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Es hat lange gedauert, doch endlich haben die Stützräder an Kinderrädern ausgedient. Sie waren ohnehin meist lediglich ein Beruhigungsmittel für die Eltern und gaukelten dem Nachwuchs eine Sicherheit vor, die es gar nicht gab. Seit einigen Jahren erleben viele Kinder ihre ersten Zweiradfahrten auf Laufrädern, sodass sie spielerisch Gleichgewicht auf zwei Rädern, Lenken und Koordination gelernt haben. Stützräder hingegen, da sind sich alle Experten einig, trainieren Verhaltensmuster, die, erst einmal verinnerlicht, wieder mühsam aus den motorischen Abläufen gestrichen werden müssen.
Auch Kinder, die noch nie mit einem Laufrad unterwegs waren, lernen das Radfahren ohne Stützräder innerhalb kürzester Zeit. Dazu reichen einige Stunden auf einem leeren Schulhof oder Parkplatz, wenn Eltern mit entsprechender Geduld den Nachwuchs einweisen. Die Industrie hat inzwischen reagiert und bietet deshalb Kinderräder ohne Stützräder an. Stattdessen stattet zum Beispiel der Kinderrad-Spezialist Puky seine Zwölfzoll-Modelle serienmäßig mit einem Seitenständer aus. „Den braucht jedes Kind, Stützräder nicht“, erklärt ein Unternehmenssprecher im Pressedienst Fahrrad.
Der Erfolg der Laufräder hat noch eine weitere Konsequenz. Der Radnachwuchs ist in den vergangenen Jahren deutlich jünger geworden. Die ersten Erfahrungen auf zwei Rädern machen die Kinder bereits im Alter von rund drei Jahren und weniger, trainieren so ihre Fähigkeiten, das Gleichgewicht zu halten und verlangen dann früher als in der Vergangenheit nach einem „richtigen Fahrrad“, auch wenn sie noch gar nicht in der Lage sind, komplizierte Verkehrssituationen wahrzunehmen und entsprechend zu verarbeiten. Um das Fahrrad sicher zu beherrschen, müssen die Kleinen „nur“ noch das Pedalieren und damit auch die richtige Geschwindigkeit sowie das Bremsen lernen – und natürlich das korrekte Verhalten im Verkehr. Vorschulkinder sind damit schlicht überfordert.
Damit Kind und Fahrrad zusammenpassen, sollten sich Eltern im Fachhandel informieren, denn obwohl Räder noch immer in Spielzeuggeschäften angeboten werden, sind sie eben kein Spielzeug und müssen einige Voraussetzungen erfüllen, damit der Nachwuchs sicher unterwegs ist. Während bei Kleidung die Nummer größer mitunter angebracht sein mag, ist diese Einstellung beim Fahrradkauf fehl am Platz. Kind und Fahrrad sollten in allen Proportionen zueinander passen, denn ein Rad, in das die Junioren hineinwachsen sollen, kann sich zu einer Gefahr für den jungen Fahrer entwickeln. Das Rad muss vielmehr so gestaltet sein, dass Kinder im Sitzen zu jedem Zeitpunkt mit den Füßen sicher auf den Boden kommen und beim Fahren aufrecht und nicht zu stark nach vorne gebeugt sitzen. Nur so können sie die Verkehrssituationen optimal beobachten.
Leider neigen viele Eltern dazu, ihre Kinder mit zu großen Rädern und komplizierter Technik zu beglücken. Zwar sind viele Gänge durchaus ein Statussymbol, doch Fahranfänger sind schnell überfordert, sodass, wenn überhaupt, eine solide Dreigangnabenschaltung plus Rücktrittbremse die bessere Lösung ist. Die Wachstumsschübe der Kinder werden am besten durch verlängerbare Sattelstützen und entsprechende Rahmenaufbauten ausgleichen. Gleichzeitig sollten Eltern auch auf das Gewicht des Rades achten. Leichte Räder aus dem Fachhandel sind zwar kostspieliger als schwere Stahlrahmen, vermitteln aber auch mehr Fahrspaß. Ein Rad, das am Ende fast so viel wiegt wie sein Fahrer ist eher Qual denn Genuss.
Sichere und leicht bedienbare Bremsen, die der kindlichen Anatomie angepasst sind, zuverlässige und leistungsstarke Lichtanlagen in Kombination mit einem Nabendynamo dürfen ebenfalls nicht fehlen. Und damit die Kinder und Heranwachsenden ausreichend geschützt sind, ist ein Helm unverzichtbar. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Helmen, die mit ihrem Design auch diese Zielgruppen ansprechen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 15.04.2014 aktualisiert am 15.04.2014
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