Jorge Lorenzo: Stolz und Ehre

(adrivo.com) Jorge, kannst du uns etwas über deine Gefühle und Emotionen erzählen, als du das erste mal die Yamaha-MotoGP-Maschine gefahren bist?
Jorge Lorenzo: Mein erster Eindruck als ich die M1 zum ersten Mal gefahren bin, war…Stolz und Ehre. Ich war schon sehr stolz darauf, mit nur 20 Jahren Teil des Yamaha-Werksteams zu sein und als ich schließlich die Maschine gefahren bin, habe ich mir gesagt: ‚Das ist der Beginn. Jetzt liegt es an mir.‘ Ich war einigermaßen bewegt, aber gleichzeitig auch neugierig, da ich sehen wollte, wie es ist, so eine kräftige Maschine zu fahren .Ich denke, es ist der Traum von allen, die diesen Job machen und dadurch habe ich gemerkt, wie wenige Leute eigentlich die Möglichkeit haben, das zu erleben; ich fühlte mich glücklich, dort zu sein. Ein paar Sekunden später habe ich aber realisiert, dass ich diese Maschine verdient habe, dass ich sie mir durch die großen Anstrengungen, die ich während meiner Laufbahn unternommen habe, erarbeitet habe. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Yamaha für diese Möglichkeit zu danken und um allen bei Yamaha zu sagen, dass ich ihnen für diese Gelegenheit etwas zurückgeben werde.

Wir waren die Wintertests für dich? Hattest du Spaß und hast du so viel, oder mehr, Fortschritte gemacht, wie du erwartet hast?
Jorge Lorenzo: Das Wintertestprogramm begann gut und endete noch besser. Nach den ersten Tagen auf der M1 begann ich mich immer wohler damit zu fühlen und es begann sich für mich normal anzufühlen. Ich denke, ich habe mich seit dem ersten Test stark verbessert und ich bin mir sicher, dass ich früher oder später sehr schnell sein kann. Ich weiß aber nicht wann, da ich mich immer noch an die MotoGP-Maschine gewöhne. Ich bin mir aber sicher, letztendlich werden wir gute Arbeit abliefern. Schon von Beginn an habe ich es auf der M1 genossen, vor allem als ich auf der Geraden fast einen Kilometer einen Wheelie fahren konnte. Vielleicht hatte ich erwartet, zu Beginn meines Wintertestprogramms etwas schneller zu sein, aber ich hatte nicht erwartet, dass sich nach dem Beginn meine allgemeine Leistung so stark verbessern würde, nachdem ich nur eine kurze Trainingszeit hatte. Ich war vor allem in Jerez recht schnell, wir können also sagen, dass ich zwischen dem ersten und dem letzten Test des Jahres um eine Sekunde schneller geworden bin. Das ist nicht so schlecht.

Was denkst du von deinem neuen Teamkollegen Valentino Rossi?
Jorge Lorenzo: Was mich mehr überrascht hat, war diese vertraute Umgebung in der Garage. Ich hatte das Team nicht so vertraut, freundlich und … warmherzig erwartet. Trotz dieser angenehmen Atmosphäre war die Garage aber auch völlig professionell. Ich denke, ich bin jetzt im besten Team der Welt. Die Umgebung ist perfekt; die Ingenieure arbeiten hart, die Maschine… die Mechaniker… das Essen. Alles ist perfekt. Obwohl ich von einem sehr professionellen Team komme, ist in der MotoGP natürlich alles noch besser als in der Welt, aus der ich komme. Valentino… was kann ich über ihn sagen? Valentino ist der kompletteste Athlet, den diese Welt die Ehre hat, zu besitzen. Er hat alles; er ist der Beste auf der Bremse, auf der Gerade, in die Kurve, bei der Pace… er öffnet das Gas vor allen anderen, er macht auf und neben der Strecke eine Show… er ist perfekt. Es wird sehr schwer sein, auf sein Niveau zu kommen, aber ich werde natürlich mein Bestes versuchen.

Was fiel dir am schwersten und was am leichtesten, als du dich auf die MotoGP-Maschine eingestellt hast?
Jorge Lorenzo: Es war am schwierigsten, sich auf das Bremsen einzustellen, vor allem die harten Bremsmanöver. Auch wenn ich mich schon stark verbessert habe, so glaube ich, dass ich es noch besser hinbekommen kann, als ich es jetzt tue. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Testens. Die Kraftentfaltung und das Gas-Management sind nicht so schwer, also sagen wir, dass mein Stil recht gut zur Maschine passt. Ich muss nur eifrig am Bremsen arbeiten, denn dort kann man wirklich einen Unterschied machen. Nichtsdestotrotz sind die Verbesserungen seit meiner ersten Fahrt auf der M1 recht deutlich, was bedeutet, dass ich in die richtige Richtung gegangen bin, um die Maschine zu verstehen. Danke ans Team, das mir immer viel geholfen hat. Während der ersten Rennen wird es nötig sein, meinen Fahrstil feiner abzustimmen und ein paar Dinge auszubügeln, die noch fehlen, damit es perfekt ist.

