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Jaguar
Coventry – Es ist viel los zurzeit bei Jaguar. Zwei Jahre ist es gerade her, da wechselte die britische Traditionsmarke von Fords Premier Automotive Group zusammen mit der Geländewagen-Schwester Land Rover unters Dach der indischen Tata-Gruppe. Beide bekommen mit Ralf Speth jetzt einen neuen Chef, der die Gesamtverantwortung für das Unternehmen übernimmt und an den ebenfalls erst kürzlich ernannten Tata-Motors-Boss Carl-Peter Forster, vorher Opel und General Motors Europa, berichtet. Die Markteinführung der Neuauflage des Flaggschiffs XJ steht unmittelbar bevor. Und: Die Briten kündigen für die Autoschau Anfang März in Genf die Enthüllung des „ultimativen XKR“ an.
Da kann ein Rückblick auf den Namen der Marke nicht schaden. Den gibt es mittlerweile schon seit 75 Jahren. Mike O’Driscol kündigt als Managing Director von Jaguar Cars an, in diesem Jahr die „großartige Vergangenheit“ mit einer neuen und modernen Modellpalette feiern zu wollen. „Sie verkörpert 75 Jahre britisches Automobildesign und technische Innovation, denn Jaguar hat schon immer Autos gebaut, die die hohe Kunst des Automobilbaus zelebrieren.“ Designdirektor Ian Callum verspricht mit Blick auf XF, XK und XJ, „dass Jaguar auch künftig nicht nur im Automobil-, sondern auch im Luxus- und Premiumdesign weiterhin eine innovative und führende Rolle einnehmen wird.“
Blackpool im Westen Englands, 1922. Die Anfänge von Jaguar gehen auf den Bau von Motorradseitenwagen und die Firma Swallow Sidecar Company zurück. Erfahrungen im Automobilbau erwirbt sich das Unternehmen ab 1927 mit der Manufaktur kompletter Karossen für den Austin Seven und den Morris Cowley oder mit kompletten Chassis für Swift, Wolseley, Standard und Fiat. Weil die Räumlichkeiten bald zu eng werden, zieht man 1928 ins 150 Kilometer entfernte Foleshill am Nordrand von Coventry um. Die erste Eigenkonstruktion, der S.S.1 von 1931, wird trotz der zu dieser Zeit herrschenden wirtschaftlichen Depression zum großen Erfolg. Zwischen 1936 und 1940 entsteht unter dem seit 1933 neu eingeführten Firmennamen „S.S. Cars“ eine ganze Modellpalette, die bis zum S.S.100 „31/2 litre“ mit 125 „Brems“-PS reicht. 1935 erstmals Zusatzbezeichnung „Jaguar“ Im Oktober 1935 geht erstmals ein S.S.100-Modell mit der Zusatzbezeichnung „Jaguar“ an den Start, bestimmt für die S.S. 21/2-Litre-Limousine, der Zylinderkopf-Spezialist Harry Weslake eine Leistungsspritze von 73 auf 100 PS spendierte. Mit den S.S.-Jaguar verbinden Kenner bald Kraft und Geschmeidigkeit. Zugleich sehen die Modelle besser aus und sind deutlich günstiger als vergleichbare Konkurrenten. Ab März 1945 fällt die durch den Krieg zu negativ behaftete Bezeichnung „S.S.“ weg – und die springende südamerikanische Raubkatze ersetzt als Markensignet der neuen Jaguar Cars Ltd. die Schwalbe der ehemaligen Swallow Company.
Auf der Autoschau 1948 in London ist mit XK 120 der Urahn der bis heute existierenden XK-Baureihe erstmals zu sehen. Er verzückt das Publikum auf Anhieb und verändert die bis dahin geltenden Vorstellungen von einem Sportwagen grundlegend. Auf den XK folgen die legendären Rennwagen C- und D-Type. Sie beherrschen den Motorsport der 1950er- Jahre und gewinnen allein fünfmal die 24 Stunden von Le Mans. Vom Firmengründer höchstselbst gezeichnet Der E-Type gilt noch heute als eines der aufregendsten Autos aller Zeiten. Sportwagen sind nicht umsonst eine zentrale Facette des Jaguar-Images gewesen, doch kamen auch einige der fortschrittlichsten Luxuslimousinen ihrer Zeit aus Coventry – genauso wie der von Firmengründer Sir William Lyon höchstselbst gezeichnete erste XJ von 1968. Aber auch der Mark II (1959 bis 1967) wirkt noch heute frisch und munter, was er zu seiner Glanzzeit ebenfalls auf den Renn- und Rallyepisten bewiesen hat. Auch wenn er mitnichten sportliche Ambitionen hegt, schließt der neue Jaguar XJ von 2010 in nunmehr achter Generation den Kreis.
Es war 2005, als der Sprung in die Moderne gelang. Damals feierte eine neue Designsprache der Briten im Coupé und Cabrio der Sportwagen-Baureihe XK seine Premiere, gefolgt 2007 vom XF, der viertürigen und fünfsitzigen Limousine mit der Silhouette eines Coupés und dem „Herz eines Sportwagens“, wie es Jaguar beschreibt. 2009 schloss sich die Überarbeitung der XK/XKR-Baureihe an. Eine neue Generation von Diesel- und Benzinmotoren ging an den Start, um den sportlichen Charakter der XF- und XK-Modelle zu unterstreichen. Der XJ soll nun all das bündeln, was einen schönen und schnellen Jaguar ausmacht. „Damit“, so das Fazit der Briten, „ist die Runderneuerung des Produktportfolios nach nicht einmal fünf Jahren vorerst abgeschlossen.“
Ob Sir William stolz auf die neuen Modelle gewesen wäre? „Sicher“, heißt es bei der Traditonsmarke, „denn sie werden dem von ihm geprägten Anspruch gerecht, innovativ, aufregend und immer auch unverwechselbar zu sein.“ Designer Callum sieht jedenfalls eine Wechselwirkung zwischen Vergangenheit und Zukunft: „Das Jaguar-Design der nächsten 75 Jahre muss das Design der vergangenen 75 respektieren und reflektieren, indem es immer wieder technologische und stilistische Grenzen austestet und weiter verschiebt.“
Schon immer habe ein Jaguar die Leute dazu gebracht, beim Vorbeifahren den Kopf nach ihm umzudrehen. „Unsere Autos“, davon geht Callum aus, „verströmen eine Präsenz, die zu Herzen geht – und sie bestehen den Test der Zeit, indem ihr Design unabhängig von allen Modeströmungen zeitlos bleibt.“ Ein Jaguar sei auch noch nach Jahren „so ikonisch wie am Tag seiner ersten Vorstellung“.
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 19.02.2010 aktualisiert am 19.02.2010
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