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Krisenstimmung bei den deutschen Herstellern von Freizeit-Fahrzeugen: Der Absatz ist deutlich spürbar eingebrochen. Schon zum Caravan Salon 2008 in Düsseldorf deutet sich an, dass auf die vom Erfolg verwöhnte Branche harte Zeiten zukommen. Auf der weltweit größten Messe für Reisemobile und Caravans wurde bekannt, dass die Knaus-Tabbert Gruppe in finanziellen Schwierigkeiten steckte. So traditionsreiche Marken wie Eifelland, Knaus, Tabbert, Weinsberg und Wilk gerieten in Gefahr.
Nun ist diese Gefahr gebannt. Ein niederländischer Investor hat sich des Unternehmen angenommen. Doch es lohnt der Blick auf die Gründe für die finanzielle Schieflage von Knaus-Tabbert, denn die sind den anderen Herstellern und Anbietern nicht fremd. Sorgen mit der Kaufzurückhaltung haben alle. Die Kunden sind verunsichert. Zunehmend mehr Innenstädte bleiben künftig für Reisemobile versperrt. Denn die „Umweltzonen“ halten viele ältere Reisemobile draußen. Sie können sich die ersehnten Plaketten nicht verschaffen, meist mangels Umrüstmöglichkeiten. Hinzu kommen steigende Kosten. Die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer hat den Geldbeutel vieler Reisemobilisten heftig betroffen. Die hohen Treibstoffkosten sorgten 2008 dafür, dass etliche Camper im Lande blieben. Verzichtet haben viele auch auf den Neukauf eines Campingfahrzeugs. Die Kundschaft hält ihr Geld zusammen und fährt das ältere Reisemobil länger als es die Industrie lieb sein kann.
Doch die Hersteller sind an den Absatzproblemen nicht schuldlos. In den vergangenen Jahren haben sie sich an ständig steigende Verkaufszahlen gewöhnt und den Ausstoß immer weiter gesteigert. In mancher Chefetage ist die Kaufzurückhaltung der Kunden wohl zu spät registriert, die Produktion nicht rechtzeitig zurückgefahren worden. Rund 20 000 bis 30 000 Camping-Fahrzeuge dürften derzeit in Deutschland auf den Höfen der Händler stehen. Die haben die Fahrzeuge in der Regel finanziert, und die Kreditkosten drücken. Etliche Händler sind bereits pleite, weitere werden noch folgen. Die Kaufinteressenten halten sich auch deswegen zurück, weil die Mobile immer kostspieliger wurden. Ein ausgebauter Kastenwagen ist kaum noch unter 40 000 Euro zu haben. Einen sechsstelligen Betrag für einen ausgebauten Mercedes Sprinter oder einen Iveco auszugeben, ist problemlos möglich.
Nicht immer gibt es für die teilweise happigen Kaufpreise auch einen entsprechenden Gegenwert. Zwar sind leistungsstarke Antriebsaggregate mit mehr als 200 Pferdestärken ebenso zu haben wie ABS, ESP, ASR oder Navigationsgerät. Doch in den eigentlich für ein Reisemobil relevanten Punkten, den Funktionsbereichen wie Küche, Sanitärraum oder Schlafbereich, da fehlt es den Herstellern noch oft genug an zündenden Ideen. Beispiele gefällig? Polster rutschen auf den Sitzbänken haltlos hin und her. Zum Bettenbau müssen zahlreiche Polster zu einem Puzzle zusammengesetzt werden. Gerade mal eine Handbreit tiefe „Kleiderschränke“ taugen nicht zur Unterbringung der Urlaubsgarderobe. In der Duschwanne läuft das Wasser nicht ab. Und so weiter. Stattdessen setzen Hersteller auf Gimmicks wie Lichtspiele, mit Dutzenden Beleuchtungskörpern und hinterleuchtete Barfächern, die je nach Stimmung vom Computer gesteuert werden. Wieder mal eine Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat.
An manch anderem Problem haben auch die Kunden ihren Anteil. Sie verlangen nach Vollausstattung, nach Kühlschränken mit üppigem Fassungsvermögen, groß dimensionierten Tanks, SAT-Antennen, Klimaanlagen, Heck-Garagen, Markisen und anderen Annehmlichkeiten. Kein Wunder, wenn dann, besonders in der beliebten Klasse bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, kaum noch Zuladung für das Urlaubsgepäck bleibt. Da bleibt für die Hersteller noch einiges zu tun. Die Entwicklung gewichtsoptimierter Reisemobile ist nicht nur wegen der benötigten Zuladung eine Herausforderung für die Industrie, sondern auch wegen des Kraftstoffverbrauchs. Mit Spannung wird daher der zur jetzt in Stuttgart beginnenden CMT angekündigte Aero-Van von Bürstner erwartet. Besonderen Wert legt der Hersteller aus Kehl auf die aerodynamische Optimierung und die Gewichtsreduzierung des Mobils. Man muss kein Prophet sein um vorherzusehen, dass andere Hersteller dem Beispiel von Bürstner folgen werden.
Irgendwann sollten die Konstruktions- und Marketingabteilungen wieder mehr Augenmerk auf den „Nachwuchs“ legen. Denn bisher konzentriert sich die Branche mit ihren Angeboten überwiegend auf ältere Kunden und deren Bedürfnisse. Doch das werden nicht die Kunden von morgen sein. Es wäre sicher keine schlechte Idee, den Jungen schon heute bezahlbare und attraktive Angebote zu unterbreiten. Gefragt sind alltagstaugliche Mobile, die nicht nur in der Urlaubszeit genutzt werden können, Fahrzeuge mit pfiffigen Ideen, die eine Mehrfachnutzen in Beruf, Alltag und Freizeit, für sportliche Aktivitäten, aber auch den Großeinkauf und den Kindertransport ermöglichen. Umweltfreundliche, sparsame und – im besten Sinne des Wortes – preiswerte Mobile mit praxisgerechter Ausstattung und pfiffigen Ideen könnten den deutschen und europäischen Herstellern wieder zu besseren Verkaufszahlen verhelfen, weil sie neue Kundenschichten erschließen können.
geschrieben von (ar/gp) veröffentlicht am 06.01.2009 aktualisiert am 06.01.2009
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