Motor Kawasaki ZX-10R
Im Motor sorgen schärfere Nockenwellen und eine Vielzahl weiterer Detail-Modifikationen trotz der Homologation nach Euro 4 für ein nach wie vor beeindruckendes Leistungsmaximum von 200 PS, womit die ZX-10R in der absoluten Top-Liga mitspielt. Neue elektronische Helferlein sind die fünfdimensionale Bosch-Sensorbox (für Roll- und Gierrate, Längs-, Quer- und Vertikalbeschleunigung) sowie drei Fahrmodi (volle Leistung, 80 oder 60 Prozent) und eine dreistufige Launchcontrol für Rennstarts. In der Praxis erweist sich das Aggregat als ebenso drehzahlgierig wie -freudig. Die verringerte Schwungmasse und der nach wie vor extralange erste Gang verlangen beim Losfahren nach höherer Drehzahl.
Bis etwa 8.000 Touren bleibt die "Grüne" handzahm, doch darüber legt sie umso brachialer los, und wie: Bis zum roten Bereich bei 14.000/min kennt die Kawa kein Halten mehr, dank Quickshifter schnellt sie auf der Zielgeraden im Nu bis auf 250 km/h hoch. Kleingemacht hinter der neu gestalteten Verkleidung gibt es sogar so etwas wie Windschutz.
Ähnlich beeindruckend fällt das ausgezeichnete Gefühl der Kontrolle aus, das die neue Maschine vermittelt. Beim Beschleunigen aus langsamen Ecken hält die Traktionskontrolle das Bike einigermaßen in der Spur, ohne den Druck komplett wegzunehmen. Der elektronische Lenkungsdämpfer beruhigt in hektischen Steigephasen das Vorderrad, damit der Fahrer noch schneller unterwegs sein kann. Das Geheimnis ist das höhere Vorderradgewicht durch die näher zum Fahrer verlegte Lenkkopflage und eine längere, noch steifere Zweiarmschwinge. Hinzu kommen Federelemente mit geänderter Federkennung und eine neue Dämpfungsabstimmung. Aufgewertet zeigen sich die Vorderbremsen mit nun größeren 330er-Scheiben und mächtigen Brembo M50-Festsattelzangen sowie einem radialen Hauptbremszylinder. Damit verzögert die Kawa extrem effektiv, punktgenau dosierbar und das auch langanhaltend ohne Druckpunktverlust. Ein Kurven-ABS gibt es auch, doch wegen der aufgezogenen Slicks hatten die Kawa-Techniker dieses abgeschaltet.
Mit einem Leergewicht von 206 kg ist die große Ninja ein paar Kilo schwerer als ihre Vorgängerin, was an den zusätzlichen Bauteilen zur Einhaltung der Euro-4-Abgasnorm liegt. Nichtsdestotrotz umrundete sie den Tropenkurs handlich bis wieselflink und untermauert damit die These, dass die neuen Tausender die besseren Sechshunderter sind. Diese Stabilität und Handlichkeit wird der Kawa auch im normalen Straßenverkehr zugute kommen, doch mit den integrierten Erfahrungen aus der Superbike-WM wird der Stern der 17.195 Euro teuren Ninja ZX-10R auf der Rennstrecke zweifellos am hellsten scheinen.