Karbonfasern sollen Brücken retten

Etwa 2 500 Brücken der rund 39 000 Brücken im deutschen Fernstraßennetz müssen untersucht und instand gesetzt werden. Laut Verkehrs-Investitionsbericht droht mehr als 300 Autobahnbrücken die Vollsperrung. Mit dem Hightech-Material Textilbeton ließe sich die Lebenszeit vieler beschädigter Brücken verlängern. Oft ist der Stahlbeton der Brücken nach drei bis vier Jahrzehnten marode, alternative Baustoffe sind erforderlich. Ingenieure könnten deshalb auf die Tradition des Nähens, Schneiderns und Webens mit technischen Textilien zurückgreifen. Statt herkömmlicher Baumwoll- oder Polyestergarne kommen jedoch Glas- und Karbonfasern zum Einsatz.

Flugzeugbauer, Baukonzerne und Automobilhersteller wie BMW nutzen schon die modernen Textilien. In Textilbeton stecken hauchdünne, gitterartige Geflechte aus Karbongarn, jedes nur ein bis zwei Millimeter stark. Karbonfasern sind fünf Mal stärker als Stahl, aber nur zwei bis drei Zentimeter dick. Der Baustoff eignet sich als überdimensioniertes Pflaster für rissige Brücken oder als Kitt für tiefe Risse. Ebenso verbessert er die Stabilität oder ersetzt gar herkömmliche Stahlträger. Experten der Technischen Universität Dresden experimentieren mit dem neuartigen Beton im Brückenbau. Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler lassen sich damit „wahrscheinlich 80 Prozent der alten Brücken retten“.

Bei zwei Kaufhäusern ist der textile Beton schon im Einsatz. Ob sich die Erkenntnisse aber beispielsweise auch auf Autobahnbrücken übertragen lassen, prüfen die Fachleute gerade.Textilbeton könnte herkömmlichen Beton auf Dauer sogar komplett ersetzen, glauben Techniker vom Institut für Textiltechnik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Die Technik habe nur Vorteile, heißt es dort. Mithilfe des textilen Baustoffs ließ sich im württembergischen Albstadt eine 100 Meter lange Fußgängerbrücke errichten. Die Einsparung an Zement gegenüber dem herkömmlichen Betonbauverfahren betrug 85 Prozent. Der Kohlendioxid-Ausstoß für die Produktion des Baumaterials ließ sich um 70 Prozent senken.

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