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(adrivo.com) Welche Verantwortungen hat der Repsol Honda Team Manager und welche Entscheidungen muss er treffen?
Kazuhiko Yamano: Die Maschinen sind ein wichtiges Werkzeug, aber noch wichtiger ist der Fahrer, der dieses Werkzeug verwendet. Was wir wollen, ist, dass er dieses Werkzeug so entspannt wie möglich nutzen kann. Ich denke, Motorradrennen sind ein Sport, der sich um die Person dreht und wir wollen, dass die Protagonisten in den bestmöglichen Bedingungen arbeiten können. Wir wollen nicht, dass sie demotiviert sind. Das ist meine Aufgabe – ich muss den Fahrern das geben, was sie brauchen. Und nicht nur den Fahren, sondern auch allen um sie herum; das sind die Mechaniker, die Ingenieure und die Chef-Mechaniker. Alle Team-Mitglieder müssen hoch motiviert sein, was dazu führt, dass der Fahrer sich besser fühlt. Wir versuchen, eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Sie waren zunächst Doohans Chefmechaniker, dann Ukawas Chefmechaniker, danach ein Mitglied von Okadas und Gibernaus Entwicklungsteam und dann Team Manager. Jetzt leiten sie eines der wichtigsten Teams in der MotoGP. Wie stellen sie sich diesen Änderungen in punkto Verantwortung?
Kazuhiko Yamano: Mein Traum war es, eines Tages Team Manager für HRC [Honda Racing Corporation] in der höchsten Kategorie zu werden. Viele Leute hätten diesen Job gerne. Aber es war nicht nur mein Traum. Ich bin schrittweise nach oben gekommen, seitdem ich als Mechaniker begonnen habe und letztendlich wurde ich Team Manager. Ich nahm es Schritt für Schritt und jetzt bin ich mit meinem Posten als Team Manager von Repsol Honda sehr glücklich, auch wenn ich nicht denke, dass das mein letztendliches Ziel ist. Ich habe keine Ziele, ich will einfach nur besser werden. In der Vergangenheit waren alle Team Manager Ingenieure, aber ich komme mit dem Hintergrund, Mechaniker gewesen zu sein. Ich will all den jungen Mechanikern und dem Rest zeigen, dass ein Mechaniker es bis zum Team Manager schaffen kann, wenn er ambitioniert genug ist und hart genug arbeitet.
Sie haben in verschiedenen Bereichen gearbeitet und ich nehme an, dass gibt Ihnen eine viel breitere Sicht auf das Team als Ganzes. Macht das den Job einfacher?
Kazuhiko Yamano: Dank meiner Erfahrung als Mechaniker weiß ich, wie sich die Mechaniker fühlen und auch die Fahrer, denn die Beziehung ist sehr eng. Und sogar noch enger wenn man Chefmechaniker ist. Deswegen kann ich nun alle Ansichten im Team verstehen; was gefühlt wird, wie Probleme angegangen werden und wie man eine gute Beziehung zu den Fahrern pflegt…
Sie haben mit vielen verschiedenen Fahrern gearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Kazuhiko Yamano: Ich denke, dass mich bislang Mick Doohan am meisten beeindruckt hat, denn nach seinem schweren Unfall 1992 und der komplizierten Verletzung hat er sich erholt und gewann fünf Mal die WM. Seine Motivation war unglaublich und er hat gezeigt, dass es wichtig ist, motiviert zu sein, wenn man die Weltmeisterschaft gewinnen will. Sein Kampfgeist hat mich auch sehr beeindruckt.
In Katar hat Dani Pedrosa gesagt: "Wir haben jetzt die wahre Legende davon gesehen, bei HRC zu sein." Es gab vor der Saison schwierige Monate, aber im Moment gibt sich Honda viel Mühe und die Fahrer haben das, wonach sie verlangt haben. Sie haben eine gute Maschine und kämpfen nach einem guten Saisonstart um die Weltmeisterschaft. Einige Leute sagen, dass Sie die wichtige Figur hinter dem Ganzen sind. Was glauben Sie, wie denken Sie darüber?
Kazuhiko Yamano: Nicht nur ich habe die ganze harte Arbeit gemacht. Als Team Manager habe ich das gemacht, was von mir erwartet wird. Es gibt viele Leute bei HRC und wir müssen alle, die Teil dieses Unternehmens sind, wissen lassen, wie die Situation des Teams ist; die Beschwerden der Fahrer und so weiter. Es geht nicht um eine ungefähre Beschreibung, sondern eine klare Idee davon, was gebraucht wird. Ich habe nur meinen Job gemacht, der zufälligerweise der des Team Managers ist. Aber es hat jeder das gemacht, was von ihm erwartet wird.
Sprechen wir über die Honda RC212V 2008. Voriges Jahr hatte die RC212V mehr Probleme als erwartet und die Maschine entwickelte sich ständig. Was halten Sie von der Maschine im aktuellen Entwicklungsstadium und welches Potential rechnen Sie ihr zu?
