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Offroad Challenge
Afrika und Offroad-Challenge – die beiden Begriffe setzen im Kopf quasi automatisch Bilder von Felsen und Wüste zusammen, so wie es bei der Ausgabe 2017 von „Spirit of Amarok“ war. Die Packliste für die Teilnehmer gab dem Kopfkino dazu die passenden Farbtupfer: feste Schuhe, möglichst hoch wegen der Schlangen, keine weiße, schwarze, gelbe oder rote Kleidung, die Raubtiere anlocken könnte, lange Hosen, Insektenspray und das Impfbuch. Doch es kam anders.
Ein Blick auf eine Landkarte hätte schon geholfen, die Erwartung in die richtigen Bahnen zu lenken, und zwar weg von der Wüste, hin zu einem grünen Farmland zwischen Johannesburg und der südafrikanischen Ostküste. Wir landeten in Nespruit, der Stadt in der Nähe des Krüger Nationalparks, die von sich selbst sagt, sie habe den schönsten Flughafen der Welt. In der Tat erinnert der Airport eher an eine große Lodge, von der Urlaubsruhe hätte ausgehen können, hätten nicht davor die zwanzig Amarok für die Challenge geparkt, versehen mit den Landesfarben der zehn teilnehmenden Nationen. Je zwei Teams pro Land sollten zum Wettbewerb antreten.
Auf dem Weg weiter nach Westen stellte sich die für Südafrika wohl typische Mischung zwischen der Alten Welt und dem Abenteuer Afrika ein. Wir fuhren nach Alkmaar – benannt nach der Stadt in Holland – vorbei am Crocodile River und der Hippo Waterfront. Flusspferde – so hatten wir gerade gelernt – sind die eigentlichen Killer in Afrika, nicht die Löwen. Hippos trampeln alles nieder, was sich zwischen ihnen und dem Wasser befindet. Von Johann, dem Betreiber der Hippo Waterfront Lodge, lernten wir später, dass jedenfalls die Hippos aus dem Crocodile River vor seiner Lodge nur nachts aus dem Wasser kommen.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen
Die Nächte verbrachten wir in einem umzäunten Gelände, weit weg vom Wasser. Alle Teilnehmer schliefen in Ein-Mann-Zelten, was angesichts der einfachsten sanitären Anlage wahrscheinlich denen mit Militärerfahrung leichter fiel als denen ohne. Hippos gab es hier nicht, dennoch wurden wir vor Tieren gewarnt – vor Affen, die es gelernt haben, die Reißverschlüsse der Zelte aufzuziehen, um drinnen nach Essbarem zu suchen. Auch so ein Spruch, der den Glauben ans große Abenteuer aufrecht erhalten sollte. Aber nur einmal hörte ich das Gebrüll von Affen im Lager. Das war allerdings kein Grund zur Sorge. Mein Zelt-Reißverschluss klemmte sowieso.
Seit 2004 messen Amateurfahrer ihr Können im freien Gelände in Sachen Geschicklichkeit und Geschwindigkeit beim mehrtägigen Finale in Afrika, seit 2010 fahren alle Teilnehmer Amarok. Die „Spirit of Amarok“ ist das einzige 4x4-Offroad-Event für Amateure mit internationalem Status. Der Erfinder der Challenge „Spirit of Amarok“, deren Organisator und der Chef aller Marshals ist übrigens die südafrikanische Rallye-Legende Sarel van der Merwe, von den Deutschen im Challenge-Team der Einfachheit halber als der südafrikanische Walter Röhrl vorgestellt. Er hatte alles in Blick und achtete streng auf den richtigen Verlauf. Ich glaube nicht, dass ihn ein Teilnehmer in den sechs Tagen der Suche nach dem Geist des Amaroks je beim Lächeln erwischt hätte.
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Spätestens nach seinem ersten morgendlichen Briefing der Teams war klar, dass die Amaroks und ihre Fahrer hier keines der Spezialisten-Trials erwarten würde, bei dem außergewöhnliche Fahrer mit außergewöhnlichen Fahrzeugen außergewöhnliche Felsformationen erklimmen müssen. Hier waren Geschicklichkeit und Schnelligkeit gefragt, wollte einer der zehn Teams den Amarok-Pokal einbringen. Jeweils zwei Technik-Prüfungen am Vormittag und zwei Speed-Challenges nachmittags würden die Team- und die Nationenwertung bestimmen.
