Jaguar

Jaguar XKR-S Cabriolet: Gebändigt, griffig, giftig

Es gibt nicht viele Regionen in Europa, in denen der Luxus-Sportler Jaguar XK nicht auffällt. Dazu zählt die Küste zwischen Monaco und St. Tropez. Wer da die Blicke von Autofreunden und anderen auf sich ziehen will, sollte schon im Jaguar XKR-S und am besten im Cabriolet fahren, das im März auf den Markt kommt. Von da an gilt: Was das offene Stoffverdeck nicht an Zuwendung bringt, muss der Kompressormotor mit seinem Sound schaffen. Beide zusammen sind gute Partner.

Wir hatten jetzt Gelegenheit, das neue, starke Cabrio kennenzulernen – mit offenem Dach, die ersten Kirschblüten im Blick. Das Coupé hatten wir schon im Herbst vergangenen Jahres gefahren. Doch nach dem Öffnen des elektrischen, mehrlagigen und geräuschgedämmten Dachs in 18 Sekunden hatte es doch den Charakter einer ersten Begegnung. Der Motor erwacht beim Anlassen mit einem kurzen, heftigen und so deutlich vernehmbaren Gasstoß, dass einem gleich bewusst wird, was da unter der Haube vor sich geht.

Der Aluminium-Achtzylinder mit fünf Litern Hubraum bemüht sich gar nicht erst um Zurückhaltung. Er teilt auch denen, die es nicht hören wollen mit, dass jetzt 505 kW / 550 PS erwacht sind, eingeblasen von einem mechanischen Root-Kompressor, der im „V-Ausschnitt“ des Motors sitzt. Gegenüber der bisher [foto id=“404899″ size=“small“ position=“left“]stärksten Version im XKR sind das noch einmal 40 PS und 55 Newtonmeter (Nm) Drehmoment mehr. Das maximale Drehmoment erreicht nun 680 Nm.

Damit schafft der 1,8-Tonner mit der Aluminium-Karosserie den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in 4,4 Sekunden. Dabei gönnt er sich einen ordentlichen Schluck aus der Spritpulle. Der Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) liegt bei 12,3 Litern. Wer mehr in zügige Fortbewegung investieren will: Seine Höchstgeschwindigkeit wird bei 300 km/h abgeregelt. Er kann mehr, heben die Jaguar-Techniker hervor. Aber man ist ja bescheiden, britisch eben.

Britisch ist der Jaguar XK allemal. Als er 2005 präsentiert wurde, war er das erste Beispiel für die neue Designsprache des Herstellers, der heute zum indischen Tata-Konzern gehört. Aber auch beim neuen Design konnte und kann der XK auch heute mit dem leichten Facelift für den Modelljahrgang 2012 seine Wurzeln nicht verleugnen. Er passt in die lange Reihe der XK-Modelle, der sportlichen Zweisitzer mit zwei Notsitzen aus den 50er und 60er Jahren. Die Linienführung ist vertraut.

Für die S-Version hat Jaguar aber einige Veränderungen an der Außenhaut vorgenommen, die auch dem Ziel dienen sollen, das Cabrio auch oberhalb 250 km/h stabil auf der Straße zu halten. Der Stoßfänger weist – wie beim Coupé – senkrechte Linien auf und öffnet dem Fahrtwind zwei senkrechte Lufteinlässe, der die Luft an den Fahrzeugseiten nach unten leiten und die Strömung an den vergrößerten Seitenschwellern glätten. Der dominante Splitter unterhalb des Bugs besteht aus Karbon. Heckspoiler und Diffusor sorgen an der Hinterachse für einen um 26 Prozent reduzierten Abtrieb. Der S liegt zehn Millimeter tiefer als seine XK-Verwandten.

Die Feinarbeiten am Fahrwerk passen zum Motor und zum elegant-schnellen Aussehen. Die Lenkung spricht präziser und direkter an; die aktive Steuerung der Differenzialsperre wurde neu programmiert. Zugleich wurde der leichte Mitlenkeffekt der Hinterräder zugunsten einer betont sportliche Auslegung [foto id=“404900″ size=“small“ position=“right“]optimiert und die Federraten wurden erhöht. Die geschmiedeten 20-Zoll-Räder verringern die ungefederten Massen um fünf Prozent. Vorn werden Pirelli 255/35 ZR 20 aufgezogen, hinten breite 295/30 ZR 20.

