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Mehr als ein halbes Jahrhundert lang war die Pkw-Klimaanlage in Deutschland verpönt. Mittlerweile hat sie sich durchgesetzt und zählt zur Standardausstattung.
Erstmals eingesetzt wurde die Innenraumkühlung[foto id=“516920″ size=“small“ position=“right“] 1938 von den amerikanischen Autoherstellern Nash und Studebaker. Nötig geworden war sie, weil die Fahrzeuge sich immer mehr von der Außenwelt abkapselten, zunächst mit Dächern gegen den Regen, bald schon mit Fensterscheiben gegen Wind und Staub. Waren die ersten Klimaanlagen noch groß, schwer und kostspielig, entwickelten die US-Autohersteller sie schnell weiter, so dass sie schon zu Beginn der 50er-Jahre als Serienausstattung ins Auto einzogen. Mitte der 60er-Jahre etablierte sie sich in den USA und Japan komplett und wurde seitdem in ihren technischen Grundzügen kaum mehr verändert.
Die Deutschen bekamen davon zunächst nicht viel mit. Zwar konnten Autofahrer auch hierzulande ab 1957 beim Autokauf eine Klimaanlage ordern – allein, sie taten es kaum. Die säuselnde Kühlung war als „zu amerikanisch“ verpönt; das hierzulande vergleichsweise milde Klima machte die Ignoranz zudem recht folgenlos. Erst mit den 90er-Jahren begann auch hierzulande der Siegeszug der Klimaanlage. Heute haben 83 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Pkw die eingebaute Kühlung an Bord, bei Neuwagen liegt die Ausstattungsquote sogar bei 93 Prozent. Nur Radio und Servolenkung werden noch häufiger geordert. Autos ohne Kühlanlage lassen sich heute kaum mehr weiterverkaufen.
Dass sich die Klimaanlage durchgesetzt hat, liegt nicht etwa an einer zunehmenden Verweichlichung der Autofahrer, sondern an ihren zahlreichen Vorteilen. Sie macht das Fahren im Sommer nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer. Denn in einem aufgeheizten Innenraum überhitzt auch der Fahrer. Nach einer Stunde Fahrt bei 30 Grad Celsius steigt die Temperatur in Kopfhöhe ohne Klimaanlage auf 42 Grad – Konzentrationsschwächen und Aggressivität können die Folge sein. Selbst im Winter leistet die Klimatisierung gute Dienste, entfeuchtet sie doch den Innenraum und verhindert beschlagene Scheiben.[foto id=“516921″ size=“small“ position=“left“]
Während das grundsätzliche Prinzip – ein mit Kältemittel befüllter Wärmetauscher temperiert die von einem Ventilator angesaugte Luft auf das gewünschte Niveau – seit Jahrzehnten unverändert ist, haben die Hersteller in der Vergangenheit neben Gewicht, Größe und Kosten vor allem am Komfort gefeilt. Die Klimaautomatik, bei der sich die Innenraumtemperatur automatisch dem vom Fahrer eingestellten Wert anpasst, ist mittlerweile selbst in Kleinwagen zu haben. In größeren Modellen kann längst jeder Insasse seine eigene Klimazone selbst einstellen. Premium-Hersteller wie Lexus integrieren die Klimaanlage sogar in ein Gesamt-Temperierungskonzept – mit Infrarotsensoren, die die abgestrahlte Körperwärme der Insassen messen und zugfreien Kaltluftduschen aus dem Dachhimmel. Mercedes hat für die neue S-Klasse sogar eigens eine Parfüm-Kollektion entwickelt, die über die Klimaanlage den Innenraum beduftet. Bei Nissans nobler Tochter Infiniti simuliert das Gebläse eine sanfte Waldbrise, indem der Luftstrom nicht kontinuierlich bläst, sondern per Zufallsgenerator gesteuert wird. Dass alle Anlagen gleichzeitig die Luft von Pollen und Schadstoffen reinigen, ist dabei selbstverständlich.
Ob man das alles braucht, hängt natürlich von den persönlichen Vorlieben ab. Und die können durchaus unterschiedlich sein – auch national. So mag der Amerikaner die steife Kühlluft-Brise auf den Bauch, der Deutsche wünscht es eher indirekt. Beim Autokauf sollte daher unbedingt auch die Klimaanlage getestet werden – ein oft vernachlässigter Punkt. Doch viele Anlagen ziehen unangenehm oder sind bei großer Hitze schnell überfordert; vor allem in Vans zählen sie regelmäßig zu den Schwachstellen.
In den Fokus geraten ist die Klimaanlage zuletzt allerdings wegen anderer Probleme. Weil die EU das bisherige Kältemittel aus Klimaschutzgründen verbannt, setzen viele Hersteller seit einiger Zeit ein neues Mittel ein, das zuletzt aber in die Kritik geraten ist. Der 1234yf genannte Stoff steht im Verdacht, brandgefährlich zu sein und bei der Verbrennung zudem größere Mengen der giftigen Flusssäure freizusetzen. Daimler verweigert den Einsatz des Kältemittels daher, andere Hersteller nutzen Lücken in der Gesetzgebung, um es nicht einsetzen zu müssen. Gemeinsam wollen sie möglichst schnell Klimaanlagen auf CO2-Basis auf den Markt bringen. Die ersten Exemplare könnten nach optimistischer Lesart schon 2017 zur Verfügung stehen. An den Vorteilen für die Insassen ändert die Kältemittelfrage aber nichts. Wer einmal im Sommer mit Klimaanlage gefahren ist, will sie nicht mehr missen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 24.06.2014 aktualisiert am 24.06.2014
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