Deutschland trat mit zwei Teams an: Mischa Hageloch und Attila Burk stammen aus Leipzig, Martin Straßburger und Sebastian Orgis aus Stuttgart. Sie hatten sich die Teilnahme an der Challenge in Südafrika in nationalen Ausscheidungskämpfen erfahren müssen. Auch die anderen Teams waren über ähnliche Verfahren zusammengestellt worden. Australien, Botswana, Tschechische Republik, Deutschland, Russland, Taiwan, Dänemark, Schweden, Namibia und Südafrika entsandten Teams.
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Bei den Technik-Läufen gab es für jede Berührung der Stangen und fürs Rückwärtsfahren Punktabzüge, bei den Speed-Prüfungen gab es bei Fehlern Strafsekunden. Was so einfach klingt, erwies sich besonders bei den Technik-Prüfungen oft als fast unlösbare Aufgabe, besonders für die Teams, die hier in Südafrika zum ersten Mal mit einem Rechtslenker-Fahrzeug auf den Millimeter genau durch die Stangen zirkeln sollten. Die standen manchmal weniger weit auseinander als ein Amarok von Spiegel-Außenkante zu Spiegel-Außenkante misst. Die Geschicklichkeit des Fahrers bestand also oft darin, erst den einen Spiegel und dann den anderen durchs Nadelöhr zu bugsieren und das auf stark unebenem Gelände, wo der Amarok sich jederzeit seitlich neigen konnte, weil er in ein Loch fuhr. Ein besonders cleveres Team nutze die Funktion der elektrisch anklappenden Rückspiegel. Sie wurden erwischt, denn an jedem Hindernis wachte einer von Sarel van der Merwes Marshals.
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Die beiden deutschen Teams haben sich 2018 mit Platz 9 (Sebastian Orgis und Martin Straßburger aus Stuttgart) und mit Platz 15 (Attila Burk und Mischa Hageloch aus Leipzig) in den Einzelwertungen gut geschlagen. In der Nationenwertung kamen die beiden südafrikanischen Teams zusammen auf 4069 Punkte und damit auf Platz eins, gefolgt von den beiden Zweier-Teams aus Australien (3518) und Botswana (3247 Punkte). Nach Namibia mit 2807 Punkten auf Platz vier folgte Schweden als erstes Linkslenker-Land mit 2589 Punkten auf Platz fünf. Der Linkslenker streckt denen wohl noch im Blut; die Schweden haben erst 1963 von Links-auf Rechtsverkehr umgestellt. So konnte sich die deutsche Mannschaft mit ihren 2535 Punkte auf Platz sechs als das zweitbeste Linkslenkerteam am Rechtslenker feiern lassen. Heftig wurde diskutiert, ob nicht größere Gerechtigkeit hätte erreicht werden können, wenn die Teams sowohl mit Linkslenkern, als auch mit Rechtslenkern angetreten wären.
Doch wo so viel Jugend zusammenkommt, geht es eben nicht nur um den Pokal, sondern auch um das Miteinander. Das russische Team konnte mit seinen besonders kreativen Verkleidungen die Sonderwertung als „Most Spirited Team“ gewinnen und so den letzten Platz in der Nationenwertung zu vermeiden. Und alle zusammen gingen am letzten Tag auf Großwildsafari im Krüger Nationalpark, um jeder für sich selbst festzustellen, wie es mit der eigenen Flutdistanz aussah: Wer hatte mehr Respekt oder Schiss? Der Elefantenbulle neben dem Auto oder die Insassen im Auto.
Überlebt haben alle. Und alle werden es sehr bedauern, dass die Regeln der Veranstaltung es verbieten, zwei Mal am „Spirit of Amarok“ teilzunehmen.
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geschrieben von AMP.net/Sm veröffentlicht am 16.10.2018 aktualisiert am 16.10.2018
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