Kazuhiko Yamano: Im vergangenen Jahr wurde durch die Regeln der Hubraum auf 800cc limitiert. Wir hatten die Maschine gemacht und wollten in diesem Jahr nicht von vorne beginnen. Also nutzten wir die getane Arbeit, um die Maschine ohne große Änderungen zu entwickeln. Wenn man mich fragt, ob die Weltmeisterschaft in dieser Situation gewonnen werden kann, dann denke ich, dass es eine Frage ist, die sich nur schwer beantworten lässt. Wir müssen neue Dinge ausprobieren und das braucht Zeit; und auch wenn wir uns darüber bewusst sind, dass die Fahrer diese Entwicklungen erwarten, machen wir trotzdem noch Tests.
Was ist Ihre Meinung zu Dani Pedrosa und Nicky Hayden?
Kazuhiko Yamano: Beide Fahrer sind mental stark und sehr talentiert, auch wenn sie verschiedene Charaktere sind, aus denen wir in beiden Fällen das Meiste herausholen wollen. Ich habe von Dani viel gelernt, da er es versteht, in jeder beliebigen Situation seine Chance wahrzunehmen. Er ist ein sehr intelligenter Fahrer. Nicky ist sehr aggressiv und dank der Motivation seines Teams und auch seiner eigenen Motivation macht er ebenfalls wertvolle Arbeit.
Sie waren bei der 500er-Klasse dabei, dann der MotoGP und jetzt bei den 800ern. Wie sehen Sie die Motorrad-Weltmeisterschaft momentan?
Kazuhiko Yamano: Ich kann den Wechsel zu Viertaktern gut verstehen, denn die Viertakt-Motoren sind umweltfreundlicher. Und der Wechsel auf 800er ist auch leicht zu erklären; es wurde gemacht, um die Sicherheit der Fahrer zu verbessern.
Was ist Ihre Meinung zur Traktionskontrolle?
Kazuhiko Yamano: Ich denke, die Sicherheit der Fahrer ist am wichtigsten. Wenn die Traktionskontrolle also gebracht wurde, um diesen Aspekt zu verbessern, dann verstehe ich, warum es gemacht wurde.
Voriges Jahr war Bridgestone klar einen Schritt vor Michelin und einige Teams haben ihren Ausrüster geändert. Honda hat die vergangenen Weltmeisterschaften mit dem französischen Hersteller gewonnen und entschied sich, bei ihm zu bleiben. Ist das Team aktuell zufrieden?
Kazuhiko Yamano: Im bin sehr zufrieden. Die allgemeine Leistung von Michelin ist sehr gut. Ich weiß nicht sicher, was voriges Jahr passiert ist, da ich nicht Team Manager war, aber dieses Jahr haben wir uns oft getroffen, um Meinungen auszutauschen und im Moment machen wir gemeinsam einen guten Job.
Können Sie uns etwas zum neuen Motor sagen?
Kazuhiko Yamano: Unser Job ist es, eine Maschine zu liefern, die gewinnen kann. Es ist egal, welche Ventile sie verwendet, ob pneumatisch oder normal. Wir versuchen, Maschinen zu bauen, die Rennen gewinnen und arbeiten weiter an beiden Optionen, um dieses Ziel zu erreichen.
Wer ist Ihrer Meinung nach in einer besseren Position im WM-Kampf: Ducati oder Yamaha?
Kazuhiko Yamano: Beide sind sehr stark, sie haben Maschinen, die gut laufen und beide haben gute Fahrer in ihren Teams.
Der Benzintank ist aktuell auf 21 Liter beschränkt. Hat Honda Probleme, diese Vorgaben an den Verbrauch eines kraftvollen Rennmotors anzupassen?
Kazuhiko Yamano: Man braucht einen Kompromiss zwischen Verbrauch und Kraft, denn wenn man so viel Kraft wie möglich holen will, dann wird das Benzin aus sein, bevor das Rennen zu Ende ist. Es ist wichtig, eine Balance zu finden, die einem die Chance gibt, das ganze Benzin zu nutzen, ohne zu riskieren, einen zu geringen Verbrauch zu haben. Denn wenn man das hat, dann merkt man das am Kraftunterschied.
Dies ist eine Welt, wo reife, erwachsene Menschen mit Jahren an Erfahrung komplett konzentriert an Vorgaben arbeiten, die ihnen von Jungs gegeben werden, die kaum 20 Jahre alt sind. Haben Sie je aufgehört, darüber nachzudenken?
Kazuhiko Yamano: Ich denke, es ist so, dass ich mit Dani und Nicky fahren würde, wenn das möglich wäre. Aber so widme ich meine Träume, meinen Einsatz und meine Arbeit dem Ziel, unseren Fahrern beim Siegen zu helfen. Ihr Alter ist egal, aber ihre Arbeit und Talent sind es, was sie dorthin gebracht, wo sie sind. Und mein Weg hat mich dorthin geführt, ihnen von dort zu helfen, wo ich jetzt bin.
adrivo Sportpresse GmbH
geschrieben von veröffentlicht am 15.05.2008 aktualisiert am 15.05.2008
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