Jaguar

Jaguar F-Type – Ein echtes Steuer-Paradies

Der britische Premium-Automobilhersteller Jaguar wird schon länger nur noch als Luxus-Limousinen-Hersteller wahrgenommen. Dabei hat die Marke mit der springenden Raubkatze im Logo große Rennsporterfolge zwischen den 50er- und 80er-Jahren vorzuweisen.

Die Briten gewannen mehrfach in Le Mans, Daytona und bei der Rallye Monte Carlo, waren Tourenwagen-Europameister und Sportwagen-Weltmeister. Aber seit der Einstellung des legendären E-Type im Jahr 1975 werden Jaguar bevorzugt von älteren Herrschaften, die in erster Linie Komfort schätzen, erworben. Mit dem komplett neu entwickelten F-Type will Jaguar nun wieder mit einem echten Sportwagen auf die Überholspur. Vorerst allerdings nur mit einem Stoffdach-Roadster. Das Coupé folgt dann im kommenden Jahr. Im Segment [foto id=“462583″ size=“small“ position=“left“]für luxuriöse Open-Air-Sportwagen warten potente Konkurrenten wie Porsche Boxster und 911, Audi R8 und BMW Z4 M. Der sportliche Jaguar-Zweisitzer ist ab dem 25. Mai 2013 zu Preisen ab 73.400 Euro käuflich zu erwerben.

Es ist kein leichtes Erbe, das der F-Type antritt

Der E-Type aus den 60er und 70er Jahren gilt weltweit als einer der schönsten Sportwagen, die je gebaut wurden. Ein dunkelblauer Roadster, Baujahr 1963 steht seit 1996 im New Yorker Museum of Modern Art. Vielleicht ist das der Grund, warum der neue Roadster nicht wirklich retrodesigned ist. Wenn man sich den 4,47 Meter langen Zweitürer rundherum anschaut, denkt man zuerst an italienisches Design à la Maserati oder Alfa Romeo. Das hört das Jaguar-Design-Team rund um ihren Chef Ian Callum natürlich nicht gern und verweist auf zwei Designelemente aus dem E-Type: Zum einen auf die horizontalen Rückleuchten mit dem kreisrunden Mittelstück und auf die bei den beiden Sechszylindern mittelzentrierten [foto id=“462584″ size=“small“ position=“right“]Auspuffendrohre. Wie auch immer, der F-Type ist rein optisch gesehen schon mal ein echter Knaller. Eben ein reinrassiger Sportwagen, mit ausfahrbarem Heckspoiler und zum Einstieg beleuchteten, dann bei der Fahrt versenkten Türgriffen.

Rassig ist auch die Motorisierung, denn alle drei zum Marktstart verfügbaren Triebwerke werden mit Kompressoren zusätzlich zwangsbeatmet. Als Basis gibt es den neuen 3,0-Liter-V6-Benziner in zwei Leistungsstufen mit 250 kW/340 PS und 280 kW/380 PS. Die Top-Motorisierung ist der aus dem XKR bekannte V8, der aus fünf Litern Hubraum 364 kW/495 PS auf den Asphalt liefert. Die Briten haben ihrem neuen Liebling weitere Errungenschaften anderer Modell verpasst: vom XK das teilweise aufpreispflichtige Adaptivfahrwerk, vom XJ die Aluminium-Bauweise. Das Leichtmetall erleichtert das für Sportwagen notwendige Abspecken der Rohkarosse um 35 Kilogramm auf 261 Kilo. Auch optimierte Bodenteppiche sparen 15 Kilo, das Stoffverdeck weitere 12 kg. Damit liegt das Leergewicht des Roadsters je nach Motorisierung zwischen 1.597 und 1.665 [foto id=“462585″ size=“small“ position=“left“]Kilogramm. Ein Porsche 911 Cabriolet wiegt vergleichsweise immer noch gut 150 Kilogramm weniger.

Und wie fährt sich die neueste Raubkatze in der Basisversion mit 250 kW/340 PS?

Um in den vollen Genuss des Roadsters zu kommen, sollte man zuerst das mehrschichtige und somit gut dämmende Z-Faltverdeck per Knopfdruck hinter den Sitzen verschwinden lassen. Das dauert exakt zwölf Sekunden und klappt auch noch während der Fahrt, bis zu 50 Stundenkilometern. Gestartet werden die Motoren serienmäßig durch Drücken des orangen Startknopfes. Ein erstes wildes Grollen entrinnt den beiden Auspuffendrohren des Sechszylinders.

