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Wenn es um Leichtbau im Automobilbau geht, fallen einem sofort die Begriffe Aluminium und Kohlefaser ein. Zweifellos hat das von Audi seit 1994 konsequent durchgezogene Projekt einer Voll-Aluminium-Karosserie hier einiges an Aha-Effekten bewirkt. Und das Thema Kohlefaser wird durch den neuen, beim Pariser Autosalon präsentierten Lamborghini „Sesto Elemento“ mit unter einer Tonne Gesamtgewicht künftig sicherlich bedeutsamer.
Dennoch: Stahl hat als Werkstoff längst nicht ausgedient. Obgleich, und das geben Branchen-Insider freimütig zu, die Stimmung schon einmal richtig schlecht war: „In den frühen neunziger Jahren, als Audi mit der ersten Voll-Aluminium-Karosserie des ASF-Konzepts dann auch auf den Markt kam, standen die Stahlhersteller unter einem regelrechten Aluminium-Schock.“ So beschreibt es rückblickend Anwendungstechnik-Spezialist Ansgar Geffert von der Salzgitter Mannesmann Forschung.
Auf der Internationalen Zuliefererbörse (IZB) stellt der Salzgitter-Konzern jetzt die neuartigen HSD-Stähle vor. Die Abkürzung steht für den englischen Begriff „High Strength and Ductility“, womit eine hohe Festigkeit bei gleichzeitiger sehr guter Verformbarkeit beschrieben wird. HSD-Stahl wird von der Salzgitter Flachstahl GmbH als eine strategisch notwendige Investition angesehen, um im Premium-Segment der Stahlkocher weiterhin ganz vorne dabei zu sein. Zwei Vorteile ergeben sich: zum einen können künftige Fahrzeuge dank HSD nochmals im Gewicht optimiert werden. Andererseits wird die Energieeffizienz bei der Produktion dramatisch gesteigert.
Folgerichtig entsteht momentan eine Pilot-Bandgießanlage am niedersächsischen Standort Peine, die bis Ende 2012 fertig sein soll und dann den Betrieb aufnehmen wird. Zunächst ist eine Jahresproduktion von 25.000 Tonnen HSD-Stahl vorgesehen. Haben die Stahl-Forscher damit das Ei des Kolumbus gefunden? Nicht ganz, ein Baustein fehlt noch: das noch nicht realisierbare Verfahren einer Korrosionsbeschichtung verhindert den HSD-Einsatz an entsprechend belasteten Bauteilen momentan noch.
Inzwischen existiert ein selbstbewusster Realismus, wenn die Stahl-Branche ihre Chancen beim Werkstoff-Wettlauf für das leichte Automobil abwägt: „Wenn es um große Stückzahlen in der Automobilfertigung geht, ist Stahl immer noch unschlagbar“, befindet Salzgitter-Forscher Geffert. Als Fernziel schwebt den Forschern vor, Stähle mit nochmals verdoppelter Festigkeit bei unverändert guter Verformbarkeit zu entwickeln. Aktuell ist eine die Branche bewegende Frage hinzugekommen: Wie schafft es BMW bei seinem Megacity Vehicle, mit Kohlefaser-Verbundstoff tatsächlich den Anforderungen an eine Karosserie gerecht zu werden und auch noch die Kosten im Griff zu behalten? Die Antwort dürfte nicht nur Geffert interessieren.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 07.10.2010 aktualisiert am 07.10.2010
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