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Das Ding schaut aus wie eine Mischung aus Biene Maja, einem zu groß geratenem Krabbelkäfer und dem Dienst-Mopped von Batman. Johammer J1 nennt sich das Elektro-Motorrad mit dem ungewöhnlichen Design, das uns Österreich beschert.
[foto id=“521787″ size=“small“ position=“right“]Zweiräder mit Elektroantrieb liegen im Trend – das ist auch dem letzten Zweifler spätestens, seitdem sich selbst die amerikanische Kult-Marke Harley-Davidson mit dem lautlosen Antrieb befasst, mehr als klar geworden. Die Firmen Brammo und Zero verkaufen bereits seit einiger Zeit ihre zweirädrigen Stromer, und auch die bereits tot geglaubte französische Marke Voxan will künftig mit einem leistungsstarken E-Bike punkten.
Die Elektro-Motorräder sehen jedoch ihren mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren angetriebenen Artgenossen noch recht ähnlich. Das muss nicht so sein, meint man beim österreichischen Unternehmen Johammer mit Sitz in Bad Leonfelden. Ein umweltfreundliches Motorrad darf auch mal ganz anders daher kommen als ein normales Bike. Die J1 von Johammer sieht deswegen nicht nur höchst ungewöhnlich und ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, sie ist – so verspricht der Hersteller – auch zu 100 Prozent recyclebar.[foto id=“521788″ size=“small“ position=“left“]
Das eigentliche Geschäft der Firma „Hammerschmid Maschinenbau“ ist die Fertigung von individuellen Sondermaschinen nach Kundenwunsch. Das Team um Geschäftsführer Johann Hammerschmid kennt sich daher mit ungewöhnlichen Aufgabenstellungen bestens aus. Für die J1 gab es lediglich zwei Vorgaben: zwei Räder und ein E-Antrieb.
[foto id=“521789″ size=“small“ position=“right“]Es hat eine Zeitlang gedauert, diese eigentlich recht simplen Vorgaben in die Realität umzusetzen. Gut vier Jahre dauerte die Entwicklung, mittlerweile hat die Produktion begonnen. Bei Johammer hofft man auf einen Verkauf von rund 30 bis 50 Elektro-Motorrädern pro Jahr. Sollte das realisierbar sein, wäre die Firma nach sechs Jahren in der Gewinnzone, so heisst es aus Österreich. Ein ehrgeiziges Ziel, denn wirklich günstig ist die Johammer J1 nicht. 23 000 Euro muss der interessierte Kunde für die J1.150 auf den Tisch legen, für die J1.200, die Reichweiten von bis zu 200 Kilometer erlauben soll, werden 25 000 Euro aufgerufen. Damit liegen die E-Bikes aus Österreich in der Preisklasse einer Harley-Davidson Softtail. Die kann man zu zweit fahren, während die Johammer J1 ein reiner Einsitzer ist.
Das Design polarisiert, man mag es – oder eben nicht. Irgendwas dazwischen scheint schwer möglich. Wer auf der Gasse auffallen mag, der findet hier jedenfalls das richtige Objekt der Begierde. Die Beplankung des Chassis sieht aus als stamme sie aus den[foto id=“521790″ size=“small“ position=“left“] Wellblech-Überresten einer Junkers Ju 52 gedengelt worden. Dabei besteht die direkt hinter dem riesigen Vorderrad ohne Speichen beginnende, ungewöhnlich geformte Verkleidung aus Polypropylen.
Zwei recht hoch liegende Lenkerenden und die beiden Rückspiegel erinnern unwillkürlich an Fühler eines Insekts. In die Rückspiegel sind 2,4 Zoll große und hochauflösende Farb-Displays integriert, sie informieren über die notwendigen Fahr- und Warnhinweise wie Geschwindigkeit und Ladezustand der Akkus. Ein herkömmliches Cockpit am Lenker sucht man – es überrascht einen kaum – bei der Johammer J1 daher vergebens.Ungewöhnlich auch: Zwei unterschiedlich große Scheinwerfer lauern über dem Vorderrad, zwei weitere und die Blinker sind auf der Vorderseite der Spiegel angebracht.
[foto id=“521791″ size=“small“ position=“right“]Für den Vortrieb sorgt eine E-Maschine mit einer Leistung von 11 kW / 15 PS. Der permanent erregte Synchronmotor mit seinem einstufigen Getriebe, beides im Ölbad laufend, sei „lebensdauergeschmiert und wartungsfrei“, verspricht der Hersteller. Die nicht gerade üppige Leistung reicht für elektronisch begrenzte 120 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das langt zum Cruisen und dürfte auch der Reichweite zu Gute kommen.
sind von der J1 derzeit lieferbar: Die 159 Kilogramm wiegende J1.150 bietet eine Akku-Kapazität von 8,3 kWh, die J1.200 hat einen Akku mit 12,7 kWh Speicherkapazität und bringt es daher auf ein Gewicht von 178 Kilogramm, und eine um 50 Kilometer höhere Reichweite. Der Akku-Pack kann an jeder haushaltsüblichen Steckdose geladen werden. Versprochen werden zweieinhalb Stunden (J1.150) für 80 Prozent. Mit Schnelladefunktion soll die Übung in maximal 80 Minuten über die Bühne gehen. Der rund 70 Kilo schwere Akku-Pack besteht aus insgesamt 1200 einzelnen Lithiumionen-Batterien. Als Lebensdauer verspricht Johann Hammerschmid 200 000 Kilometer. Danach werden die Akkus als stationäres Speichermedium für Photovoltaik-Anlagen weiter genutzt.
[foto id=“521792″ size=“small“ position=“left“]Das Fahrwerk besteht aus einer zweiarmigen Schwinge vorne und einer Einarmschwinge hinten. Eine klassische Frontgabel ist an der J1 nicht zu finden, dafür aber eine mechanische Radnabenlenkung. Der sehr schmale horizontale Hohlkörper-Rahmen integriert alle Federungselemente. Der geschraubte Zentral-Rahmen und die Schwingen sind komplett aus Aluminium gefertigt. Auch das Chassis soll mit seinem verwendeten Kunststoffs bruchsicher, stabil und äußerst leicht sein.
Ungewöhnlich ist auch, dass der komplette Antrieb in der hinteren Einarmschwinge aus Aluminiumguss integriert ist, E-Antrieb und Regler sitzen im Hinterrad. Über den kompletten Geschwindigkeitsbereich von null bis 120 km/h bleibt das zur Verfügung stehende Drehmoment von 220 Newtonmetern am Rad konstant. Beim Bremsvorgang wird Energie rekuperiert. Der Schwerpunkt[foto id=“521793″ size=“small“ position=“right“] des Bikes im Retro-Design liegt durch seine Bauweise bei niedrigen 350 Millimetern Höhe. Damit soll ein angenehmes und sicheres Fahrgefühl realisiert werden, sowohl im Stadtverkehr als bei Überland-Fahrten. Lenkung und Fußrasten können individuell angepasst werden.
Die Johammer J1 darf wegen ihrer 11 kW und dem Verhältnis von Leistung zu Leergewicht bereits ab 16 Jahren mit dem Führerschein A1 gefahren werden. Die Betriebskosten sollen für 100 Kilometer Fahrstrecke bei 1,20 Euro liegen. Das versöhnt vielleicht ein wenig mit dem nicht ganz billigen Anschaffungspreis des Elektro-Zweirads.
geschrieben von auto.de/(ampnet) veröffentlicht am 08.08.2014 aktualisiert am 08.08.2014
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