Wie fandest du die Michelin-Reifen?
Jorge Lorenzo: MotoGP-Maschinen sind kräftiger als 250er, weswegen es normal ist, dass man mehr Grip von den Reifen erwartet. Vom ersten Test an habe ich verstanden, dass ich meinen Reifen völlig vertrauen kann, mehr als ich das auf der 250er konnte. Michelin-Reifen sind nicht boshaft, sie helfen dir ständig und haben keine unerwarteten Reaktionen. Das war positiv für mich, denn ich habe sofort verstanden, dass ich mehr Risiken nehmen kann. Ich bin mir sicher, dass Michelin wieder ganz oben in der WM-Tabelle stehen will und ich weiß, dass sie über den Winter viel Aufwand betrieben haben. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass es dieses Jahr keinen Unterschied zwischen Michelin und der Konkurrenz geben wird.

Was ist deine schönste Erinnerung aus deiner bisherigen Rennlaufbahn?
Jorge Lorenzo: Es ist recht witzig, denn der beste Moment meiner Laufbahn ist der, als ich bei Yamaha unterschrieben habe – unabhängig von dem, was du denken magst. Natürlich gibt es da meinen ersten WM-Titel: ich erinnere mich an eine Million Gefühle, aber ich kann dir kein einziges Detail erzählen… Die andere Erinnerung vom Podest ist mein Titel 2007. Ich denke, dies sind die Erinnerungen, die ich bis zum Ende meiner Karriere bei mir tragen werde, so wie ich sie gerne bis zu meinem Lebensende im Gedächtnis behalten möchte.

Was ist deine Lieblingsstrecke und was dein Lieblingsland, um dort Rennen zu fahren?
Jorge Lorenzo: Meine Lieblingsstrecke ist definitiv Assen. Ich habe dort drei Mal gewonnen und es ist auch die Strecke, die meinem Fahrstil am meisten liegt. Außerdem ist die Strecke wirklich wunderschön. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass mein Lieblingsland fürs Rennfahren mein Spanien ist. Unter den spanischen Strecken ist Jerez mein Favorit, denn ich liebe es, dort zu fahren. Barcelona und Valencia sind aber auch meine Heimstrecken und ich kann mir gar keine Weltmeisterschaft ohne diese drei Rennen vorstellen. Jedes Mal, wenn ich auf einer spanischen Strecke gefahren bin, war es ein unvergessliches Erlebnis für mich. Es ist, wie in der Mitte einer Arena zu sein und ich kann immer die Zuneigung jedes einzelnen Fans spüren, der da ist. Es gibt für mich nichts Vergleichbares zu den Rennen in Spanien.

Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du nicht Rennen bestreitest? Welche Hobbies hast du und welchen Sport treibst du?
Jorge Lorenzo: Wenn ich nicht fahre, dann spiele ich gerne Videospiele, höre Musik, surfe im Internet und treffe meine Freunde. Das mache ich normalerweise, wenn ich zuhause bin. Fußball war eine meiner Leidenschaften, aber jetzt habe ich nicht mehr so viel Zeit, um die Spiele zu verfolgen, wie ich das früher konnte. Ich bin ein Fan von Barca und manchmal sehe ich mir ihre Spiele im Fernsehen an, wenn ich nicht bei einem GP bin. Nachdem ich viele Italiener in meinem Team habe, will ich noch sagen, dass ich auch ein Fan von Inter Mailand bin. Neben Fußball spiele ich manchmal auch gerne Tennis, was nützlich ist, um in Form zu bleiben.

Kannst du uns etwas über dein Training erzählen?
Jorge Lorenzo: Mein Trainingsprogramm ist sehr streng, aber zum Glück bin ich gerne im Fitnessstudio und mag es, in perfekter Form zu sein. Normalerweise trainiere ich vier Stunden am Tag, jeden Tag. Mein tägliches Programm besteht aus kardiovaskulärem Training, Stretching, Kniebeugen, Bauchmuskeln und ein paar Gewichten. Ich habe einen persönlichen Trainer, der mit mir reist und die harte Arbeit zahlt sich aus… oder etwa nicht?!

Was denkst du über das erste Nachtrennen in Katar?
Jorge Lorenzo: Ich denke, es ist eine interessante Sache, sehr ungewöhnlich und ich bin schon gespannt, dort zu sein und neugierig, zu sehen, wie es in der Nacht sein wird. Ich denke an die Fans, die dort sein werden und auch an die vielen Leute, die es sich im Fernsehen ansehen; es wird aufregend. Meine einzige Sorge ist, dass es an diesem Tag in Spanien eine wichtige, politische Wahl gibt und ich hoffe, das beeinflusst nicht die Zahl der spanischen Fans, die uns im Fernsehen zusehen. Ich denke aber, es wird für die ganze Welt großartig sein.

Was sind deine Ziele diese Saison? Ein Sieg? Podestplätze?
Jorge Lorenzo: Generell gesagt, denke ich, dass es das Wichtigste ist, deine Ziele zu erreichen. Wann man das macht, ist weniger wichtig. Normalerweise möchten die Leute sofort dort sein, aber die wichtigste Sache ist, in guter Gesundheit bei den Zielen anzukommen. Ich weiß nicht, ob ich in einem oder zwei Jahren meine Ziele erreichen werde. Ich bin mir nur darüber sicher, dass ich früher oder später dort sein werde – vor allen Anderen.

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