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Kommentar
Der Vorgang ist eher traurig als Grund zur Empörung. Bei einem schweren Unfall auf der Autobahn A2 sollen Autos um die Unfallopfer herumgekurvt sein, statt zu helfen. Aber nicht genug damit. Es wird berichtet, die mobilen Gaffer hätten mit ihren mobilen Telefonen die unglücklichen Menschen sogar fotografiert. Das ist eine neue Stufe auf dem Weg zur mitleidslosen Gesellschaft; aber es gibt womöglich Gründe dafür, die nicht entschuldbar sind, doch Einsichten liefern. Interesse am Leid der Anderen ist keine Erfindung der Neuzeit. Im Unglück anderer Menschen kann die eigene Erhöhung liegen oder die Erleichterung, nicht betroffen zu sein.
Aber die modernen Zeiten mit der permanenten Präsenz elektronischer Medien und dem Drang zum Füttern der sogenannten sozialen Netze haben den Gaffern und Spannern dieser Welt neue Bühnen geschaffen. Wer keine Möglichkeit hat zum Vorführen oder Verbreiten seiner Unfallbilder, wird diese nicht speichern. So einfach kann das sein. Das ändert nichts daran, dieses Verhalten als abscheulich zu empfinden. Das gilt auch für Menschentrauben aus schamlosen Beobachtern von Verkehrsunfällen und deren Folgen. Sie gaffen statt zu helfen. Aber auch hier liegen die Ursachen dafür tiefer: Wer weiß denn noch wirklich, was zu tun ist in der Ersten Hilfe? Und was ist, wenn ich da was falsch mache? Wenn ich den blutenden und zitternden Verletzten aus dem Wrack seines Autos zerre, ist das dann richtig?
Alles Fragen, die vor 10, 20 oder 30 Jahren mal beantwortet wurden. Und dann nie mehr. Da herrschen einfach auf deutschen Straßen die große Ratlosigkeit und die Angst vor der Hilfeleistung. Deshalb sollte es eine Allianz geben aus Gesetzgebung, Verbänden und Vereinen und den unterschiedlichen Hilfsdiensten. Da ist die Politik gefragt. Eine Aktion tut not: „Helft dem Helfer!“ Und nicht nur das Helfen sollte, wie geschehen, laut Gesetz vorgeschrieben werden, sondern auch das Wissen darüber, und nicht nur zur Fahrprüfung, sondern einmal im Jahr eine Stunde zur Schulung, das könnte zur Sicherheit im Umgang mit den Opfern führen.
Dann würde vielleicht bei Nicht-Helfern und Fotografierern wieder die beschämte Betroffenheit einkehren über ihr Verhalten. Empörung allein genügt nicht. Jeder kann helfen lernen. Und keiner sollte andere verurteilen, der selbst nicht mit Blut an den Händen und mit zagendem Herzen, aber entschlossenem Handeln je zugepackt hatte.
geschrieben von Wolfgang Peters/mid veröffentlicht am 05.02.2015 aktualisiert am 05.02.2015
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