Um auch während der Fahrt den motorsportlichen Sound zu verstärken, drückt man die in der Einstiegsvariante aufpreispflichtige, aber zwingend notwendige  Soundtaste des aktiven Auspuffsystems mit Klappensteuerung. Wenn es mit dem brachialen Rennwagen-Sound, dann doch zu nervig wird, drückt man die Taste erneut und aus der wilden Raubkatze wird ein cruisender Stubenkater im Flüstermodus. Auf den kurvenreichen Bergstraßen rund ums spanische Pamplona zeigt der heckgetriebene F-Type dank der optimalen 50/50-Gewichtsverteilung keinerlei Schwächen. Der Fahrspaß ist  – offen, wie auch [foto id=“462586″ size=“small“ position=“right“]geschlossen – riesig, der Kofferraum sportwagenmäßig klein, die Inneneinrichtung äußerst hochwertig, bis auf ein paar Kunststoff-Überbleibsel aus dem Haus Ford, wie den Blinkerhebel.

Bei allzu schneller Fahrt kommt das verbesserungswürdige Navigationssystem nicht mehr hinterher, aber dieses Problem kennen auch schon die XJ-, XF- und XK-Fahrer. Ein nettes Detail sind die Lüftungsdüsen oberhalb der Mittelkonsole. Bei ausgeschalteter Klimaanlage verschwinden sie lautlos im Armaturenbrett. Besonders positiv fielen die hydraulische Servolenkung mit variabler Übersetzung und die Sport- und Hochleistungsbremsen auf. Präzise, auf den Punkt und mit einem verzögerungsfreien Feedback fühlt man sich auch im Grenzbereich stets sicher und geborgen. So wird der F-Type zum legalen Steuer-Paradies.[foto id=“462587″ size=“small“ position=“left“]

Die F-Type-Fahrleistungen sind bereits mit dem kleinsten Motor beeindruckend. Für 5,3 Sekunden wird man in die perfekten Sportsitze gedrückt, dann ist Tempo 100 erreicht. Die V6-S-Version braucht für den Standard-Sprint 4,9 Sekunden und der bärige V8er ist bereits nach 4,3 Sekunden bei 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeiten liegen bei elektronisch abgeregelten 260, 276 und 300 km/h. Alle drei Triebwerke sind mit der bereits bewährten Achtgang-Automatik von ZF versehen. Einen Handschalter oder ein Doppelkupplungsgetriebe sollte hier niemand vermissen, da man jederzeit über die Paddel am Lenkrad eingreifen kann. Die Werksangaben für den durchschnittlichen Spritverbrauch liegen zwischen 9,0 und 11,1 Litern. Das mag ja auf dem Rollenprüfstand funktionieren. Wer aber auch nur ein wenig Sinn für die wahren Werte des F-Type hat, verbraucht spielend leicht doppelt so viel Benzin. Das garantiert dauerhafte Lächeln nach jeder Ausfahrt ist es allemal wert. Nicht nur eingefleischte Jaguar-Fans haben fast 40 Jahre lang auf genauso einen Jaguar gewartet.

Datenblatt: Jaguar F-Type

Zweitüriger Roadster der Luxusklasse; Frontmotor, Heckantrieb
Länge: 4,47 Meter
Breite: 1,98 Meter (mit eingeklappten Außenspiegeln)
2,04 Meter (inkl. Außenspiegel)
Höhe: 1,31 Meter (V8 S: 1,32 Meter)
Radstand: 2,62 Meter
Wendekreis: 10,7 Meter
Laderaumvolumen: 148 bis 196 Liter
Leergewicht: 1.597 Kilogramm

Motoren

F-Type: 3,0-Liter-Kompressormotor mit 250 kW/340 PS, Achtgang-Quickshift-Automatik
max. Drehmoment: 450 Nm bei 3.500 – 5.000 U/min
0-100 km/h: 5,3 s
Vmax: 260 km/h
Normverbrauch: 9,0 l/100 km
CO2-Ausstoß: 209 g/km
Preis: 73.400 Euro
F-Type S: 3,0-Liter-Kompressormotor mit 280 kW/380 PS, Achtgang-Quickshift-Automatik
max. Drehmoment: 460 Nm bei 3.500 – 5.000 U/min
0-100 km/h: 4,9 s
Vmax: 275 km/h
Normverbrauch: 9,1 l/100 km
CO2-Ausstoß: 213 g/km
Preis: 84.900 Euro
F-Type V8 S: 5,0-Liter-Kompressormotor mit 364 kW/495 PS, Achtgang-Quickshift-Automatik
max. Drehmoment: 625 Nm bei 2.500 – 5.500 U/min
0-100 km/h: 4,3 s
Vmax: 300 km/h
Normverbrauch: 11,1 l/100 km
CO2-Ausstoß: 259 g/km
Preis: 99.900 Euro

Jaguar F-Type: Kurzcharakteristik

Alternative zu: Audi R8, BMW Z4 M, Porsche Boxster und 911
Sieht gut aus: in Italian-Racing-Red auf kurvenreichen Bergstraßen
Passt zu: Sportwagen-Freunden mit Sinn für britische Historie und italienisches Design
Wann kommt er: 25. Mai 2013
Was noch kommt: vielleicht kommt ein Vierzylinder unter die Haube, sicherlich eine RS-Version mit ca. 550 PS und 2014 ein F-Type-Coupé

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