Kältemittel-Streit: Daumen hoch für Mercedes

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Erfolg für Daimler: Frankreich muss den Verkauf der Mercedes-Benz-Modelle zulassen.

Im Kältemittel-Streit gab das oberste Verwaltungsgericht am Dienstag in Paris diese Entscheidung zugunsten des Autobauers bekannt. In Stuttgart wurde die Entscheidung begrüßt: „Der Conseil d’Etat hat unsere Rechtsauffassung bestätigt und die Zulassungsblockade in Frankreich mit sofortiger Wirkung aufgehoben“, hieß es.

Seit Juni galt bei unserem westlichen Nachbarn gegen neue Mercedes-Modell der A- und B-Klasse sowie die Baureihe SL ein Boykott. Hintergrund war der Einsatz des alten Kältemittels R134a in den Klimaanlagen. Frankreich wollte, dass sich auch der Autobauer Daimler an EU-Richtlinien hält und ein umweltschonenderes Kältemittel in seinen Wagen einsetzt. Daimler stützte sich aber auf Tests, die zeigten, dass das der neue Stoff R12234yf Brände auslösen konnte. Wegen des Verbots in Frankreich konnten die Stuttgarter bislang über 4.500 Wagen nicht ausliefern.

Zumindest in Europa hat sich auch Toyota, größter Autobauer der Welt, vom umstrittenen Kältemittel vorerst teilweise getrennt, dafür aber von Frankreich bis jetzt noch keinen Verweis erhalten. Betroffen sind die Modelle Prius Plus, Lexus GS und der Sportwagen GT86. Toyota kann diese Fahrzeuge wieder mit dem vorher verwendeten Mittel R134a ausrüsten, weil das Unternehmen für diese Modelle bestehende Typgenehmigungen hat.

Dabei hatte das Unternehmen noch im vergangenen Herbst selbst Tests durchgeführt und R1234yf für sicher befunden. Es seien jedoch Zweifel bei Verbrauchern, gemeinnützigen Organisationen, Medien und Behörden über die Sicherheit des neuen Kältemittels aufgekommen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Deutschlandzentrale des japanischen Autoriesen in Köln Ende des Monats. Deshalb habe man sich „zu der temporären Maßnahme“ entschieden, auf das alte Kühlmittel R134a zurückzugreifen. „Sobald sich diese Situation geklärt hat und ein Konsens gefunden sei, werden wir im Einklang mit diesem Ergebnis verfahren“, heißt es in der Domstadt.

So viel Geduld mit dem Kältemittel-Scharmützel in Europa scheint Honeywell-Chef Kenneth Gayer nicht mehr an den Tag legen zu wollen. In einem geharnischten Schreiben an Ekhard Zinke, den Chef des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg, warf er diesem Mitte August „ein Spiel mit gezinkten Karten“ vor. Es dränge sich der Verdacht auf, so Gayer, dass Tests des KBA „mit Blick auf ein erwartetes Resultat entwickelt, durchgeführt und im Verlauf der Testreihen solange angepasst wurden, bis das gewünschte Ergebnis endlich erzielt wurde“, schreibt der Honeywell-Manager. In ersten Tests und folgenden Versuchen hatte sich das Kältemittel nicht entzündet. Das geschah erst, als die Tester das Mittel gezielt ausströmen ließen. Damit sollte simuliert werden, welche Folgen zum Beispiel ein heftigerer Aufprall haben könnte.

Der der für Regierungsangelegenheiten in Europa verantwortliche Honeywell-Manager Tim Vink hatte bereits im Juli diesen Jahres den Mercedes-Ingenieuren Schlamperei vorgeworfen und sich gefragt „warum Daimler das Problem nicht konstruktiv löst, sondern im Alleingang den Einsatz von R1234yf ablehnt“. Nach Meinung von Vink hätten weitere Autobauer „vergeblich“ versucht, die Tests mit ihren Modellen nachzuvollziehen.

Warum Geyer und Vink so gereizt reagieren, liegt auf der Hand: Da Honewell zusammen mit dem US-Chemieriesen ein weltweites Monopol für R1234yf besitzen, geht es um Dollars in Milliardenhöhe. Um Haben oder Nichthaben.

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