Eine ruhmreiche Motorsport-Vergangenheit hat Jaguar ohnehin - vor allem mit großen Triumphen bei den 24 Stunden von Le Mans. Jetzt soll eine elektrisierende Zukunft dazukommen, denn ab der Saison 2016/2017 geht die britische Luxus- und Traditionsmarke bei der immer populäreren Formel E mit einem eigenen Team an den Start.
Einen ersten Einblick in sein künftiges Elektro-Racing gewährt Jaguar im Rahmen des diesjährigen AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring, wo einer von zwei brandneuen Formel-E-Boliden und legendäre Jaguar-Rennwagen Seite an Seite zu bestaunen sind. "Jaguar gehört ganz klar in den Motorsport!" Mit diesen deutlichen Worten unterstreicht Peter Modelhart, Deutschland-Chef von Jaguar Land Rover, die Rückkehr der Briten auf die Rennstrecken in aller Welt.
Zwölf Jahre nach dem Ausstieg aus der Formel 1 wird die britische Traditionsmarke ab 9. Oktober 2016 beim "ePrix" von Hongkong an der dritten Saison der weltweit ausgetragenen Formel E teilnehmen und somit in den Motorsport zurückkehren. Am 10. Juni 2017 wird das 8. von insgesamt 14 Saisonrennen der elektrischen Formel 1 in Berlin stattfinden. Im Vorfeld zu dieser Entscheidung hätte man laut Peter Modelhart genau abgewogen, welche Rennsportklasse am besten zu aktuellen Investitionen ins Produktwachstum passen würde: "Die Formel E erschien uns als strategisch ideal, weil wir hier einen unmittelbaren Kundenvorteil aus dem Renn-Engagement ziehen können. Denn Jaguar Land Rover wird ganz klar in Elektrifizierung und Hybridisierung investieren, und dazu passt die Formel E eindeutig am besten - kommunikativ und technologisch." Laut Modelhart verspricht sich Jaguar vom Engagement in der Elektro-Rennserie wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung von Serienautos, etwa in der Hochbelastung."Im Motorsport herrscht richtig Druck im Kessel, da lernt man am meisten", sagt Christian Danner, der nicht nur Jaguar-Markenbotschafter ist, sondern auch ein Experte par excellence in Sachen Formel-Rennsport. Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer erlebte in den 80er Jahren aktiv das wohl extremste Zeitalter der Rennserie mit bis zu 1.500-Turbo-PS und unglaublich hohen Kurvengeschwindigkeiten.
Den Briten sagt er jetzt ein erfolgreiches Engagement in der neuartigen Elektro-Rennserie voraus, denn: "Jaguar hat eine so große Motorsport-Historie. Dabei ging's immer ums Gewinnen. Und das traue ich der Marke auch künftig in der Formel E zu." Zwar sei bei diesem Motorsport vieles restriktiv festgelegt, jedoch biete die Formel E reichlich Gelegenheit zur Entwicklungsarbeit in Sachen Motor und Getriebe, und genau das mache Jaguar selbst.
Mit der Erfahrung von 36 Formel-1-Rennen saß Danner auch schon am Steuer eines neuzeitlichen Formel-E-Autos und kann das bevorstehende Engagement der Marke Jaguar von daher sehr gut einschätzen. "Die Elektro-Rennwagen fahren sich in etwa wie ein Formel-3-Auto. Die Beschleunigung aus dem Stand ist unglaublich, auch die Kurvengeschwindigkeiten mit den breiten Reifen." Den fehlenden Motorsound vermisse man nur kurz, denn auf Dauer hätten diese Boliden ihren ganz eigenen Reiz. Mit 200 kW/272 PS und 880 Kilogramm Fahrzeuggewicht werden die Strom-Boliden auch in der dritten Formel-E-Saison 2016/2017 nahezu lautlos, aber extrem flott unterwegs sein: Wie bei allen Elektrofahrzeugen steht das volle Drehmoment aus dem Stand zur Verfügung und sorgt für exorbitante Schubkraft.
Über die Rückkehr Jaguars auf die weltweite Bühne des Motorsports freut sich Jean Todt, ehemaliger Ferrari-Rennleiter und heute Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA: "Mit dem Gewinn Jaguars ist uns und dem elektrischen Auto ein großer Schritt Richtung Zukunft gelungen." Man habe die Formel E vor allem ins Leben gerufen, um Automobilherstellern einen alternativen Wettbewerb zu bieten und um die Weiterentwicklung elektrischer Technologien voranzutreiben. Deshalb sei Jaguars Einstieg in die Formel E jetzt eine wichtige Bestätigung für die Rennserie.Über die Art der künftigen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge von Jaguar Land Rover werde laut Peter Modelhart derzeit noch nichts verraten. Nur soviel lässt der Deutschland-Chef der britischen Premium-Marke bereits durchblicken und verdeutlicht damit Gemeinsamkeiten der künftigen Elektro- und Hybrid-Serienautos mit den Boliden der Formel E: "Jaguar ist und bleibt eine Performance Brand."