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Jaguar
Heiner Klempp — Als der von Malcolm Sayer entworfene E-Type Anfang der 60er auf dem Genfer Salon vorgestellt wurde, war die Sportwagenwelt schon tief in Diskussionen verstrickt, ob ein solches Auto überhaupt Chancen habe auf den Straßen. Es hatte. In USA wurde der E-Type mit allen Motorversionen ein Verkaufsschlager, besonders aber ab seinem Erscheinen rund zehn Jahre nach der Vorstellung mit dem V12-Motor. In Großbritannien wurde er von Rennfahrergrößen wie Jackie Stewart zum Erfolg gefahren und auf dem Kontinent im Laufe der Jahre seiner Bauzeit (bis 1974) bereits »zu Lebzeiten« eine Legende.
Als seine Produktion 1974 eingestellt wurde, sehnten sich viele Sportwagenanhänger trotz seines für damalige Zeiten bereits hohen Preises nach nichts anderem als einem Nachfolger. Sie mussten fast 40 Jahre waren. Nun ist er da, der F-Type, und er strotzt vor Selbstbewusstsein genauso wie die Mannschaft, die ihn entwickelt, konstruiert und auf den Markt gebracht hat.
Sieht man die Rückansichten von E- und F-Type nebeneinander, ist die Verwandtschaft klar zu erkennen. War das Hinterteil des E-Type noch ein wenig runder und voller, ist das des F-Type straff, jung, zeitgemäß und dynamisch. Guckt man unter den Kofferdeckel des E-Type-Roadsters, sieht man eine leere, umgedrehte Steeldrum-Schüssel unter sich. Klappt man den Deckel des F-Type auf, ist alles – ebenfalls zeitgemäß modern – ausgekleidet mit Nadelfilz und verschiedenen Gepäckfächern. In den E-Type konnte man ordentlich was reinwerfen, im F-Type wird es sorgfältig verstaut.
Die Seitenlinie des Neuen orientiert sich etwas an der des Vorgängers, wenngleich die endlose Fronthaube des E-Type zugunsten der Agilität des Novizen ein wenig gestutzt wurde. Dennoch behält der F-Type die größte, aus einem Stück gearbeitete Motorhaube der Sportwagen überhaupt.
Das Design des modernen Roadsters, den es – zumindest vorerst – nicht wie den E-Type in Coupe- und [foto id=“468097″ size=“small“ position=“right“]Roadster-Version gibt, ist vorbildlich; die Form folgt der Funktion. Ganz aus Aluminium als Leichtbau mit etwa 1,5 t Gewicht und einem Schwerpunkt nahe dem Fahrzeugboden, duckt sich die Katze vor dem Start auf die Straße und stemmt die Hinterläufe sichtbar auf den Boden. Vorn fixieren katzenäugig LED-Schlitze den Verkehr, das Maul geöffnet wie beim Fauchen. Der Jaguar kann losspringen.
Doch zuvor noch ein, zwei Besonderheiten. So springen etwa die Türgriffe beim kontaktlosen Aufschließen des Autos automatisch aus der Verkleidung, um nach dem Einsteigen an gleicher Stelle wieder zu verschwinden. Geschaltet wird über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG. Zusätzlich kann die Automatik manuell über den Schalthebel oder Schaltwippen am Lenkrad bedient werden.
Im Inneren des F-Type hat der Fahrer Drehzahlmesser und Tacho auf zwei großen Rundinstrumenten vor sich. Beide signalisieren Highspeed: So zeigt der Drehzahlmesser bei 6.600 Umdrehungen pro Minute eine rote Marke, während der Tacho »nicht enden zu wollen scheint«. Am unteren Ende steht die letzte Ziffer 300, die Skala reicht bis 320 km/h. Auf der Mittelkonsole wenige Bedienelemente für Lüftung und Klima sowie die Scheibenbeheizungen für Front- und Heckscheibe. Neben dem Schalthebel das Sport-Gen. Hier lässt sich die Kennkurve der Gasannahme anpassen. Verfügbar sind »Normal«, »Winter« und »Sport«. Bei Abrufen des Sport-Settings werden automatisch Soundanlage und Spoiler aktiviert. Beides lässt sich in Stellung »Normal« manuell bedienen.
