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Jeep
Wer hierzulande das Wort Geländewagen uncool findet, sagt ganz einfach Jeep. Ähnlich wie Tempotaschentuch oder Tesafilm ist der Markenname des US-amerikanischen Autoherstellers umgangssprachlich ein Synonym für Offroad-Fahrzeuge. Während andere Oberklasse-SUV lieber Route 66 als Rocky Mountains fahren, steht der Jeep Grand Cherokee bei Kennern im Verdacht, ein echter Geländegänger zu sein. Bei unserem Test haben wir festgestellt, dass er vor allem ein „real american car“ ist.
Welcome to the neue amerikanische Gemütlichkeit! Lobenswerterweise fällt allerdings gerade der amerikanische Ursprung nicht mehr auf den ersten Blick auf, wenn man hinter dem Steuer Platz genommen hat – insbesondere in der höchsten Ausstattungslinie Summit. Oh wow, hier ziert geschmackvolles braunes Leder mit gesteppten Nähten in Kombination mit offenporigem Holz das Interieur, Dachhimmel und A-Säulen sind in brauner Wildleder-Optik bespannt. So gediegen stellt man sich das Bücherzimmer eines Harvard-Professors vor. Notiz am Rande: Natürlich taugen die Halter für Getränkebecher im XL-Format.
Anders als bei früheren Generationen stimmt also beim aktuellen Grand Cherokee, der im vergangenen Jahr überarbeitet wurde, das Ambiente mit dem Premium-Anspruch der Marke überein, Interieurs von Oberklasse-SUVs deutscher Hersteller müssen Benchmark gewesen sein. Allein wenn man ganz genau hinsieht beziehungsweise rüttelt, rappeln einige Plastikbauteile etwas mehr, als wir es von Fabrikaten aus good old Europe kennen.
Ganz up-to-date prangt ein nun 8,4 Zoll großer Touchscreen in der Mittelkonsole, über den das komplette Infotainmentsystem gesteuert wird. Grundsätzlich eine simpel zu bedienende Sache, außer bei Details wie der Sitzheizung, die so statt mit einem durch drei Klicks angesteuert werden muss – Jesus! Dafür sprechen wir der Sprachsteuerung, die Navigation oder Telefonfunktionen bedient, ein großes Kompliment aus: Sie hört besser zu als manche Ehefrau und versteht selbst nicht astrein ausgesprochene Befehle, (Straßen-) Namen oder Orte beim ersten Versuch.
Man hätte sich nur gewünscht, die Lady aus dem Lautsprecher hätte auch die Übersetzung einiger Einstellungs-Anzeigen übernommen. Denn im modernen, aufgeräumten TFT-Farbdisplay, auf das der Cherokee-Pilot blickt und das rund 100 verschiedene Konfigurationen möglich machen soll, versteht der Fahrer nicht immer gleich, was los ist. Oder wer kapiert auf Anhieb, dass „ACC Abgesagt unten Minimum Geschwindigkeit“ bedeutet, dass sich ACC (Adaptive Cruise Control, Abstandstempomat) ausgeschaltet hat, weil man zu langsam gefahren ist? Well, a little bit of Schrulligkeit sollte der Liebhaber seinem Jeep verzeihen.
Die Platzverhältnisse entsprechen dem Geschmack derer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten – denn begrenzen muss sich hier niemand, nicht einmal auf dem ungeliebten Mittelplatz der Rückbank. Und die 782 Liter Fassungsvermögen im Gepäckabteil klingen zunächst nach lots of space und Bestwert, der sogar den üppige 690 Liter fassenden Kofferraum des Mercedes ML übertrifft.
Wissen muss man dazu allerdings, dass das Ladevolumen des Stuttgarters laut VDA-Norm den Gepäckraum bis Höhe der hintersten Rückenlehne meint. Der american way of Ladevolumen-Berechnung stapelt aber bis unter die Decke, was beim hoch bauenden, kastigen Jeep einiges an Platz ausmacht. In der Realität stapelt natürlich (hoffentlich!) nur derjenige so hoch, der ein Gepäcknetz oder -gitter aus dem Zubehörhandel eingebaut hat. Bis zu den Rücklehnen gemessen ist im Amerikaner immer noch Platz für mehrere Koffer Urlaubsgepäck, bei in etwa gleicher Länge allerdings etwas weniger als im Volumenmeister ML.
