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Ingo Koecher — Bittet ein Hersteller Journalisten zum Pressetermin, wird in der Regel in Superlativen gebadet. Es fallen Begriffe wie »Premierenfeuerwerk« oder wenigstens »Welt-« oder »Publikumspremiere«. Um so überraschender ist der Weg, den Knaus-Tabbert mit seinen Tochtermarken einschlägt. Hier soll nicht am Kunden vorbei produziert werden. Vielmehr will der Hersteller die zur Knaus-Tabbert Gruppe gehörenden Modellpaletten und Fahrzeuge straffen. Dabei liege der Fokus auf mehr Ausstattung und frischem Design, heißt es
Zwei entscheidende Punkte innerhalb der Unternehmensstrategie bei Knaus-Tabbert werden in den folgenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Zum einen zieht sich der Hersteller aus dem Rennen der rasant verkürzten Modellzyklen zurück, zum anderen richtet man den Fokus auf bestehende Modelle, die mit innovativen Details aufgewertet werden. Das Ganze mit dem Ziel einer Konsolidierung. Das bedeutet jedoch nicht zelebrierter Stillstand: Neben einiger Feinarbeit und der Nachrüstung neuer Ausstattungsdetails im aktuellen Fahrzeugbestand gibt es natürlich auch in Zukunft Fahrzeugneuentwicklungen. Die stehen allerdings in einem gesunden Verhältnis unter der Maßgabe, was sinnvoll oder entbehrlich ist.
Gegenwärtig verhindere der undurchschaubare Angebots-Dschungel eine Kaufentscheidung eher, als sie zu fördern, meint Wolfgang Speck, Geschäftsführer bei Knaus-Tabbert. Das habe sich während einer Händlerbefragung als Schwerpunkte gezeigt. Zur großen Zahl vorhandener Fahrzeuge – und das gilt markenübergreifend – kommt eine noch größere Zahl von Kombinationsmöglichkeiten bei Gestaltung und Ausstattung hinzu. Die zentrale Frage lautet: Braucht man das? Knaus-Tabbert meint: Nein.
Reisemobilisten und Caravanfreunde müssen sich fortan aber nicht in Verzicht üben, entwickelt der Hersteller doch weder ein Einheits-Reisemobil noch ein Einheits-Caravan. Dennoch sei zu überlegen, ob [foto id=“473098″ size=“small“ position=“right“]die unüberschaubare Menge an Kombinationsmöglichkeiten, die alle produziert und vorgehalten werden müssen, überhaupt notwendig ist. Fragt etwa ein Kunde nach einem speziellen Ausstattungsdetail, das nicht verfügbar ist, kann ihm der Händler eine Alternative anbieten. Denn am Ende ist ein Stuhl eben ein Stuhl.
Durch die Straffung nehmen auf der Kostenseite des Herstellers die Ausgaben ab, weil die in Handarbeit gefertigten Fahrzeugteile günstiger produziert werden können. Für den Kunden ergeben sich daraus geringere Anschaffungskosten.
Mit Fahrzeugen der Weinsberg-Modellreihe setzt Knaus-Tabbert diese neue Strategie zuerst um. »Keep at Simple« heißt, Fahrzeuge einfach, aber schick zu machen. Denn auch im niedrigeren Preissegment, so Weinsberg-Produktchef Swen Dluzak, erwarten Kunden gute Verarbeitung und wertige Ausstattung für ihr Geld.
Dabei habe man erkannt, dass gerade eine der Hauptzielgruppen, nämlich die Familie mit Kindern, kaum mehr in der Lage ist, sich einen neuen Caravan zu leisten. Das signalisierten auch die Händler und erwarten eine neue Modellpolitik des Herstellers. Denn die Praxis sieht so aus: Zunächst rollt der neue Caravan auf den Hof. Dort steht er dann, interessiert angeschaut, aber eben zu teuer. Erst nachdem das Fahrzeug aus dem Verleih in den Verkauf geht, wird es für viele erschwinglich. Dann nämlich könnten die Händler an der Rabattschraube drehen, und schon sei das Fahrzeug verkauft.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Knaus-Tabbert seine Fahrzeuge in Zukunft verramschen will. Im Gegenteil: Mit der neuen Modellpolitik soll auf die Bedürfnisse der Kunden zugegangen werden. Und das gilt sowohl für die junge Zielgruppe der Einsteiger bis zu den Best Agers 50+. Dazwischen sieht Wolfgang Speck die Gruppen sportlicher Abenteurer im Alter von 30 bis 35 Jahren sowie Familien mit einem Durchschnittsalter der Kunden von 35 bis 45 Jahren.
geschrieben von Ingo Koecher/auto.de veröffentlicht am 03.07.2013 aktualisiert am 03.07.2013
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