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Telematik-Tarif
Einen Fahrstil-Tarif in der Kfz-Versicherung will die Autoversicherung HUK-Coburg einführen. „Wir testen derzeit eine Box-Lösung, um sichere Daten für eine solchen Tarif zu erhalten“, bestätigt Pressesprecher Thomas von Mallinckrodt auf Anfrage. Einen konkreten Einführungstermin für den „Pay-as-you-drive“-Tarif gebe es aber noch nicht. Die Süddeutsche Zeitung hatte gemeldet, dass dieser Anfang 2016 kommen soll. Derzeit wird bei der HUK-Coburg eine „ausreichende“ Zahl von Mitarbeitern mit Fahrtenschreibern ausgestattet. Gleichzeitig sei man im Gespräch mit den Datenschützern. Ausgewertet werden die Fahrdaten über eine im Fahrzeug installierte Telematik-Box. Sie überwacht den Fahrer und zeigt, wann er wo und wie unterwegs ist. Wer sein Fahrverhalten so kontrollieren lässt, und passiv fährt, soll mit einem Bonus belohnt werden.
In der Vergangenheit hatte sich der Versicherer eher ablehnend gegenüber Telematik-Tarifen geäußert. Sie hatte argumentiert, dass das individuelle Risiko des Fahrers durch viele indirekte Faktoren wie beispielsweise Fahrzeugtyp, Wohnort, Alter, Kilometerleistung bereits sehr gut abbildet werde. „Das gilt für die Masse der Autofahrer, nicht aber für einzelne Gruppen“, erläutert Mallinckrodt. Der neue Telematik-Tarif sei nur für Fahranfänger geplant.
Mit dem Einstieg in das Telematik-Geschäft will die HUK-Coburg wohl auch die Konkurrenz bändigen und keine Marktanteile bei jungen Fahrern verlieren. So startet die Axa aus Köln schon Ende 2015 mit einem Telematik-Tarif für Fahranfänger bis 25 Jahre. Und bereits jetzt können junge Fahrer einen deutlich Nachlass erhalten, wenn sie den Tarif „Sijox“ wählen, hinter dem die Signal-Iduna steht. Die Sijox „AppDrive“ gibt es für junge Fahrer unter 30 Jahren. „Es sind bis zu 40 Prozent Ersparnis möglich“, erläutert Projektleiter John-Sebastian Komander. Black-Box-Tarife starten im Herbst zudem bei der Itzehoer und der VHV aus Hannover. Bei der Itzehoer ist die Telematik-Box kostenlos. Service steht hier im Vordergrund. Das System soll helfen, den eigenen Fahrstil zu verbessern. Zudem wird im Ernstfall ein automatischer Notruf ausgelöst. „Unsere Box können alle Kunden erhalten, die eine Kfz-Haftpflicht- und Kaskopolice abschließen“, so VHV-Vertriebsmann Frederik Waller. Demgegenüber müssen Telematik-Kunden bei der VHV für die Box, die Datenübermittlung an den Partner Telekom sowie den Betrieb einer Notfallzentrale pro Jahr rund 110 Euro zahlen. „Diese Kosten möchten wir nicht auf Kunden umlegen, die keinen Nutzen von dem Tarif haben“, heißt es bei der VHV.
Vorreiter eines Fahrstil-Tarifs war Anfang 2014 die S-Direkt. Hier gibt es bei Kosten von 71 Euro pro Jahr nur einen Höchstrabatt von fünf Prozent. Datenschutzrechtlich haben sich die Versicherer abgesichert. Die realen Fahrdaten ihrer Kunden erfahren sie nicht, sondern lediglich einen Wert der Fahrqualität. Anfänglich hatte es harsche Kritik gehagelt. Kritiker warnten bei der Einführung des ersten Telematik-Tarifs vor einer neuen „Datenkralle“ und der „Verwanzung“ des Autos. „Autofahrer müssen künftig immer damit rechnen, dass die im Fahrzeug gespeicherten Daten von der Polizei beschlagnahmt werden. Einen Anlass lässt sich im Straßenverkehr schnell finden“, warnt Daniela Mielchen, von der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Zudem sollten junge Fahrer nicht blindlings einen Telematik-Tarif abschließen. Besser ist es, vorher einen Prämienvergleich zu machen. Denn unter Umständen ist ein Tarif mit Kontrolle und Bonus teuer als ein klassisches Angebot ohne Big-Brother.
geschrieben von Uwe Schmidt-Kasparek/mid veröffentlicht am 27.05.2015 aktualisiert am 27.05.2015
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