Kernstück der überarbeiteten Version des Grand Cherokee ist die neue Achtstufen-Automatik, die serienmäßig in allen Modellen für die Kraftübertragung sorgt. Das Getriebe stammt – german quality – vom Zulieferer ZF und ermöglicht dank größerer Gangspreizung unter anderem eine besonders lang ausgelegte Endübersetzung, was beispielsweise zum Spritsparen beitragen soll, so dass der in unserem Testwagen montierte V6-Diesel mit 3,0 Litern Hubraum (184 kW/250 PS) in der Norm auf einen beachtlichen niedrigen Wert von 7,5 Liter pro 100 Kilometer kommt.
In der Praxis stellte sich der Wert als eher wishful thinking heraus, gut zehn Liter Diesel flossen im Schnitt durch die Leitungen. Dafür konnten Automatik und kernig klingender V6 im Zusammenspiel an anderen Stellen überzeugen. Zum Beispiel was das Langstrecken-Cruisen angeht, das mit einer Höchstgeschwindigkeit von 202 km/h, die der Jeep weitgehend mühelos erreicht, auf der deutschen Autobahn deutlich besser geht als auf der geschwindigkeitslimitierten Route 66. Dank 3,5 Tonnen Anhängelast (Summit: 3 t) taugt der Cherokee auch im Ranch-Einsatz.
Bleiben noch die Rocky Mountains. Mit permanentem Allradantrieb, sperrbarem Mitteldifferenzial und Geländeuntersetzung ist selbst die Basisvariante bereits mit den wichtigsten Merkmalen ausgestattet, die man abseits der Straße braucht. Auf Wunsch kann auch die hintere Achse gesperrt werden: zu etwa drei Vierteln mechanisch, reicht das nicht aus, steuert das elektronisch geregelte Hinterachs-Sperrdifferenzial die Kraftverteilung per Bremseingriff.
Insbesondere für die untrainierten Geländepiloten ist außerdem immer serienmäßig das Traktionsregelsystem Selec-Terrain an Bord, über das der Fahrer die Modi „Matsch, Schnee, Sand oder Felsen“ – im Auto heißen sie natürlich „Mud, Snow, Sand und Rock“ – einstellen kann und das auch Bergauf- und Bergabfahrhilfe bietet. Das Traktionsmanagement kontrolliert elektronisch bis zu zwölf Systeme, stellt beispielsweise das ESP aus oder hebt die Karosserie per Luftfederung (Serie bei Overland und Summit) automatisch auf die maximale Bodenfreiheit von 28 Zentimetern.
Der Grand Cherokee ist ein Auto, an dem die german Gründlichkeit einige Details zu bemängeln haben kann. Vieles macht er mit amerikanischem Charme und ausgefeilter Offroad-Technik wett. Wer sich absetzen will, kann mit dem Jeep, der durch seine kastige, klassische Geländewagenform in der Realität deutlich größer wirkt als auf dem Papier, Kante zeigen. Und das zu einem Preis, der die deutsche Konkurrenz unterbietet: Ab 45.900 Euro ist der günstigste Grand Cherokee zu haben, der vergleichbare ML liegt etwa 10.000 Euro darüber. Wer da noch Finanzreserven hat, wählt die Vollausstattung, aber selbst in der Serienversion sind bereits Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht, schlüsselloser Zugang und Start, Klimaautomatik und Multifunktions-Lederlenkrad inklusive – man könnte es den american way of drive nennen.
Fünfsitziges, fünftüriges Oberklasse-SUV | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,83/2,16*/1,79 |
Radstand: | 2,92 Meter |
Kofferraumvolumen: | 782 bis 1.554 Liter |
Motor: | V6-Dieselmotor |
Hubraum: | 3,0-Liter |
Leistung: | 184 kW/250 PS |
maximales Drehmoment: | 570 Newtonmeter bei 2.000 U/min |
0-100 km/h: | 8,2 s |
Vmax: | 202 km/h |
Verbrauch (Hersteller): | 7,5 Liter/100 Kilometer |
CO2-Ausstoß: | 198 g/km |
CO2-Effizienzklasse: | B |
Testverbrauch: | 10,4 Liter |
Preis: | ab 53.400 Euro (Grundpreis Grand Cherokee: 45.900 Euro) |
*Angabe mit Außenspiegeln |
Alternative zu: | Mercedes ML, Land Rover Range Rover, BMW X5 |
Passt zu: | Ranch-Besitzern, Barbecue-Liebhabern, aber auch Großstadtindianern mit Lust auf Abenteuer-Wochenenden |
Sieht gut aus: | weil er immer noch eine klare Kante zeigt |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 14.03.2014 aktualisiert am 14.03.2014
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