Wer das in voller Pracht auf der Straße erleben will, der schaltet den Modus „TracDSC“ ein. Mit veränderten Schlupfgrenzwerten, anderer Drehmomentenverteilung und angehobenen Interventionsstellen wird der Jaguar dann zum reißenden Raubtier, das man besser nur auf der Rennstrecke freilässt. Aber auch ohne diesen Fahrmodus weiß der Jaguar zu gefallen. Wie groß die Liebe ist, teilt die vierflutige Sportabgasanlage den anderen Verkehrsteilnehmer gern mit. Auch der Jaguar erlaubt sich heftiges Backfire beim Gasrausnehmen und herunterschalten. Beim Beschleunigen kann der Jaguar dann seine ganze, gebändigte Kraft herauszubrüllen. Aber das ist auch etwas für die Rennstrecke oder für die Fahrt unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Beim Innenraum unterscheidet sich der XKR-S durch einige sportliche Akzente wie die Sportsitze mit verstellbaren Wangen und integrierten Kopfstützen, die Mittelkonsole in schwarzem Pianolack und in Dark Linear Aluminium sowie Lederverkleidungen, wo immer es dafür Platz gibt und ein 525 Watt starkes Klangsystem von Bowers & Wilkins. Aus der Beschreibung wird schon angeklungen sein, dass der Jaguar uns gefallen hat, und nicht etwa nur, weil er einen heftigen Sound hervorbringen kann. An der Cote d’Azur bewährt er sich auf der belebten Küstenstraße als sonor brummender Gleiter. Wer will, kann im Hinterland auf den bergigen Straßen erleben, wie griffig er sein kann. Mit dem „TracDSC“ wird er dann sogar [foto id=“404901″ size=“small“ position=“left“]giftig. Das verlangt den geübten Fahrer. Diese drei Welten bringt er unter dem – möglichst offenen Dach – eines britisch anmutenden Sportwagen in edler Atmosphäre zusammen.

Die vielen Systeme, die Wettbewerber heute mit und ohne Aufpreis an Bord haben, wollen offenbar nicht so recht zu einem Jaguar XK passen. So fehlt dem Muntermacher die Müdigkeitswarnung und das Navigationsdisplay in der Mitte der Armaturentafel hat eine Größe, wie man sie 2005 noch akzeptierte. Auch das darf man getrost als britisch werten: fortschrittlich ja, aber immer mit einer Spur Distanz. Wer den XKR-S jetzt bestellt, kann sicher sein, sein Cabrio noch vor der Saison zu erhalten. Die Auslieferung beginnt im März. Wie nicht anders zu erwarten, hat auch dieser Spaß seinen Preis: 138 100 Euro. Es geht auch unter 100 00 Euro los, aber dann mit weniger PS und weniger aufregender Optik. Das Jaguar XK Cabrio mit 385 PS kostet 99 400 Euro. Damit kann man in St. Tropez inkognito bleiben.

Daten Jaguar XKR-S Cabriolet

Länge x Breite x Höhe (m): 4,79 x 1,89 x 1,33
Motor: V8- Benziner, 5000 ccm,Twinpower-Turbo, Direkteinspritzung, Kompressoraufladung
Leistung: 405 kW / 550 PS zwischen 6000 und 6500 U/min
Max. Drehmoment: 680 Nm zwischen 2500 und 5500 U/min
Leergewicht/Zuladung: 1800 kg / 385 kg
Verbrauch (nach EU-Norm): 12,3 Liter
CO2-Emissionen: 292 g/km, Euro5
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,4 Sek.
Kofferraumvolumen: 313 Liter (200 l bei geöffnetem Verdeck)
Reifen: vorn 255/35 ZR 29, hinten 295/30 ZR 20
Basispreis: 138 100 Euro

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Gast auto.de

Februar 20, 2012 um 8:09 pm Uhr

Sehr schöner Wagen, aber der Heckspoiler ist völlig daneben…

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