Nach dem E kommt das F
Aber der Reihe nach: Als legitimer Nachfahre eines E-Type überlappt auch seine Fronthaube die Radhäuser und wird in Fahrtrichtung aufgeklappt. Rasse und Eleganz sind in klar akzentuierten Linien miteinander verschmolzen. Kurze Überhänge, versenkte Türgriffe, das sich wie ein Bootsrumpf verjüngende Heck und der fast waagerechte Kofferraumdeckel fügen sich zu einer sinnlichen Oktan-Skulptur. Es ist „das Auto, das wir immer machen wollten“, sagt Matt Baeven aus dem Team um Designchef Ian Callum.
„Downsizing ist was für Feiglinge“ scheint der fünf Liter große V8 zu brüllen, wenn der Startknopf gedrückt wird. Geht es nicht eine Nummer dezenter? Einem wild verspoilerten 80er-Jahre-Camaro würde man den übertriebenen Gasstoß beim ersten Zünden sicher noch verzeihen. Wer aus einem Land stammt, wo Understatement zu den wichtigsten Kultur- und Exportgütern gehört, braucht nicht so lautmalerisch aufzutrumpfen. Vornehme Zurückhaltung kann sich der F-Type „R“ schon deshalb leisten, weil seine inneren Werte über jeden Zweifel erhaben sind. 550 kompressorgestärkte PS, 680 Newtonmeter Durchzugskraft, 300 km/h Spitze – wer wollte sich damit anlegen?
Das edel möblierte Cockpit sitzt fast so körperbetont wie ein Neoprenanzug. Wie seinerzeit beim E-Type ist der Drehzahlmesser rechts, der Tacho links angeordnet, Kontrastnähte auf der Abdeckung und rings um die Konsole geben dem Interieur den Hauch des Besonderen. Die Lüftungslamellen oberhalb des Monitors sind nur sichtbar, wenn sie gebraucht werden, andernfalls verschwinden sie bündig in den Tiefen des Armaturenbretts. Zur Serienausstattung gehören die R-Performance-Sitze, deren anschmiegsame Konstruktion zwei Öffnungen im Schulterbereich enthält, durch die Sechspunkt-Gurte gelegt werden könnten. Wer das Sitz-Memory-Paket für 1700 Euro bestellt, bekommt zusätzlich verstellbare Wangen, die bis auf die schraubstockartige Enge einer echten Rennschale eingestellt werden können.
Die einst immer wieder kritisierte Bedienarchitektur des Infotainment-Systems hat Jaguar von Grund auf überarbeiten lassen. Die Touchscreen-Steuerung ist nunmehr einfacher, übersichtlicher und auch die Qualität der Grafik wurde verbessert. Allerdings bietet das System noch immer Potenzial für Optimierungen. So ließen sich zum Beispiel bei der Ziel-Programmierung via Postleitzahl bestimmte Straßen in dem Zustellbezirk gar nicht anwählen – ein Problem, das mit dem nächsten Software-Update in den Griff zu bekommen sein dürfte.
Gut gelöst ist die Klima-Steuerung, wo kombinierte Dreh- und Drücksteller Temperatur-Regelung, Gebläse und Sitzheizung zusammen fassen. Entgegen der erwartbaren Logik funktioniert die Taste für das elektrische Verdeck: Zum Öffnen muss man ihn nach vorn drücken, zum Schließen nach hinten ziehen. Also genau anders herum, als die Stoffmütze funktioniert. Inklusive der Bewegung der Seitenscheiben ist die Haube in 15 Sekunden geschlossen oder wieder hinter den Kopfstützen verstaut.