Anlassen mit dem Startknopf. Der Motor brüllt auf. Die Katze will gleich mausen. Drei Leistungsstufen stehen zur Verfügung. Der 3-Liter V6 mit 340 PS, der 3-Liter V6S mit 360 PS und der 5-Liter V8S mit 495 PS. Alle mit Kompressor und enormen Drehmomenten, die einem beim Beschleunigen in die Sitze drücken, dass die Luft [foto id=“468098″ size=“small“ position=“left“]wegbleibt. Dabei dreht das Automatikgetriebe schon in Stellung »Normal« sportlich hoch, in Sport-Stellung geht es dann bis zum roten Bereich der 6.000 Umdrehungen pro Minute. Mit Beschleunigungswerten von 4,3 bis 5,3 Sekunden je nach Motorvariante von 0 auf 100. Bei der Leistung und dem niedrigen Gewicht kaum verwunderlich, denn der V6 hat ein Leistungsgewicht von 0,21, der V6S von 0,23 und der V8S von 0,3 PS pro Kilogramm. Vergleichsweise bringen es SuperRace-Renntrucks (Sattelzugmaschinen von MAN) mit 1.600 PS auf 0,41 PS pro Kilogramm.
Jetzt wird beschleunigt. Der F-Type giert nach Kurven. Auf Landstraßen bewegt, wird jede Strecke zur kontrollierten Höllenfahrt. Hinein in die Kurve, am Anfang langsam und vorsichtig, dann immer mutiger; der F-Type bleibt problemlos in der Spur. Ganz anders als der E-Type, der noch ohne jegliche elektronische Helferlein auskommen musste. Da hatte man alle Hände voll zu tun, den Roadster auf der Straße zu halten. Aber damals, 1972, damals hat das eben richtig Spaß gemacht. Auch wenn einem in den Hildesheimer Bergen ab und zu mal ein Sportwagen auf dem Dach quer über die Straße entgegen gerutscht kam. Heute, mit Elektronik und adaptiver Lenkung, Schaltung und was weiß ich noch alles, ist es viel einfacher, eleganter, viel sicherer und dennoch mit jeder Menge Fahrspaß verbunden. Und wäre das Wetter in der zweiten Maihälfte des Spätwinters 2013 besser gewesen, hätten wir sicher auch die Roadster-Vorteile offen fahrend genossen. So aber: Schnürlregen, nasse Haare, Schnupfen. Gut, dass das Dach modern und dicht und ziemlich geräuschlos ist am neuen F-Type.
Präsentiert wurde der F-Type von Jaguar auf der noch nicht eröffneten Test- und Rennstrecke Bilster Berg im Teutoburger Wald. Eröffnung ist dieser Tage, Anfang Juni, vorher waren aber schon alle deutschen und europäischen Autohersteller da, um die Eignung für Testfahren, Präsentationen und Entwicklung zu untersuchen. Wahrscheinlich bleibt für Autorennen vor Öffentlichkeit kaum Zeit, so begehrt ist die Strecke schon. Und sie hat es in sich! Gerade recht, den Nachfolger einer Rennlegende wie dem Jaguar E-Type vorzustellen.[foto id=“468099″ size=“small“ position=“right“]
Wir fuhren in Gruppen, immer hinter dem Pacecar her, angeführt von Horst von Saurma, im Nebenberuf Rennfahrer und Rennlehrer. Zunächst eine ruhige Runde auf feuchter Strecke, dem Pacecar folgend. Das Auto klebt auf der Straße, wenn auch der Beifahrer nach Halt suchend, tausend Tode stirbt. Besonders die „Mausefalle“ hat es mir angetan. Sie endet nach einer ansteigenden Linkskurve im Nichts, danach einlenken und dann gefühlt freier Fall eine 26 prozentige Steigung runter. Natürlich mit ziehender Linkskurve, die unten enger wird und in eine Steigung mündet.
