neuen Zylinderkopf über geänderte Innereien wie Kolben und Ausgleichswelle bis zur neuen Edelstahl-Auspuffanlage machen den Triebling spürbar kräftiger: Bei 43 kW/58 PS leistet der Single zehn PS mehr als der Motor der BMW. Eine leistungsreduzierte 35 kW/48-PS-Variante steht ebenfalls zur Verfügung. Ungeachtet des muskulöseren Auftritts bewahrt der Einzylinder die vom BMW-Ursprung bekannten guten Manieren: Ruckfrei geht er ans Gas, ab 2500 Touren schiebt er spürbar und schön gleichmäßig an, um ab knapp 5000 Umdrehungen mit Einzylinder-untypischer Drehfreude zu erfreuen. Erst kurz vor dem Begrenzer bei 8000/min lässt der Elan etwas nach. Dabei halten sich die Vibrationen im erträglichen Maß, bis zur Drehzahlmitte läuft der Single sogar überraschend weich. Ein exakt rastendes Fünfganggetriebe portioniert die Motorleistung fein ans Hinterrad.

Während sich die beiden Husqvarna TR-650-Modelle diesen feinen Antrieb teilen dürfen, sorgen Fahrwerksabstimmung, Ergonomie und Optik für die individuelle Ausprägung. So rollt die straßenorientierte TR 650 Strada auf Leichtmetall-Gussrädern und Straßenbereifung in 19 Zoll vorn und 17 Zoll hinten, während die Terra mit Drahtspeichenrädern im Format 21 Zoll vorn und 17 Zoll hinten auch für leichte Ausflüge in Gelände geeignet ist. Beide sind serienmäßig mit ABS versehen, zusätzlich bietet Husqvarna noch eine Terra ohne ABS mit 18-Zoll-Hinterrad für mehr Geländegängigkeit an.[foto id=“435234″ size=“small“ position=“right“]

Beide TR-Modelle weisen mit 860 mm bzw. 865 mm (Terra) durchaus respektable Sitzhöhen auf, die – einmal erklommen – mit durchaus bequemer Unterbringung belohnen. Auf den schmalen und straffen Polstern sitzt es sich aufrecht, der Lenker liegt gut zur Hand und die Knie finden prima Anschluss. Auf 200 Kilometer Fahrstrecke bewiesen beide ihre Tourentauglichkeit. Angesichts eines üppigen 14-Liter-Tanks sollten sogar deutlich größere Reichweiten möglich sein.

Doch die Husqvarna-Zwillinge sind keine Reisemotorräder, ihnen liegt die flotte Hatz über verwinkelte Landstraßen eher im Blut. Den dort oftmals anzutreffenden Problemzonen der Asphaltoberflächen begegnen die TR-Modelle mit langen Federwegen und einer schluckfreudigen Fahrwerksabstimmung. Dabei empfiehlt sich vor allem die Terra-Variante, die vor allem auf schlechten Wegstrecken einen ausgewogenen Eindruck macht. In Kurven biegen sie zwar ehrlich und nachvollziehbar ein und liegen in Schräglage stabil, doch spielerische Handlichkeit darf man weder von der 186 Kilo leichten Strada noch der Terra (184 kg) erwarten. Auf – zugegebenermaßen nicht typischen – Autobahnetappen zeigt die Terra ab 150 km/h außerdem eine mitunter unangenehme Pendelneigung.

Kerniger können die Bremsen zubeißen – denn das ABS zähmt die Überbremsgefahr schließlich serienmäßig. Ausstattungsmäßig bieten die Italiener Schmalkost. [foto id=“435290″ size=“small“ position=“left“]Wer beispielsweise mit der Terra Ausflüge ins Gelände plant, kommt um das Nachrüsten von Handprotektoren, Motorschutz und griffigen Rasten nicht herum. Dass der Kupplungshebel zwar einstellbar ist, der Bremshebel dagegen nicht, sorgt ebenfalls für Kopfschütteln.

Fazit

Unterm Strich hat Husqvarna mit den TR-650-Modellen zwei unkomplizierte Kumpel für den Alltag auf die Räder gestellt. Dazu rangiert das Duo in frischem Design, mit kraftvollem Einszylindermotor und einer Prise Eigenständigkeit mit unisono 6 690 Euro in bezahlbaren Regionen.

Teststeno Husqvarna TR 650 Strada (in Klammern: TR 650 Terra)

Motor: Allrounder mit flüssigkeitsgekühltem Einzylinder-Viertaktmotor, dohc, vier Ventile pro Zylinder, 652 cm3 Hubraum, Bohrung x Hub 100 x 83 mm, Leistung 58 PS (43 kW) bei 7250/min, max. Drehmoment 60 Nm bei 5750/min, elektronische Einspritzung, geregelter Kat, Fünfganggetriebe, Kettenantrieb
Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen, Teleskopgabel vorn, Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein hinten, je eine Scheibenbremse vorn und hinten, ABS
Maße und Gewichte: Reifen vorn 110/80 R19 (90/90 R21), 140/80 R17 (140/80 R17) hinten, Sitzhöhe 860 (865) mm, Tankinhalt 14,0 Liter, Leergewicht 186 (184) kg, Zuladung 198 (196) kg
Messwerte: Höchstgeschwindigkeit 175 (170) km/h
Preis: 6 690 Euro

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