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Sie haben es weit gebracht, die Chinesen. Binnen weniger Jahre. 2009 wurden in China mehr als zehn Millionen Kraftfahrzeugen gebaut. Die Autobranche im Land schoss mit einem gewaltigen Satz nach vorn. Den Medien verschaffte dieser Ruck entsprechende Schlagzeilen.
Über das Geschehen in den Automobilfabriken und von auffälligen Veränderungen auf Chinas Straßen wird sicher auch weiterhin anhaltend berichtet. Dabei wird so getan, als sei der weitere Weg der Volksrepublik China schicksalhaft vorgezeichnet, als ginge alles seinen sprichwörtlichen Gang in mehr und mehr marktwirtschaftlich geprägten Bahnen. Ein Weg ohne Überraschungen?
Vergleichsweise wenig wird von den Medien wahrgenommen, was sich in den Kulissen des chinesischen Aufbruchs abspielt. Leicht gerät aus dem Blick, dass die Kommunistische Partei Chinas – nach wie vor die chinesische Politik bestimmend – nichts dem Selbstlauf überlässt, auch wenn es so aussehen sollte. Blauäugige Blicke von außen nach Peking scheinen kaum mehr zu erfassen, wie noch immer unter der rote Fahne Regie geführt wird. Besonders deutlich wird das dann, wenn es um Meinungsfreiheit geht; eine ganz empfindliche Stelle. Wütend geißelt Peking die Absicht Obamas, sich mit dem Dalai Lama, dem Oberhaupt der Tibeter, in den USA zu treffen.
Tibet und Taiwan bleiben Reizworte für die chinesische Regierung. In aggressiver Tonlage droht sie gar „Vergeltung“ an, falls es zu einer Begegnung der beiden Nobelpreisträger komme. Nicht weniger heftig reagiert Peking auf angekündigte Waffenlieferungen der USA an Taiwan. Sogleich werden Wirtschaftssanktionen angedroht. Solche Drohungen sollten angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung Chinas für den Welthandel besser nicht einfach weggeschmunzelt werden. Auch sie sind Zeichen dafür, dass Selbstbewusstsein der chinesischen Führung parallel zum imposanten wirtschaftlichen Aufschwung zu wachsen scheint.
Im Hochgefühl des Erfolgs gerät bei der chinesischen Führung offenbar leicht aus dem Blick, dass ohne ausländische Investitionen und reichlichen Know-how-Transfer „der Kapitalisten“ im Reich der Mitte nicht viel passiert wäre, was das Land hätte stark, geschweige denn wettbewerbsfähig machen können. Mit vorzeigbarer militärischer Stärke, die die Volksrepublik gern demonstriert, lassen sich die Lebensbedingungen des Volkes nicht verbessern. Dafür liefert Nachbar Nordkorea bedrückenden Anschauungsunterricht.
Nach Peking weniger blauäugig zu blicken, hielte mögliche Enttäuschungen in Grenzen. Ist wirklich nicht vorstellbar, dass hilfreichen Investoren der Befehl zum Abmarsch zugestellt wird, sobald sie ihr Werk vollbracht haben? Unter dem Kommando der kommunistischen Partei zu vollenden, was begonnen wurde, dürften sich die Chinesen mittlerweile zutrauen. Ausreichend Selbstbewusstsein hat das Land jedenfalls getankt – nicht zuletzt zu erkennen am Ehrgeiz und Auftreten chinesischer Automobilhersteller. Die Nase wollen sie schon bald nicht nur beim Elektroantrieb vorn haben, da immerhin von Anfang an.
geschrieben von auto.de/(auto-reporter.net/Wolfram Riedel) veröffentlicht am 08.02.2010 aktualisiert am 08.02.2010
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