GDL-Streik

Kommentar: Despoten der Schiene

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Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will: Unter diesem Motto streikten die Fernfahrer in den 1980er-Jahren und warfen ihre Trucks nicht mehr an. Heute ist dieser Leitsatz aktueller denn je. Es sind nicht die Könige der Landstraße, die streiken, sondern die Despoten der Schiene. Die Lokführer werden zur Zeit vertreten von ihrer GDL, einer relativ kleinen gewerkschaftlichen Vereinigung, die es verstanden hat, offensiv und mit einer gewissen Härte in Auftrag und Auftritt das Gesetz des Handelns an sich zu reißen. Auf einem anderen Gleis fahren Bahnmanager, die freizügig sind mit Schuldzuweisungen, statt erfolgreich zu verhandeln. Dass neben der Lokführergewerkschaft auch die Bahngewerkschaft EVG zur Zeit immer deutlicher versucht, ihre Interessen durchzusetzen, macht die gesamte Situation nicht einfacher.

Auch die EVG ist bereit zum Streik, und hat der Bahn eine ultimative Frist für ein besseres Angebot gesetzt. Doch beim Management der Bahn gilt nach wie vor das Ziel, mit beiden Gewerkschaften endlich Verträge abzuschließen, deren Inhalte widerspruchsfrei sind. Einfach auf den Punkt: Lokführer der GDL sollen nicht anderes behandelt werden, als Lokführer der EVG. Und hier wird klar, worum es eigentlich geht: Es kann nicht sein, dass zwei oder mehr Gewerkschaften mit teilweise unterschiedlichen Forderungen am Verhandlungstisch sitzen. Besonders dann, wenn es um eine Dienstleistung geht, deren Ausfall nur schwer oder überhaupt nicht zu ertragen oder zu kompensieren ist. Ein Unternehmen wie die Bahn gehört zur Grundversorgung der deutschen Gesellschaft. Mobilität ist das Lebenselixier für Wirtschaftsleben und Wohlergehen.

Ohne Ortsveränderungen gibt es keine persönliche Kommunikation. Das ist durch Telefon und E-Mail oder SMS nicht zu ersetzen. Wie wichtig die Bahn geworden ist, das zeigt sich erst wirklich, wenn sie nicht fährt. Vor allem für jene Bevölkerungsgruppen, die keine Wahl haben, wenn es um die Reise geht. Die Bahn ist für alle da, aber nicht alle können im Notfall umsteigen auf das Auto oder den Bus. Und auch auf den Autobahnen stehen in diesen Tagen immer häufiger alle Räder still. Da kommen die Fernbusse auch nicht mehr durch. Es ist an der Zeit, dass GDL und EVG an einem einzigen Tisch miteinander sitzen und reden und sich einig werden. Die Bahn ist eben kein Betrieb wie jeder andere. So stark darf kein Arm sein, dass diese Räder still stehen.

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