In der ersten Runde mit knapp über 100 gefahren, in den nächsten drei, vier steigerte das Pacecar die Pace; du schluckst immer mehr und überlegst, ob du so einen Rennwagen überhaupt fahren willst. Ab der fünften Runde aber macht es nur noch Spaß, du hörst das Auto wieder, erkennst den brüllenden Sound der sechs oder acht Zylinder und siehst in der Gischt vorne das Pacecar. Ob man es überholen soll?
Datenblatt Jaguar F-Type
Zweisitzer Roadster mit Stoffverdeck, Heckantrieb, Automatikgetriebe | |
Länge/Breite/Höhe (m) | 4,77/1,31*/1,92** |
Radstand (m) | 2,62 |
* F-Type V8S 1,32 / ** Breite ohne Aussenspiegel | |
Motoren | Sechs- und Achtzylinder Benzinmotoren mit Kompressor |
Otto: | 3.0-Liter Sechszylinder, 250 kW/340 PS, 430 Nm 3.0-Liter Sechszylinder, 280 kW/380 PS, 450 Nm 5.0-Liter Achtzylinder, 364 kW/495 PS, 680 Nm |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 260–300 abgeregelt |
Beschleunigung 0-100 km/h (s) | 4,3–5,3 |
Verbrauch | |
Verbrauch laut Hersteller (l/100 km) | 9,0–11,1 |
CO2-Ausstoß laut Hersteller (g/km) | 209–259 |
Schadstoffklasse | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse | E, F, G |
Ausstattung (Basismodell) | sechs Airbags, Antiblockiersystem ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm DSC, elektronische Bremskraftverteilung EBD, sequentielle 8-Gang-Automatik mit Jaguar Schaltshift, Sport-Abgasanlage, elektronische Parkbremse EPB, adaptives Sportfahrwerk, Fußgänger-Schutzsystem, Notfall-Bremsassistent, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, höhen- und tiefenverstellbares Lenkrad, Tempomat und Geschwindigkeitsbegrenzer, LED-Tagfahrlicht, Doppel-Funk-Zentralverriegelung |
Gewicht und Zuladung | |
Leergewicht (kg) | 1.597–1.665 |
zulässiges Gesamtgewicht (kg) | 2.025 |
Kofferraumvolumen (l) | 196 |
Preis (Euro) | |
Basismodell ab | 73.400 |
Topmodell ab | 99.900 |
+ | Sitzposition, Leistung, Straßenlage, Schwerpunkt |
+ | Fahrverhalten, Agilität |
+ | Stop-Start-Automatik, Komfort (Luxus), Beifahrer-Haltegriff an der Mittelkonsole |
– | Schräge Windschutzscheibe |
– | Schwieriger Einstieg |
– | Kleiner Gepäckraum |
geschrieben von Heiner Klempp/auto.de veröffentlicht am 27.05.2013 aktualisiert am 27.05.2013
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Ein Traum von Auto. Nur leider zu teuer. Und: Wenn er ebenso reparaturanfällig ist wie sein Vorgänger (der gleich die ganze Werkstatt im Handgepäck hatte), wird er auch in diesem Punkt Geschichte schreiben….
Comments are closed.
Volker Dembke
Juni 17, 2013 um 5:31 pm Uhrwenn die Engländer in der Neuzeit angekommen sind, könnten sie mit diesem Roadster Geschichte schreiben. was mir nicht gefällt, ist das asymethrische, unten abgeflachte Lenkrad und die überladene Mittelkonsole a la Porsche. es geht einfacher und schöner, ansonsten ein geiles Auto, könnte der Viper (ein irres fahrgefühl) den rang ablaufen